Freising im September
Kolumne von Rosi Strasser

Die Sommerpause ist vorbei – der Fink ist wieder da! Ob ich Euch vermisst habe? Na klar! Es ist ja so viel passiert – und mitunter auch recht seltsame Dinge. Letztens zum Beispiel, da ging ich durch die Stadt und verspürte plötzlich den Drang, mich neben einen Bagger zu setzen. Und als sich dann noch der Duft von Desinfektionsmittel in meine Nase schlich, da war ich regelrecht glücklich. Verrückt, oder?Aber, so ist er – der Sommer 2020.

Feierabendhalbe mit Baustellenambiente

Das Wort „Afterwork-Absacker“ – begegnet mir in letzter Zeit immer häufiger. Was sich so unglaublich cool anhört, ist eigentlich nur die frühere Feierabendhalbe. Das sagt man heutzutage halt nicht mehr so gern. Und wenn man es genau nimmt, dann hat der Spritz Aperol der Feierabendhalbe sowieso komplett den Rang abgelaufen. Allein farblich gesehen macht der schon sauber was her. Ich selber trinke als Afterwork-Absacker meistens meinen Spezi, auch wenn ich da nie so recht mithalten kann mit den vielen Spritz Aperols, Hugos und Caipis um mich herum. Aber wurscht. Primär geht es ja ums gemütliche Beieinandersitzen. Unser Freising verbreitet mittlerweile an heißen Tagen ein herrlich maritimes Flair – sogar, oder vor allem, an der Oberen Hauptstraße!

Und da macht den meisten Freisingern noch nicht mal die Aussicht auf eine Baustelle recht viel aus. Ich verstehe das sehr gut, weil ich selber so gerne neben einem Bagger sitze und in eine Baugrube blicke. Ich sehe mich dann nämlich schon mit meinem Spezi an der offenen Moosach flanieren und anstoßen mit den vielen Hugos, Spritz Aperols und Caipis.

Flaschengrün und super sexy

Es begann, als ich wieder einmal mit meiner Feierabendhalbe, dem Spezi, neben einem Bagger saß. Fährt da tatsächlich ein früherer Schulspezl an mir vorbei. Mit einem E-Bike! So unter uns gesagt: Ich war schockiert! Früher, da war das ja ein ganz ein Lässiger, müsst Ihr wissen. Kaum, dass der fünfzehn war, hatte der schon ein eigenes Hercules Mofa. Flaschengrün und super sexy. Den Helm hatte er lässig an der Armbeuge hängen – wo auch sonst – und ein selbstgedrehtes Zigaretterl hing ihm meistens aus dem Mundwinkel. Und wie sich der mit Krümmer, Ritzel und Mofaauspuff ausgekannt hat?! Sagenhaft Und jetzt?

Jetzt fährt er ein E-Bike! Schwarz und wahrscheinlich noch nicht einmal auffrisiert. Seither überlege ich ernsthaft, ob ich mir nicht auch so ein praktisches Gefährt anschaffen sollte. Ich mein, wenn sogar so ein cooler Hund wie mein Schulspezl eines fährt. Genau betrachtet, fährt unser gesamter Bekanntenkreis schon E-Bike. Warum ich also so ein Gschiss mach? Um es auf den Punkt zu bringen: Ich fühle mich noch zu jung dafür. Ja, ich weiß, wir reden hier nicht über die Anschaffung eines Rollators, und ich weiß auch, dass schon die Jungen E-Bike fahren, also die Generation, die sich nach Rechten noch mit Ritzel, Krümmer und Mofaauspuff beschäftigen sollte. Wie es jetzt weitergeht? Jetzt steht erst einmal eine Probefahrt mit so einem Trum an und dann schau ma moi. Entweder ich entscheide mich dann für ein solches, dann gehöre ich zu den Coolen der heutigen Tage, oder ich bitte meinen Vater darum, mir mein Mofa aus dem Keller zu holen. Flaschengrün und super sexy. Das wäre nämlich schon auch eine Option.
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