Wilde Brau- und Videokunst
Freisinger Hopfen aus den Isarauen

Wer beim Spaziergang in den Freisinger Isarauen genauer hinschaut, dem fällt im Spätsommer und Herbst auf, dass dort ein Gewächs gedeiht, das gewöhnlicherweise in der Holledau aufzufinden ist. Humulus lupulus, oder einfacher gesagt: Hopfen! Und davon richtig viel und richtig wild. Eben genau so entgeht dem Brauer mit Mastertitel des Brauwesens an der TUM in Weihenstephan Xaver Amler von Isarkindl nicht, wie sich jedes Jahr aufs Neue in den Isarauen unserer Stadt der wilde Hopfen die Bäume hochrankt. Seit nun fast drei Jahren führt er gemeinsam mit den  Um diese Arbeit richtig in Szene zu setzen, hat sich Fotograf Nicolas Martin-Beaumont, gebürtiger Pariser und Freund von Amler, der künstlerischen Darstellung des Themas gewidmet.

Seit nun drei Jahren beobachtet Amler das wilde Gewächs, das in der Holledau über Jahrhunderte auf die optimalen Bedürfnisse des Brauers gezüchtet wurde. Klassischerweise unterscheidet man dabei zwischen Hopfen, der für die Bittere und dem Hopfen, der für das Aroma im Bier sorgen soll. Nachdem die wertgebenden Inhaltsstoffe in der Dolde des Hopfens stecken und diese nur von der weiblichen Pflanze ausgebildet wird, muss in solch Anbaugebieten penibel darauf geachtet werden, dass keine männlichen Pflanzen vorkommen. Nur so kann verhindert werden, dass die Dolde bestäubt wird und sich Samen ausbilden. Die, hieß es nämlich lange, würden die wertgebenden Inhaltsstoffe wie die Alpha-Säure oder den Öl-Gehalt mindern. Neueste Untersuchungen aber lassen darauf schließen, dass befruchtete Dolden ähnlich hervorragende Qualität liefern. In dem Fall des Bieres, gebraut mit wildem Hopfen spielen dabei andere Faktoren eine wichtige Rolle. So wächst wilder Hopfen natürlich sowohl in Form der männlichen als auch der weiblichen Geschlechtsform. Erst durch die Besamung der Dolde kann sich eine derartige Pflanze weiter vermehren und damit in unseren Gefilden etablieren. Auch das Aroma und die Bittere sind sehr variabel und standortspezifisch.

Bevor es Ende August an der Isar linksseitig oberhalb der Korbinianbrücke zum Pflücken gehen konnte, mussten aber noch rechtliche Formalien geklärt werden. So konnten sie durch die Bayrischen Staatsforsten, vertreten durch den Forstbetrieb Freising eine ausdrückliche Gestattung zum Hopfenzupfen über sechs Bastkörbe einholen. Dabei ist wichtig zu sagen, dass dabei keine Pflanzen von der Wurzel ab entfernt werden dürfen, sodass die mehrjährige Pflanze nächstes Jahr wieder aufgehen kann. Ebenso darf nur Freisinger Hopfen aus den Isarauen Wilde Brau- und Videokunst per Hand ohne schweres Gerät und auf genau definierten Bereichen mit Umsicht auf die unmittelbare Flora und Fauna geerntet werden.

Im Anschluss wurden die Dolden von der Hopfenranke entfernt. Die frisch gezupften Dolden wurden unmittelbar am nächsten Tag in einer kleinen Partner- Brauerei in Langquaid nähe Schierling frisch zu einem so genannten Grünhopfen- Bier verbraut.

Während Amler das Gewächs auf brautechnologische Aspekte hin über den Lauf der Jahreszeiten begutachtete, hat Fotograf Nicolas Martin-Beaumont den wilden Hopfen auf ganz andre Weise beobachtet. Herrn Martin-Beaumont’s Arbeiten fokussieren sich auf Natur und lebendiges Kulturerbe durch Fotografie, aber auch Video und Ton. Durch sein Know-How als studierter Fotograf der renommierten „ENS Louis Lumière Fotoschule“ und sein Equipment gelangen ihm Aufnahmen, den wilden Hopfen neuartig in Szene zu setzen. Durch innovative Videoinstallationen bekommt der Zuschauer die Möglichkeit, das Gewächs in einer einzigartigen Sichtweise zu erleben.

Aus der Kombination der beiden Kompetenzen wollen Herr Amler und Herr Martin-Beaumont ein neues Erlebnis schaffen, um die Sinneseindrücke des wilden Hopfens durch Geschmack (Bierausschank), Blick und Gehör (Video-Installation) dem Gast bzw. Zuschauer nahe zu bringen. Dazu wird es am Samstag, 24. November von 10 bis 18 Uhr im Furtner eine Ausstellung geben, die „Biernissage – Wildhopfenbier mit Videoinstallation“. Dort kann man dann die Video-Installation, Fotos und Grafik-Arbeiten besichtigen und bei einer Bierprobe mit dem Künstler und den Machern von Isarkindl persönlich ins Gespräch kommen.

Das Bier ist inzwischen im Bierlagertank ausgereift und wurde Ende Oktober in Flasche und Fass gefüllt. Das Etikett hat dabei im gewohnt-modernen Gewand Nina Bachmann gestaltet. Entsprechend ist es nun bei Händlern in Freising und München zu haben. Spezialbierläden wie das Bierhandwerk, aber auch ausgewählte Getränkemärkte und gut sortierte Rewe- Händler werden das einzigartige, echtsaisonale Spezialbier anbieten. (Fotos: Nicolas Martin-Beaumont)

Biernissage – Wildhopfenbier mit Videoinstallation
Termin: Samstag, 24. November von 10 bis 18 Uhr
Ort: Furtnerbräu Freising

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Februar 2019.
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