Die Zeiten, in denen die Moosachöffnung in der Oberen Hauptstraße unter dem Motto “Deckel runter – fertig“ lief, sind schon lange vorbei. Seit nunmehr rund zehn Jahren ist aus der Moosachöffnung das Mammutprojekt des Innenstadtumbaus geworden, sind, von Osten her beginnend, die ersten Bauabschnitte fertig. Und jetzt, im Mai des Jahres 2020, geht es nun mit dem Abschnitt los, der wohl die spektakulärste Veränderung in der Freisinger Altstadt bringen wird und nach wie vor als das Herz der Innenstadtkonzeption angesehen wird: die Öffnung der Stadtmoosach in der Oberen Hauptstraße. Die aufwändigen Vorbereitungen für dieses Projekt sind also nun abgeschlossen – der Planfeststellungsbeschluss liegt ebenso vor wie die aktualisierte Entwurfsplanung. Im September 2019 hat der Stadtrat hat den Projektbeschluss gefasst, im Herbst erfolgten die Ausschreibungen, jetzt gehts dann los.
Bis Ende 2021 sollen die Arbeiten andauern, möglicherweise werden sich einzelne Maßnahmen bis ins Jahr 2022 hineinziehen. Die Entwurfspläne entsprechen dem bereits im Januar 2017 im Wesentlichen abgesegnetem Konzept. Und wie sieht das aus? Der gesamte Straßenraum der Oberen Hauptstraße zwischen Karlwirtskreuzung und Bahnhofstraße sowie der nördliche Abschnitt der Bahnhofsstraße wird niveaugleich ausgebaut, wobei entlang der Fassaden große Natursteinplatten und in der Straßenmitte kleinere Granitsteine verlegt werden. Ausgestattet wird auch dieser Abschnitt mit Sitzelementen und Fahrradständern, die in diesem verkehrsberuhigten Bereich zu einer angepassten Geschwindigkeit beitragen und die Aufenthaltsqualität steigern sollen. Wichtig: Im Zuge der Arbeiten, bei denen auch der – noch unterirdisch – Verlauf der Moosach leicht verschoben wird, wird auch das Kriegerdenkmal in die Sichtachse der Oberen Hauptstraße versetzt.
Das an den bereits fertigen Plätzen umgesetzte Gestaltungsprinzip für die Innenstadteingänge gilt auch an der Karlwirtkreuzung: Es wird auf der Südseite vier Leuchtstelen geben und im Pflaster wird das ehemalige Veitstor als historische Spur abgebildet. Weiterhin ist eine Informationstafel über die Geschichte des Veitstors vorgesehen. Vor der Straßenverengung bis zur Sackgasse wird ein platzartiger Bereich mit drei Kübelpflanzen entstehen, so die Planungen. Aufgrund der zahlreich im Untergrund verlegten Leitungen sind an dieser Stelle keine Baumpflanzungen möglich, so heißt es. Doch auch weil im Bereich des Bauabschnitts 2 nach umfangreichen Untersuchungen feststeht, dass die Baumhasel vor dem Gebäude Bahnhofstraße 3 erhalten werden kann, wird es in diesem Bereich Grün geben. Denn bei den Neupflanzungen – insgesamt zwölf Einzelbäume – wird daher besonders auf ausreichend Platz für eine gute Entwicklung der Bäume geachtet. Und wie in anderen Bauabschnitten auch werden die Voraussetzungen für eine Fassadenbegrünung geschaffen, die von den Anliegern auch erst zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden kann.
