Aus Schein wird Hey
Aus rechtlichen Gründen muss sich Freisings beliebte Funkrockband umbenennen. Aus „Schein“ wird „Hey Hey Hey“.

Ende der 1990er Jahre im Jugendzentrum an der Kölblstraße. Eine junge Band um Sänger und Gitarrist Georg Müller, Bassist Martin Wildfeuer und Schlagzeuger Stephan Treutter spielen ihren ersten Auftritt als Vorband der Grunge-Rocker „Schizophrene Psychose“. Einen Namen hat die Gruppe noch nicht, aber einen Song namens „Schein“. Im Konzertbericht einer örtlichen Tageszeitung wird daraus der Bandname, die Gruppe bleibt dabei. Ohne zu wissen, dass das Jahre später noch zu Problemen führen wird.
Denn: Eine Videoproduktionsfirma aus Düsseldorf hat sich den Namen markenrechtlich schützen lassen. Schon 2006 bei der Produktion der EP „Extraportion“ kommt es zu Namensstreitigkeiten – die CD war aber schon im Presswerk, der Name blieb bei „Schein“. Als die Band dann zusammen mit Roberto Blanco ein Video zu ihrer Coverversion „Spiel die Funkmusik“ drehten, spitzte sich die Geschichte zu. „Wir wussten um die Brisanz, als wir das Video machten“, erzählt Bassist Martin. Damals hofften die Musiker noch, sich mit der Firma zu einigen, doch vergebens. Das war schließlich der Auslöser, so Martin, sich einen neuen Namen zu suchen. Nach langem Überlegen und viel Diskussionen kam man auf „Hey Hey Hey“. Sänger Georg sagt dazu: „So heißt auch ein Song auf der ersten Schein-Platte „Gestatten Sie“. Jeder hat schon mal bewusst oder unbewusst „Hey Hey Hey“ mitgesungen – kramt mal eure Beatles und Stones-Platten raus! Das ist echt der Inbegriff des Ausdrucks im Pop, im Rock – der Schrei, das Mitnehmen, die Ansage …“
Doch bei der bloßen Umbenennung will es die Gruppe nicht belassen. „Das ist eine Chance, einfach Neues zu tun und sich weiterzuentwickeln“, sagt Martin. Etwa in Sachen Platten-Aufnehmen, wie die Band betont: „Schein ist eine Live-Band – eben den Funk, wie er vom Live-Moment lebt, kann man kaum auf Platte bannen … die Live-Erfahrung haben wir gemacht, war Hammer – nun möchten wir auch Songs schreiben für CDs, selbstverständlich weiter live rocken, aber Lieder schreiben für Platte, die Geschichten erzählen und die man erst mal aus einem Musikabspielgerät hört und nicht live auf einer Bühne – Bläser sind hammergeil live, auf CD sind sie nicht so wichtig für unseren neuen Sound.“
Auch deshalb kam die Entscheidung, bei „Hey Hey Hey“ auf Bläser zu verzichten und zu fünft weiterzumachen. „Mit verschiedenen Bläsern live zu rocken war cool – zum Songwriting waren sie bis auf Hardy nie dabei und jetzt lassen wir sie auch weg – das Geile ist ja die Erfahrung, zu fünft Songs zu schreiben und sie im Proberaum zu rocken und komplett zu sein – diese Erfahrungen machen wir jetzt gerade und es bockt sich ungemein – weg von Gastmusikern wieder hin zur festen Besetzung“, sagt Georg. „Hardy wird außerdem noch in dem einen oder anderen Song die Posaune tröten … ganz ohne Horns will man ja auch nicht…“ Posaunist Hardy Weiß spielt in Zukunft aber hauptsächlich Keyboard.
Auf ihren bewährten Posten bleiben Bassist Martin, Schlagzeuger Stephan, Sänger Georg und Gitarrist Thomas Sedlmeier, der betont: „Der Sound bleibt groovy und tanzbar.“ Stephan ergänzt: „Man kann seinen Style ja auch nicht von heute auf morgen ändern.“
Manche Songs aus der Schein-Ära sollen deshalb auch übernommen werden, nichtsdestotrotz schreiben die Fünf derzeit gemeinsam an neuem Material, das sie in Albumform Ende des Jahres herausbringen wollen. Die ersten Songs zeigen: Ohne Bläser können die einzelnen Instrumente mehr Raum einnehmen. Es geht der Band mehr um den einzelnen Song, den einzelnen Text, weniger um eine Live-Funk-Band, mehr um einzelne Lieder und um Geschichten, die erzählt werden. Die Folge ist, dass sich „Hey Hey Hey“ etwas vom Funk entfernen, stellenweise werden sie deutlich rockiger oder elektronischer.
Ein schnelles Ende von „Schein“ steht allerdings erst mal nicht bevor. „Es wird keinen Cut geben, das ganze soll ntspannt ablaufen“, erklärt Stephan. Georg ergänzt: „Wir wollen auch den Leuten die Chance geben, Schein noch einmal zu erleben dieses Jahr, z.B am Uferlos und das letzte Mal an Scheinachten 2011.“ Parallel dazu wird aber das Projekt „Hey Hey Hey“ vorangetrieben, Songs geschrieben und es soll auch schon erste Live-Auftritte geben, um das neue Songmaterial zu testen. Bis Ende des Jahres soll dann aber Schluss sein mit „Schein“ und durchgestartet werden mit „Hey Hey Hey“.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Mai 2011.
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