In den nächsten Jahren wird das Schulzentrum an der Wippenhauser Straße sein Gesicht gravierend verändern. Wenn alles, was der Landkreis dort vorhat, realisiert ist und man auf ein neues Zentrum für berufliche Bildung blicken kann, dann ist sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für das Stadtbild von Freising viel gewonnen. Sehr viel. Ein erster großer Schritt ist jetzt getan.
Man hat Großes vor. Es soll der große Wurf werden. Auf dem Grundstück des ehemaligen Hochschul-Sportplatzes neben dem Camerloher-Gymnasium, das eine Zeitlang eine Containersiedlung für Asylbewerber beherbergte, sollen neben dem Neubau des Schulzentrums mit einer Hauptnutzfläche von zirka 11 000 Quadratmeter und neben den Erweiterungen der bestehenden Schulnutzungen weitere notwendige Ergänzungen für den gesamten Schulstandort realisiert werden. Dazu gehören eine 3-fach-Sporthalle mit rund 1700 Quadratmeter Hauptnutzfläche, diverse Außensportflächen, eine Mensa und ein Rechenzentrum. Wichtig: Man setzt auf synergetische Nutzung. Und jüngst kam auch der Gedanke auf, ein Boardinghaus zu errichten. Ebenfalls wichtig: Es sollen attraktive und gut nutzbare Freianlagen entstehen, die auch die Bürger außerhalb der Schulzeiten nutzen können.
Das Prozedere sieht folgenden Ablauf vor: Der erste Schritt ist der Neubau einer Berufsschule samt Turnhalle. Wenn die einmal fertig gestellt ist, soll die bestehende Berufsschule auf dem benachbarten Grundstück abgerissen werden. Auf dieser dann freien Fläche sollen in einem zweiten Schritt auch Erweiterungen für die Fachoberschule (FOS/BOS) und die Wirtschaftsschule entstehen. So will man dort einen Schulstandort mit hoher städtebaulicher und landschaftsplanerischer Qualität und eigener Identität im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung entstehen lassen. Das Planungskonzept sollte, so der Plan, in einem zweistufigen Wettbewerbsverfahren mit integriertem Bürgerdialog erarbeitet werden.
Der Wettbewerb
Das zweistufige Planungsverfahren, das jüngst abgeschlossen wurde, gliederte sich in zwei aufeinander aufbauende Wettbewerbe mit unterschiedlichen Bearbeitungstiefen. In einem städtebaulichen und landschaftsplanerischen Ideenwettbewerb (1. Wettbewerbsstufe) sollte auf dem 21,3 Hektar großen Areal der städtebauliche Rahmen für die Umsetzung des neuen Schulzentrums gefunden werden. Im nachfolgenden Realisierungswettbewerb (2. Wettbewerbsstufe) sollte dann für den Neubau einer Berufsschule mit 3-fach-Sporthalle ein überzeugendes Planungskonzept für Gebäude und Freianlagen gefunden werden. Ein städtebaulicher Ideenteil sollte Vorschläge für die Erweiterungsflächen der Fach- und Berufsoberschule und Wirtschaftsschule erbringen.
Zur Teilnahme an der ersten Wettbewerbsstufe wurden 25 Planungsteams (Architektur und Landschaftsarchitektur) eingeladen. Fünf Teams waren vorab gesetzt, 20 weitere wurden in einem europaweit offenen Bewerbungsverfahren ermittelt. Eingereicht wurden 22 Vorschläge. Als Abschluss der ersten Wettbewerbsstufe wurden durch das Preisgericht zehn gleichrangige Preisträger bestimmt, die sich damit für die Teilnahme an der zweiten Wettbewerbsstufe qualifizierten. Am Ende der zweiten Wettbewerbsstufe legte das Preisgericht eine Rangfolge der Entwürfe fest und sprach eine Empfehlung für die weitere Planung aus.
Jetzt ist der Realisierungs- und Ideenwettbewerb entschieden, die Preisträger für die Planung des neuen Beruflichen Schulzentrums Freising sind gekürt.
Der Entwurf des Architekturbüros Schulz und Schulz aus Leipzig zusammen mit Landschaftsarchitekt und Stadtplaner Rainer Schmidt aus München hat im Rahmen des zweistufigen Wettbewerbsverfahrens den 1. Preis erhalten. Den 2. Preis haben Schürmann Dettinger Architekten partgmbb aus München bekommen, der 3. Preis ging an Peck Daam Architekten aus München. In einem späteren zweiten Bauabschnitt wird es dann um die Erweiterung der FOS/BOS und der Wirtschaftsschule gehen.
Mit der Preisverleihung durch die Jury sei „eine ziemlich lange Geschichte“ zu Ende gegangen, sagt Landrat Helmut Petz. Denn offiziell haben die Planungen für den neuen Schulcampus bereits im Jahr 2012 begonnen. Einen zweistufigen Wettbewerb durchzuführen, sei „genau der richtige Weg“ gewesen, so Petz, den zu beschreiten es sich „wirklich gelohnt“ habe. Denn immerhin hätte der Wettbewerb umfangreicher Vorarbeiten bedurft, hätten 28 Preisrichter zwei Tage lang die Entwürfe unter die Lupe genommen und beurteilt. Und veranschlagte 670 000 Euro für die Durchführung seien ja auch durchaus ein finanzieller Aufwand gewesen.
Immer wieder und von vielen Seiten wird auch die Wichtigkeit dieses Projekts für das Freisinger Stadtbild hervorgehoben. Denn weil man nicht nur eine neue Berufsschule baue, sondern einen ganz neuen Schulcampus entwerfe, seien die Pläne von zentraler Wichtigkeit.
Benedikt Schulz und Rainer Schmidt erläutern ihren Siegerentwurf so: Am Anfang der Planungen habe die „Grundsatzentscheidung“ gestanden, das sehr große Raumprogramm – auch die neue Dreifach-Turnhalle – „in einem Haus zusammenzufassen“. Dieses „verdichtete Haus“, das dem Gedanken einen Miteinander-Lernens Rechnung trage, sollte möglichst viel unbebauten Freiraum bieten. Diverse Innenhöfe und eine differenzierte Baugestaltung seien darauf ebenso ausgerichtet wie das gesamte viergeschoßige Gebäude, das die Hanglage ausnutze. Die Schule als „Ort der Identität“ – und das nicht nur für Schüler, sondern auch für die Freisinger Bürger. Die Freiflächen seien deshalb als eine Art Freizeitpark angelegt, der nicht nur für Schulzwecke zu nutzen sei. Und die Wippenhauser Straße werde zu einem „Boulevard“. (Andreas Beschorner)
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Oktober 2021.
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