Bavaria und Olympia
Medaillen aus dem Stadtarchiv im Haus der Bayerischen Geschichte

Vom 12. Juli 2022 bis zum 15. Januar 2023 findet im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg die Sonderausstellung „Bavaria und Olympia 1896 – 2022“ statt. Anlässlich des 50. Jubiläums der Olympiade 1972 in München veranschaulicht die Ausstellung die Leistungen bayerischer Sportler in der 126-jährigen Historie der neuzeitlichen Sommer- und Winterspiele.

Die Stadt Freising ehrt einen ihrer erfolgreichsten Sportler, den Gewichtheber Rudolf Ismayr, in dem sie der Ausstellung dessen gewonnene Gold- und Silbermedaillen der Spiele von Los Angeles (1932) und Berlin (1936) zur Verfügung stellt. Diese wurden dem Stadtarchiv Freising 2018 durch dessen Familie in Form einer Dauerleihgabe zur Ergänzung des dort aufbewahrten Nachlasses von Ismayr übergeben.

Rudolf Ismayr wurde am 14. Oktober 1908 in Landshut geboren. Seine Jugend verbrachte er in Landshut und Deggendorf, wo er 1924 im Alter von 16 Jahren mit dem Boxen und Gewichtheben begann. Bereits 1925 wurde er niederbayerischer Gaumeister im Leichtgewicht, bei den Wettkämpfen kam es zu einem ersten Treffen mit dem späteren Reichstrainer Josef Zimmermann. 1928 zog Ismayr nach München und begann dort ein Studium der Rechtswissenschaften. Sein sportliches Training setzte er jedoch bei mehreren Sportvereinen fort. Josef Zimmermann holte ihn schließlich 1930 in den SC Roland München, wo er das Training intensivierte. Binnen eines halben Jahres erreichte Rudolf Ismayr so Siege und hohe Platzierungen bei verschiedenen deutschen Meisterschaften und nahm noch im selben Jahr erstmals an den Europameisterschaften im Gewichtheben teil. 1931 wurde Ismayr in Magdeburg Deutscher Meister und bei den Meisterschaften in Luxemburg Europameister. Dies ermöglichte ihm im darauffolgenden Jahr die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Los Angeles, wo er für das Deutsche Reich die erste Goldmedaille im Gewichtheben errang. Nach den Spielen begann Ismayr mit dem Aufbau der Gewichtheber- Abteilung bei der Sportvereinigung Freising und holte junge Talente wie den späteren Olympiasieger und Welt- sowie Europameister Josef Manger nach Freising. Bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 1936 in Berlin sprach Rudolf Ismayr den Eid der Sportler. Zudem konnte er im Verlauf der Spiele die Silbermedaille in seiner Gewichtsklasse erringen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er 1940 als Soldat zum Kriegsdienst eingezogen. 1945 geriet er in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 wieder entlassen wurde. Im Nachkriegsdeutschland war Ismayr als Volljurist im Staatsdienst tätig und wandte sich der Friedensbewegung zu. Politisch setzte er sich für die Abschaffung von Atomwaffen ein und kandidierte 1957, 1961 und 1965 erfolglos für den „Bund der Deutschen“ sowie für die „Deutsche Friedens-Union“ bei den Bundestagswahlen. Am Ende seiner Sportlerkarriere konnte er auf sieben Deutsche Meistertitel, drei Gewinne der Europameisterschaften, mehrere Weltrekorde und den Olympiasieg von 132 zurückblicken. Rudolf Ismayr verstarb am 9. Mai 1998 in Marquartstein.

Alle Informationen zur Sonderausstellung „Bavaria und Olympia 1896-2022“, den Öffnungszeiten und der Anreise sind unter www.hdbg.de abzurufen.

von Matthias Lebegern, Stadtarchiv Freising

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom September 2022.
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