Die Initialzündung war die Schließung des Camera-Kinos in der Stieglbräugasse. Freising – eine kinofreie Zone? Das geht gar nicht, dachten sich die beiden Cineasten Manuel Leutner und Thomas Schmölz. Da muss man doch etwas tun, nach einer Alternative suchen. Erst mal Gedanken machen. Leutner fiel ein, dass es im Schafhof doch ein Filmfestival gegeben hat. Inzwischen war mit Gerhard Schebler ein dritter mit von der Partie bei der Initiative „Filmfreunde Freising“, wie sie sich fortan nennen wollten. Man knüpfte Kontakte zu Eike Berg, dem Leiter des im Schafhof befindlichen Europäischen Künstlerhauses. Dem gefiel die Idee auf Anhieb und auch die Gastronomen im Schafhof-Café, die für besagtes Filmfestival verantwortlich zeichneten, waren Feuer und Flamme, im Schafhof einen regelmäßigen Kinobetrieb aufzunehmen.
„Allerdings nicht oben im Kuppelsaal“, wie sich Schmölz an das weitere Vorgehen erinnert, sondern unten im Café, „weil es dort eine heimeligere Atmosphäre gibt“. Den Filmfreunden schien das Ambiente, in dem man auch nach der Vorstellung noch verweilen und sich unterhalten kann, als reizvoll. Auch die Tatsache, dass sich die Besucher in entspannter Atmosphäre etwas zu essen und zu trinken kaufen können, gefiel den Initiatoren. Gesagt, getan. Das Trio nahm Kontakt zu Film-Verleihern auf. Es zeigte sich, dass Vorführrechte für einen Abend zu vernünftigen Konditionen zu haben sind. Das Schafhof-Café stellte einen Beamer zur Verfügung. Otto Lipp, ein Tontechniker, der ohnehin zu tun hat im Schafhof, sorgte für eine Sound-Anlage. An Ideen für sehenswerte Streifen mangelte es den Filmfreunden nicht. Sie erinnerten sich an Streifen, die sie in München oder anderswo gesehen hatten. Oder aber sie machten sich in Magazinen schlau. Schnell nahm ein Programm für eine Kurzreihe von vier Filmen Gestalt an.
Man verständigte sich auf anspruchsvolles internationales Kino, auf Kino von Format, fernab des Mainstream. Mit Blockbustern hatten und haben die „Filmfreunde Freising“ nichts am Hut bei der Planung ihres Pilotprojektes. Zum Auftakt suchte man sich „Searching for sugarman“, einen Streifen des schwedischen Filmemachers Malik Bendjelloul heraus. In Originalfassung mit Untertiteln. Die Spannung stieg. Noch dazu war die Vorstellung für Freitag, 13. Dezember vorgesehen. Ein gutes oder ein schlechtes Omen? Die Medien, Freunde und Bekannte waren informiert. Die Filmfreunde konnten den Kinostart kaum erwarten. Als es dann schließlich so weit war, waren sie überwältigt von der Resonanz. Siebzig Besucher zählte die Premierenvorstellung. Die Stühle reichten nicht aus, die Leute standen außen herum.
„Ein Riesenabend, viel mehr Leute als wir erwartet haben“, stellt Schmölz im Nachhinein zufrieden fest. Das macht Hoffnung auf die nächsten Vorstellungen. Alles scheint möglich nach diesem gelungenen Auftakt. Alles außer Popcorn. Das gibt es nämlich nicht bei den Kinovorstellungen im Schafhof. „Es hat aber auch niemand danach geschrien“, sagt Filmfreund Thomas Schmölz.
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Januar 2014.
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