Wenn an einem Samstag die Massen zu Tausenden in die Freisinger Innenstadt strömen, dann kann das nur eines bedeuten: Altstadtfest! Und wenn das heuer am 21. Juli wieder so sein wird, dann kann man ein Jubiläum feiern: Seit 40 Jahren gibt es das beliebte Gaudium bereits.
In den 1970er Jahren fand mehrmals ein Sportfest unter dem Motto „Spiel ohne Grenzen“ in der Luitpoldanlage statt. Auf Einladung des damaligen Vorsitzenden des Stadtverbands für Sport, Walter Guttenberger, traten Sportvereine und auch die Bundeswehr, die Feuerwehr, das THW und andere Organisationen gegeneinander zu sportlichen Wettkämpfen an. Vorbild war die damals beliebte europaweit ausgestrahlte gleichnamige Spielshow.
Am Anfang war die Begeisterung bei Akteuren und Zuschauern noch groß. Doch nach einigen Jahren ließ das Interesse stark nach, so dass man nach einer anderen Art des „Zusammenfeierns“ suchte. Auf Vorschlag des zweiten Vorsitzenden des Stadtverbands für Sport, Siegi Wanzke, veranstaltete der Stadtverband ein Fußballspiel Stadtverband/Stadtverwaltung gegen die Bundeswehr mit anschließendem Waldfest in der Plantage. Und das wurde ein voller Erfolg. Man hatte mit etwa 500 Personen gerechnet – ein paar Tausend aber waren gekommen. Siegi Wanzke saß mit dem damaligen Oberbürgermeister Adolf Schäfer zusammen und bedauerte, dass es in Freising – anders als in anderen Städten – kein Stadtfest gebe. OB Schäfer konnte sich nicht vorstellen, wie eine solche Veranstaltung organisiert werden könnte. Siegi Wanzke erinnert sich, was er damals sagte: „Ich glaube, das könnte der Freisinger Sport schaffen.“ Walter Guttenberger, so erinnert sich Wanzke weiter, wollte allerdings damit nichts zu tun haben.
Doch Wanzke blieb seiner Idee treu: Nach einer konstituierenden Sitzung aller Freisinger Sportvereine wagte man sich 1978 also an das erste Fest: Organisation und Durchführung lagen beim Stadtverband, Strom, Wasser und Stadtreinigung waren Sache der Stadtverwaltung: Es wurde ein Riesenerfolg – mit einer Zuschauerzahl wie heute! Allerdings waren die Organisatoren, erzählt Wanzke, vor allem mit der Abrechnung überfordert. Wer hatte auch mit solchem Andrang gerechnet? So wurde das beliebte Fest immer mehr zu einem Fest der Stadt Freising zusammen mit dem Sport: Die Stadt stand hinter ihrem Altstadtfest (sorgte für die Technik, die Ausschreibung und die Stadtkasse) in Zusammenarbeit mit dem Freisinger Sport (der für Auf-, Abbau der Garnituren, Musikprogramm, Schänken und Verkauf zuständig war). Unter diesen Aspekten reifte das Fest, erreichte bald seinen jetzigen Standard. Wie das Volksfest wird das Altstadtfest von jährlich rund 20 000 Gästen besucht.
Stolz blicken die Organisatoren auf einige Höhepunkte zurück: So zum Beispiel 1979 der erste große Auftritt der Spider Murphy Gang und der damaligen Superband Sinto im Stil von Carlos Santana oder das 25. Jubiläum mit einem Sonntagsprogramm auf dem Marienplatz – Gottesdienst im Freien, danach der Auftritt der Hot Dogs. In all den 40 Jahren musste das Stadtfest nur einmal ausfallen und nur einmal abgebrochen werden. Siegi Wanzke – so sagt man – habe halt einen guten Kontakt zu Petrus in Rom. Neu ist allerdings, dass es seit einigen Jahren keinen Ausweichtermin mehr gibt. Die doppelte Organisation von Musikkapellen, Verkaufsstellen und allem anderen ist zu schwierig. Auch wenn die Umbaumaßnahmen in der Innenstadt kleine Änderungen bedingen, werden die Organisatoren auch heuer wieder zu einem schönen Fest einladen. Siegi Wanzke: „Wenn die Arbeiten erledigt sind, bietet sich für die Zukunft ein Fest in drei Bereichen an: die bayerische Gemütlichkeit mit Blasmusik um den Marienplatz, die ruhige Ecke zum Ratschen um den Roider-Jackl-Brunnen und die italienisch-venezianische Variante in der oberen Stadt um die offene Moosach herum – und nicht zu vergessen die vom Jugendzentrum organisierte Auftaktveranstaltung als Musikfestival am Freitagabend auf dem Marienplatz.“ Zum Schluss gibt Wanzke noch ein Versprechen ab: Er wünsche den Veranstaltern, vor allem seinem Sohn Sebastian, der jetzt der Vorsitzende des Stadtverbands für Sport ist, Erich Stenzel und Tobias Kapfelsberger von der Stadt Freising, und den Vereinen weiterhin so großen Erfolg, „und ich werde mich bei Petrus für gutes Wetter einsetzen.“
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juli/August 2018.
In unserer Bibliothek können Sie diese und alle anderen Ausgaben der letzten Jahre online lesen.