Domberg-Werkstatt
Das museumspädagogische Angebot des Diözesanmuseums

Das Diözesanmuseum Freising hat in den letzten beiden Jahren für so manche Schlagzeile in der regionalen wie überregionalen Presse gesorgt. Im Mittelpunkt standen dabei die für viele unerwartete Museums-Schließung 2013 und neuerdings auch der Wettbewerb zur Umgestaltung des Hauses. Viel zu lesen war (und ist) auch über die Ausstellungen des Museums, die wegen des geschlossenen Hauses inzwischen außerhalb stattfinden müssen – darunter zuletzt in der renommierten Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München („Mit Leib und Seele. Münchner Rokoko von Asam bis Günther“).

In den vergangenen fünf Jahren hat sich nach und nach ein neuer Zweig in der Arbeit des Diözesanmuseums herausgebildet: die Museumspädagogik. Zwar wurden auch schon in früheren Jahren Museumsführungen für Kinder und Jugendliche angeboten, aber eher temporär und weniger vielseitig wie heute. Während der großen Engel-Ausstellung („Engel – Mittler zwischen Himmel und Erde“) 2010, als erstmals ein kleineres pädagogisches Begleitprogramm erarbeitet wurde, habe man, so die stellvertretende Museumsdirektorin Dr. Carmen Roll, registriert, wie groß die Nachfrage nach alternativen Angeboten der kulturellen Vermittlung wirklich ist. Die Kurse, damals vor allem „Familien-Workshops“, waren immer sehr schnell ausgebucht. An diese ersten Erfolge wollten die Macher des Freisinger Diözesanmuseums anknüpfen. Im Jahr darauf gab es dann erstmals im Museum ein Ferienprogramm für Kinder sowie spezielle pädagogische Workshops für die Kommunionvorbereitung. Im November 2012 konnte schließlich ein eigens umgestalteter Raum im Erdgeschoss des Hauses für die Museumspädagogik eröffnet werden. Für die Ausarbeitung des dazugehörigen museumspädagogischen Programms hat man weitere Experten zu Rate gezogen, unter anderem Pastoralreferent Helmut Heiss (Sakramentenpastoral, Erzdiözese München und Freising) und Julia Mokry von der Katholischen Jugendstelle Freising. So ist es gelungen, ein vielseitiges und für Kinder und Jugendliche attraktives Angebot zu schaffen.

Dazu gehören unterschiedliche Workshops, die meistens neben einer Führung durch den Dom oder ein anderes historisches Bauwerk auf dem Domberg in einem zweiten Teil in der „Domberg-Werkstatt“ enden. Die ist, solange das Museum geschlossen bleibt, an einem recht passenden Ort untergebracht, nämlich in einem Raum der ehemaligen Freisinger Domschule am Domkreuzgang. In diesem schönen kleinen Saal mit seinem gotischen Gewölbe und den modernen bunten Schränken und Tischen lernen Kinder und Jugendliche, wie man im Mittelalter geschrieben hat – inklusive Griffel, Feder und Tinte. Die Erkenntnis, dass sich das durchaus kompliziert gestaltete, kommt dabei genauso schnell wie der Spaß, den die Schreibversuche in karolingischer Minuskel bereiten können. Aber nicht nur mittelalterliches Schreiben steht auf dem Programm der „Domberg-Werkstatt“ – hier werden auch Kerzen gebastelt und verziert oder auch verschiedene Gegenstände vergoldet. Der Lehrmeister der „Domberg-Werkstatt“ ist der Historiker Benedikt Lutzenberger. Zusammen mit Carmen Roll ist er innerhalb des Diözesanmuseums für das pädagogische Angebot zuständig. Für die Firmvorbereitung führt er zusammen mit den Theologinnen Julia Mokry und Eva-Maria Stockheim (Katholische Jugendstelle Erding) ein spezielles Angebot durch: Unter dem Titel „Der Flügel, das Siegel, das Licht, der Duft. Und Du“ werden den angehenden Firmlingen in einzelnen Workshops bestimmte, mit dem Sakrament der Firmung in Beziehung stehende liturgische Elemente näher gebracht. So erfahren die Jugendlichen zum Beispiel wesentliche Dinge über den Chrisam, das Heilige Öl, mit welchem sie während ihrer Firmung gesalbt werden. Eine ähnliche Salbe von den Kräutern des hinter der „Domberg-Werkstatt“ angelegten kleinen Kräutergartens, die gemeinsam hergestellt wird, vermittelt den Jugendlichen die entsprechende praktische Komponente zum Thema.

Inzwischen sind mehrere Schulen aus dem ganzen Diözesangebiet mit der Freisinger Museumspädagogik eine feste Kooperation eingegangen – die Workshops auf dem Domberg sind hier ein- oder mehrmals im Jahr Bestandteil der Unterrichtsgestaltung. Zur Adventszeit gibt es für Schulklassen wiederum ein Sonderprogramm, das sehr intensiv genutzt wird. In den vergangenen beiden Jahren waren es jeweils gut 2.000 Kinder und Jugendliche samt ihrer erwachsenen Begleiter, die das pädagogische Angebot des Freisinger Diözesanmuseums in Anspruch genommen haben. Für die Zukunft, wenn das Museumsgebäude saniert und wiedereröffnet ist, sollen die pädagogischen Angebote einen ganz zentralen Platz in der Museumsarbeit einnehmen.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom November 2015.
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