Gestaltungskonzept 1991
Überlegungen, wie dieser Bereich entwickelt werden soll, gibt es schon länger. Der Bebauungsplan mit der Nummer 055 aus dem Jahr 1991 sieht für diesen Freiraum eine Parkanlage mit Toilettenhaus vor, die genau an derselben Stelle positioniert ist, wo sich die heutige WC-Anlage befindet. Weiterhin war beabsichtigt, Straßenraum und Grünfläche durch eine Baumreihe zu trennen. Auf halber Strecke zwischen Karlwirt-Kreuzung und Moosachbrücke ist im Bebauungsplan der Platz direkt an der Straße eingezeichnet. Ein feingliedriges Wegenetz durchzieht alle Bereiche der Parkanlage und knüpft Verbindungen zu den umliegenden Stadträumen – auch, so die Planung, über eine Brücke über die Moosach. Diese wurde bis auf den östlichen Brückenkopf allerdings nie realisiert.
Initialzündung Innenstadtkonzeption
Rund 20 Jahre später rückte das Gelände wieder in den Focus: Das unter Beteiligung der Freisinger Bürgerschaft aufgestellte „Integrierte Innenstadt-Entwicklungskonzept“ wurde 2011 vom Stadtrat einstimmig verabschiedet und umfasst 23 Einzelmaßnahmen – darunter das Projekt „Ein- und Ausstiegshalt Touristenbusse und Busparkplatz Touristenbusse“. In der Kurzbeschreibung der Maßnahme heißt es: „Damit Touristenbusse die Innenstadt nicht weiter belasten, ist zum Aus- und Einsteigen im Bereich nahe der Karlwirts-kreuzung (Johannisstraße oder Wippenhauser Straße) eine Ein- und Ausstiegshaltestelle mit Infopoint vorgesehen.“ Die Gäste sollten von dort aus in die Altstadt gehen und dorthin zur Weiterfahrt zurückkehren. So würde nicht notwendiger Busverkehr im Zentrum verhindert und zugleich die Besucherfrequenz in der Oberen Hauptstraße erhöht. Zusätzlich sollte für die Reisebusse ein separater Ort zum Parken außerhalb der Innenstadt geschaffen werden.
Machbarkeitsstudie Johannisstraße
Nur wenige Jahre danach nahm die Stadt konkrete Standortüberlegungen auf. Unter anderem wurde 2016 in einem ersten Testentwurf geprüft, ob eine Haltebucht für zwei Busse, ein großzügiges Wartedach, eine WC-Anlage sowie eine Stadtinformation unterzubringen wären. Außerdem sollte der südliche Bereich der Fläche mit seinen Grünstrukturen aufgewertet, das Ufer der Gewässer entsiegelt und die Brücke über die Moosach gemäß dem Bebauungsplan von 1991 realisiert werden. Um möglichst hohe Synergieeffekte zu erreichen, wurde die zusätzliche Nutzung des Haltepunkts für Stadtbus-Linien einbezogen: So könnte die Verkehrslast in der Oberen Hauptstraße nochmals reduziert werden.
Anschließend ging das beauftragte Büro für Landschaftsplanung ans Werk und entwickelte auf Grundlage der beschriebenen Anforderungen einen Projektentwurf. Die Ergebnisse einer verkehrstechnischen Machbarkeitsstudie und eines Konzepts zur landschaftsarchitektonischen Gestaltung wurden dem zuständigen Ausschuss des Stadtrats im Dezember 2017 vorgestellt. Auf Basis dieser beschlossenen Studie sollte im nächsten Schritt ein Entwurf erstellt werden, der die sichere Führung des Radverkehrs, ein Minimum an Bodenversiegelung und die Akzentuierung des Platzes als Grünfläche noch stärker berücksichtigt.
Beschränkung auf das Notwendige
Seither sind nicht nur die Planungen fortgeschritten. Aufwendig wurde nochmals der Standort an der Johannisstraße abgeklopft. Ergebnis: Die Fläche ist, wie in allen vorrangegangenen und demokratisch beschiedenen Untersuchungen und Konzepten bestätigt, der geeignetste Ort für eine kombinierte Reise- und Stadtbushaltestelle. Gleichwohl soll dieses Projekt auf einen reinen Einstiegs- und Ausstiegsort in die Busse beschränkt, der Eingriff in den Grünbestand minimiert und die Versiegelung von Flächen auf das Notwendige begrenzt werden. Weiteres zentrales Anliegen ist es, den Baumbestand nicht nur zu erhalten, sondern zu erweitern.
Ort des Willkommens und Verweilens
Die aktuelle Planung nimmt diese Vorgaben auf und entwickelt die vom Straßenlärm beschallte Brachfläche zu einer Grünanlage mit Parkcharakter, die Gäste in Freising angemessen willkommen heißt und allen Besucher*innen einen entspannenden Aufenthalt ermöglicht. Das Wegenetz wird verbessert und durch einen neuen Steg über die Wörthmoosach die bislang fehlende Verbindung in den östlichen Bereich des Johannisparks geschaffen. Der Verkehr tritt in den Hintergrund, wenn entlang der Straße Säuleneichen als (visuelle) Filter gepflanzt werden. Dieser Pflanzstreifen trennt dann auch die Busbucht vom Geh- und Radweg. In diesen Streifen werden sichere Zonen zum Ein- und Aussteigen in die Busse integriert. Wegeflächen und der Park werden zusätzlich voneinander abgesetzt durch eine Höhenstufe von etwa 45 Zentimetern. Die Busbucht dient sowohl als Haltestelle für Stadtbusse wie für Reisebusse. Auf der gegenüberliegenden Seite der Johannisstraße lässt sich ein Halt für die öffentlichen Linienbusse organisieren.
Das in die Jahre gekommene WC-Häuschen wird durch eine zeitgemäße Anlage an gleicher Stelle ersetzt. Es wird dank des optimierten Wegenetzes besser zugänglich sein und so das Sicherheitsempfinden der Nutzer*innen erhöhen.
Sicherlich ein Highlight stellt der neue Johannisbrunnen auf der Grünfläche inmitten des Parks dar. Hier werden mehrere Sitzbänke aufgestellt, sodass der Ort zum Verweilen einlädt – und der Straßenlärm zwischen dem Plätschern der Moosach und des Brunnens weitestgehend in den Hintergrund tritt. Und ganz nach dem Motto „Was lange währt, wird endlich grün“ werden noch Sträucher und Stauden zusätzlich gepflanzt.
Informieren und weiterlesen im Web
Über die nächsten Planungsschritte und die Umsetzung des Johannisparks mit Stadtbus- und Touristenbushaltestelle wird auf der Webseite zur Innenstadt-Neugestaltung informiert: https://innenstadt.freising.de
Abbildungen: Die Postkarte (um 1960) aus der Sammlung des Stadtarchivs zeigt den damals von der Stadt neu gebauten Brunnen, der etwa 35 Jahre später abgebaut wurde. Nach dessen historischem Vorbild soll ein neuer Brunnen errichtet werden. Wie die Grünfläche an der Johannisstraße ansprechend gestaltet werden soll, zeigt eine Planskizze, die auch die Verbesserungs- und Verschönerungsmaßnahmen im Umfeld präsentiert. Ein Brunnen, mehr Sitzplätze, ein neues WC und ein neuer Steg über die Moosach: Der neu gestaltete Johannispark wird zum Verweilen einladen, wie die Illustration zeigt. (Plan und Visualisierung: toponauten Landschaftsarchitektur)
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juni 2021.
In unserer Bibliothek können Sie diese und alle anderen Ausgaben der letzten Jahre online lesen.