Um Jazzer Johannes Wunner, seine Frau, die Malerin Sallie McIlheran, und die Q-Bar in der Oberen Hauptstraße kursieren wilde Gerüchte in Freising: „Da Wunner Hannes gibt die Q-Bar auf.“ „Die Q-Bar werd verkafft!“ „Hannes und Sallie gengan für immer noch Texas“. Wie immer, wenn die Gerüchteküche brodelt, sind Teile wahr, andere unwahr …
Es stimmt: Hannes und Sallie gehen nach Texas. Doch nicht für immer. Sie bleiben für ein halbes Jahr. Der Grund: Die in Fort Worth, Texas, geborene Sallie McIlheran folgt dem Ruf an die West Texas A&M University. Sie hat eine Gastprofessur erhalten und wird für ein Semester die Fächer „Life Drawing“ und „Advanced Drawing“ unterrichten. Genau vor 100 Jahren hatte an dieser Universität Georgia O’Keeffe, die zu den bekanntesten amerikanischen Malerinnen des 20. Jahrhunderts zählt, auch ihren ersten Lehrauftrag erhalten und lehrte dieselben Fächer. „Ich bin total aufgeregt“, erzählt Sallie McIlheran, die Kunst in USA und Österreich studiert hat. „Das ist eine große Ehre für mich“. Das Semester beginnt im August. Also heißt es jetzt: Koffer packen. Am 8. Juli hebt das Flugzeug Richtung Westen ab.
Und Johannes? Auch für ihn wird damit ein lang gehegter Traum wahr: „Ich wollte schon lange mal für einige Zeit ins Ausland gehen. Dass das jetzt so ideal in Verbindung mit Sallies Arbeit klappt, ist natürlich ein Geschenk.“ Auch er packt seine Koffer und geht mit in die beschauliche Kleinstadt, die Canyon heißt, im Nordwesten von Texas liegt und knapp 13.000 Einwohner hat. Ob er als eingefleischter Jazzer den Song „Is this the way to Amarillo“ trällern wird, bleibt zu bezweifeln – befahren wird er den Weg dorthin gewiss mehr als einmal. Amarillo liegt nur 20 Minuten nördlich von Canyon und Johannes Wunner hat dort bereits eine Ausstellung mit seinen Fotografien angeleiert. Aufs „Fotografieren im zehn Minuten entfernten Palo Duro Canyon und viel Klavier spielen“, darauf freue er sich am meisten. Sport machen und Spanisch lernen stehen außerdem auf seinem Stundenplan. „Und wir müssen Sallies Werke, die aktuell noch in Dallas ausgestellt sind, zu uns in den Westen transportieren.“ Das halbe Jahr ist schon jetzt voll bepackt und die Zeit wird für die beiden sicher schnell vorübergehen.
Und die Q-Bar? „Die läuft ganz normal weiter. Ich habe ein fantastisches Team im Rücken.“ Während seiner Abwesenheit wird die Q-Bar im Oktober zehn Jahre alt – „die Feier holen wir dann 2015 nach“, verspricht der Kneipier.
Im Moment wünschen sich die beiden aber nur noch das: „Dass das alles mit der Organisiererei klappt und wir ein nettes Zuhause in den USA mit den typisch texanischen Zutaten finden: back porch, a grill and an old oak tree for shade …
Howdy y‘all!
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juni 2014.
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