Als vor rund 20 Jahren das Buch „Schinder und Scharfrichter im Hochstift Freising“ des bekannten, inzwischen verstorbenen Freisinger Heimatforschers Karl Mayer im lokalen Buchhandel erschien, entwickelte es sich schnell zu einem beliebten und für die Geschichte der Stadt Freising unverzichtbaren Werk. Nachdem es viele Jahre vergriffen und stets eine entsprechende Nachfrage vorhanden war, erscheint nun beim Fink Media Verlag eine Neuauflage. Die Initiative dazu geht auf den Förderverein „Altes Gefängnis e.V.“ zurück, der ein großes Interesse daran hat, die Geschichte rund um das historische Freisinger Gefängnis einer breiten Öffentlichkeit nachvollziehbar zu machen. Das geschieht zum einen seit Mai 2011, wo nach einer konservierenden Instandsetzung des Gefängnisturms das „Freisinger Gefängnismuseum“ eingerichtet wurde. Zum anderen möchte man mit einigen Buchtiteln diese Geschichte auch zum Nachlesen anbieten. Hierzu eignen sich besonders die Werke Karl Mayers: „Jetziger Ort der Tortur, gewölbt und finster…. Geschichte der Fronfeste“ sowie der eben neu aufgelegte Titel „Schinder und Scharfrichter im Hochstift Freising“.
In Mayers unverwechselbarer Erzählsprache wird hier das Leben und Arbeiten der Freisinger Scharfrichter im 17. und 18. Jahrhundert geschildert. Detailliert und dennoch erzählerisch stringent breitet sich darin der ganze Kosmos der fürstbischöflichen Herrschaft, insbesondere innerhalb der Residenzstadt Freising vor uns aus. Es geht um die zumeist grausigen Verpflichtungen, die der jeweilige Scharfrichter – zugleich immer auch Schinder – zu erfüllen hatte: Als Schinder war er für die tagtägliche Beseitigung von Tierkadavern zuständig, als Scharfrichter wurde er beizeiten für die Ausführung von Todesurteilen herangezogen. Mayer vergisst dabei nie, die Hintergründe zum jeweils konkreten Geschehen zu schildern. So erhält man einen Einblick in die frühneuzeitliche Rechtsprechung, allgemein wie auch auf Freising bezogen. Besondere Ereignisse wie die berüchtigten Kinderhexenprozesse 1715-1723 spielen ebenso eine Rolle wie das ganz persönliche Schicksal eines Scharfrichters und seiner Familie.
Bei der Neuauflage wurde ganz bewusst auf Veränderungen, die den Auf bau oder den Inhalt des Textes betreffen, verzichtet, um die gedankliche Struktur, aber auch die Erzählsprache Karl Mayers nicht zu beeinträchtigen.
Schinder und Scharfrichter im Hochstift Freising von Karl Mayer, Neuauflage Freising 2011. Erhältlich ab 7. Oktober 2011 im Freisinger Buchhandel und im Laden des Gefängnismuseums; Preis: 14,90 Euro.
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Oktober 2011.
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