Rock-Band „The Burning Balls“ stellt Debüt-Album vor
Harte Schale, weicher Kern

Dass die Band „Eier“ hat, das haben die Herren David Garcia (Gesang), Tobias Stockmann (Gitarre),  Sebastian Stockmann (Schlagzeug), Martin Hierhager (Gitarre, Gesang) und Tim Kugler (Bass) an der heimischen Bühnenfront bereits bewiesen. In der Lounge 27, beim Kino am Rang, beim Szene-Kultur-Forum oder im Lindenkeller.  Da war Alarm angesagt unter den Fans. Kein Wunder,  „The Burning Balls“ stehen für gnadenlosen Hard-Rock, für Metal-Allüren, aber auch für Melodie und Ballade. Drei EPs zeugen von einer steten Entwicklung, von Musikern, die es ernst meinen damit, echt und unverwechselbar zu klingen.

Das ließ sich gerade mit den Scheiben „Pandora’s Bo(to)x“ und „Highfire“ schon ganz gut an. Aber die Band wollte mehr. Einen Longplayer nämlich, den man getrost als Visitenkarte, als Empfehlung für die Große Bühne verstehen kann. Keine Kompromisse machen, alles aus sich herausholen, das war der Plan, als man beschloss, ein eigenes Album aufzulegen. Ein Plan, der wie es den Anschein macht, aufging.

Die „Balls“ haben nach einer Vorbereitungszeit von eineinhalb Jahren nicht mehr lange gefackelt und sich mit Eric Gerlach einen erfahrenen Produzenten an die Seite geholt. Zusammen hat man dreizehn  amtliche Rocknummern eingespielt, die von Konsequenz, von Bandbreite und von großer Dichte zeugen. Harte bis mega-harte Gitarrenbretter, die jeder Metal-Band gut zu Gesichte stünden, gehen mit klarer Struktur, mit melodischem Anspruch einher. Einflüsse von Folk, von Rockabilly, von Art-Rock lassen sich nicht leugnen. Als schlichtweg furios und filigran ist die Gitarrenarbeit zu bezeichnen. Hinzu kommen Druck und Dynamik, ein Händchen für’s Dramatische und ein Hang zur Hymne – all das lässt sich bereits im Schnelldurchlauf feststellen. Dabei bleibt es aber nicht bei „Burning Balls“. Bei einem Album, dass offenbar keines anderen Titels bedurfte, weil es Quintessenz, der pure Wahnsinn sein und werden sollte. Das ist deutlich zu spüren bei dieser brachial aber kunstvoll gestalteten Reise in die Gefühlswelt einer Band, die auf den Spuren des Klassik-Rock ebenso trittsicher unterwegs ist wie auf auf den weiten Feldern des Art-Rock. Nach den beiden Knallern „Beautiful Mo(u)rning“ und „Superstar“ kommen uns die „Balls“ im Stile von CCR daher. Zumindest ein bisschen. Auf jeden Fall aber melodischer. Wenngleich, auch bei  „Crossed“ geht es noch ganz schön zur Sache. Um ein dickes Lob für die Stromgitarristen Tobias Stockmann und Martin Hierhager kommt man nicht herum. Das hat alles Hand und Fuß. Griff an Griff, Gleichklang an Gleichklang, Riff an Riff – da passt einfach alles. Die „Chords“ graben sich tief ein in den Gehörgang. Das rührt von flinken Fingern her, die am Gitarrenhals auf und ab wandern, die zur rechten Zeit zu einem beherzten Tremolo ansetzen. Schlagzeug und Bass machen indes Dampf, sorgen für Drehmoment ohne Ende. Man ist fast versucht beim Chorus die Hand hoch zu reißen.

Dann aber tun die Balls etwas, was bisweilen ganz gut ist. Sie nehmen den Fuß vom Gas, machen  die Biege. Ab geht’s in Richtung Rockabilly (Copycat). Warum auch nicht? Öfter mal was Neues. Es folgt sogleich der Griff zur Akustikgitarre. Die Band hat Talent, Talent zur Ballade (Drop of hope, Masquerade).  Zu erwähnen sind da noch ein martialischer Marsch (War child) und zwei weitere, stromlinienförmige Wellenbrecher (Paper-Cut heart und Chasing shadows). Was für ein Debut, was für eine Duftmarke.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Januar 2014.
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