Unabhängig von der Öffnung der Moosach hätte das Bauwerk auf seiner Gesamtlänge von 220 Metern sowieso dringend saniert werden müssen. Um den Brandschutz und den Zugang der Feuerwehr zu den Händen zu gewährleisten, wird das Gewässer nach Süden verschoben. Der Abstand der geöffneten Moosach zu den Südfassaden beträgt durchweg mindestens drei Meter. In sechs Bauabschnitten, beginnend im Westen bis zur Bahnhofstraße, soll die umfangreiche Maßnahme realisiert werden. Rund zwölf Wochen Bauzeit sind für jeden Abschnitt vorgesehen. Am Ende wird die Stadtmoosach in vier Abschnitten geöffnet sein, dazwischen führen Brücken zu den Häusern. Auf der Südseite der Moosach geht es über Treppen und Sitzstufen mit einem Holzbelag hinunter zum offen fließenden Gewässer. Abgesichert wird die Moosach Richtung Straßenraum durch ein Geländer.
Gespräche werden derzeit mit den Freisinger Stadtwerken geführt, um eine Reduzierung der Länge des Hochbords für die Bushaltestelle auf der Nordseite der Oberen Hauptstraße zu erreichen. Dort erstreckt sich die Wartefläche auf 28 Meter, was dem Platz für zwei Langbusse entspricht. Mit Blick auf die „wenigen Kleinbusse“, die während der laufenden Baumaßnahmen die Innenstadt anbinden, hofft man auf eine Verkürzung des Hochbords. Auf der Südseite wird eine weitere Bushaltestelle mit einem Wartehäuschen errichtet, hier hat das Hochbord nur acht Meter Länge.
Im Mai 2020 wird also mit der Umsetzung begonnen. Das Ingenieurbauwerk Moosach-Öffnung soll dann im April 2021 fertiggestellt sein. Bis freilich alle Oberflächen hergestellt sind, könnte es Mitte 2022 werden. Die Gesamtkosten für diesen Bauabschnitt 2 der Innenstadt-Neugestaltung belaufen sich einschließlich aller Nebenkosten auf rund 19 Millionen Euro. Die reinen Baukosten betragen 14,5 Millionen Euro (davon Moosach-Öffnung inklusive der erforderlichen Sanierung 6,35 Millionen Euro). Gegenüber dem Entwurf vom Januar 2017 sind die reinen Baukosten damit um rund 33 Prozent gestiegen. Begründet wird dies zum einem mit Anforderungen aus dem Planfeststellungsbeschluss und zum anderen mit massiv gestiegenen Baukosten.
Neben der Moosachöffnung schreitet im Jahr 2020 auch die Generalsanierung des Asamgebäudes weiter voran. Es ist geplant, nach der Fertigstellung des Süddaches und dem Umbau des Stützgerüstes in ein Fassadengerüst mit dem Einbau der neuen Fenster zu beginnen. Zudem ist vorgesehen, die restauratorische Sanierung der West- und Nordfassade durchzuführen. Im Innenbereich erfolgen Putz- und Trockenbauarbeiten, die ersten Estriche werden verlegt und es wird mit der technischen Ausrüstung begonnen. Durch die Fertigstellung des neuen Daches inVerbindung mit den neuen Fenstern und der Fassadensanierung präsentiert sich das Asamgebäude dann zum ersten Mal seit der Einhausung im neuen Erscheinungsbild.
Seit Mitte März 2020 werden außerdem in der Hauptstraße zwischen Bahnhofstraße und Amtsgerichtsgasse durch die Freisinger Stadtwerke die Gas- und Wasserleitungen erneuert und das Wärmenetz neu verlegt. Zudem wird auch der Bereich der Brennergasse mit dem neuen Wärmenetz erschlossen. Begonnen wird die Baumaßnahme am Schiedereck, der Baufortschritt erfolgt in Richtung Osten. Der zeitliche Ablauf sieht vor, bis zum Juli im Bereich des Marienplatzes und zirka im Oktober im Einmündungsbereich der Amtsgerichtsgasse angekommen zu sein.
Und noch etwas: Sobald der Freisinger Wochenmarkt wieder in der Innenstadt stattfinden kann, wird er aufgrund der verschiedenen Baumaßnahmen von der Oberen in die Untere Hauptstraße verlegt.
(Foto: Stadtarchiv Freising)
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Mai 2020.
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