München ruft – Wer kommt?
Landtags- und Bezirkswahl am 8. Oktober

Am 8. Oktober sind die Bayern aufgerufen, ihren neuen Landtag und ihren neuen Bezirkstag zu wählen. Aus dem Stimmkreis 117, der den Landkreis Freising umfasst, sitzen derzeit und seit der vergangenen Wahl 2018 drei Abgeordnete im Maximilianeum: Florian Herrmann (CSU), Benno Zierer (Freie Wähler) und Johannes Becher (Bündnis 90/Die Grünen). Alle drei bewerben sich auch dieses Mal wieder, wollen MdL bleiben. Sicher im Landtag ist der Bewerber, der am 8. Oktober die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte – also der gewählte Direktkandidat -, die anderen Kandidaten müssen darauf hoffen, über ihre jeweilige Liste den Einzug zu schaffen. Der FINK stellt die neun Kandidaten, die ihre Kandidatur auch bekannt gegeben haben, hier kurz vor. Weitere Direktkandidaten, die nur über das amtliche Verzeichnis der Regierung von Oberbayern zu finden waren, haben wir nur kurz namentlich aufgeführt. Von Haus aus nur eine Chance über die Liste ihrer Partei haben die Listenkandidaten – auch die sind in unserem Kasten aufgelistet. Gewählt wird außerdem der oberbayerische Bezirkstag, für den sich ebenfalls Direkt- und Listenkandidaten küren haben lassen, die der FINK nicht unerwähnt lässt. (AB)   

 

Florian Herrmann CSU

Er ist sozusagen der Titelverteidiger: Florian Herrmann, der bereits seit 2008 im Landtag sitzt und 2023 zum vierten Mal als Direktkandidat für die CSU in den Landtag einziehen will, um dann von Markus Söder abermals als Staatsminister ins Kabinett berufen zu werden. Der 51-Jährige, der als Kind eigentlich Diplomat werden wollte, ist also die rechte Hand des Ministerpräsidenten, ein Amt, das ihm Söder im Falle seiner Wiederwahl abermals fest zugesichert hat. Und mit Herrmann in der Staatskanzlei sei auch gesichert, dass es keine dritte Startbahn geben werde, hat Söder bei einem Auftritt in Freising versprochen. Herrmann selbst sieht in der Kinderbetreuung und in der Schaffung bezahlbaren Wohnraums zentrale Aufgaben, die es – nicht nur im Landkreis Freising – weiter anzupacken gelte. Ebenfalls oben auf seiner Agenda steht der Ausbau der Infrastruktur im Landkreis Freising: Dazu gehört der Erdinger Ringschluss ebenso wie die U6-Verlängerung von Garching aus, dazu gehören die Ortsumfahrung Allershausen, die Expressbuslinie zwischen Allershausen und München und der Radschnellweg nach München. Der gelernte Rechtsanwalt zählt Lesen, Thrillerserien und Reisen zu seinen Hobbys. 

 

Johannes Becher  Bündnis 90/Die Grünen

Es wäre nach 2018 das zweite Mal, dass Johannes Becher für die Grünen in den Landtag einzieht, wo er Sprecher für frühkindliche Bildung seiner Fraktion ist. Dass es (auch im Landkreis Freising)  im sozialen Bereich und bei der gesundheitlichen Versorgung fehlt, dass es in diesen Bereichen personelle Engpässe gibt, weiß der 35-Jährige aus Moosburg deshalb genau, der zudem dafür kämpft, dass das Baurecht für die dritte Start- und Landebahn endgültig aufgehoben wird. Der Diplomjurist hat ganz im Sinne des Klimaschutzes auch kein eigenes Auto, sondern nutzt Fahrrad, Bahn und CarSharing. Dass er als Grüner deshalb den Ausbau von Radwegen, mehr CarSharing-Angebote und ein besseres Busangebot als dringend notwendig erachtet, überrascht ebenso wenig wie das Forcieren von Windrädern und Photovoltaikanlagen vor allem auch auf Parkflächen und Freiflächen, wo es verträglich sei. Fußball, der Sozialverein Tante Emma in Moosburg, Denkmalschutz und lokale Geschichte gehören zu den Hobbies des Landtagsabgeordneten, der politisch selbstverständlich auch an allem interessiert ist, was Kommunen betrifft. Becher, der alle Jahre im Sommer per pedes seinen Wahlkreis durchwandert, ist nicht nur kommunalpolitisch seit vielen Jahren aktiv, sondern auch Bezirksvorsitzender der Grünen in Oberbayern.     

 

Benno Zierer  Freie Wähler

Es wäre zum dritten Mal, dass Benno Zierer ins Maximilianeum einzieht. Der 67-jährige Landwirt aus Kleinbachern schaffte bereits 2008 und 2013 den Sprung in den Landtag, war in den vergangenen fünf Jahren Teil der Regierungsparteien. Bezahlbare Wohnungen und die Möglichkeit für Normalverdiener und junge Familien, sich Wohneigentum zu schaffen, stehen bei Zierer ganz oben auf der Agenda. Deshalb will er sich dafür einsetzen, dass Einheimischenmodelle erhalten bleiben, dass öffentliche Wohnbaugesellschaften gefördert werden und die Erbschaftssteuer abgeschafft wird, damit Wohneigentum in Familienhand bleiben kann. Und auch in seiner dritten „Amtszeit” würde Zierer weiterhin dafür kämpfen, dass die dritte Startbahn endgültig beerdigt wird und dass ganz im Sinne der Energiewende der Öffentliche Personennahverkehr ausgebaut wird. Umwelt- und Naturschutz sowie Landwirtschaft zählt Zierer, der seine politische Laufbahn in der Kommunalpolitik begonnen hat, als Schwerpunkte seiner politischen Arbeit auf, der in der Agri-Photovoltaik große Chancen für eine regenerative Stromerzeugung sieht. Kein Wunder, wollte er doch schon als Kind entweder Landwirt oder Elektriker werden. 

 

Alina Graf   SPD

Eine geborene Kölnerin schickt die SPD ins Rennen um einen Sitz im Maximilianeum: Alina Graf heißt die Frau, die jetzt in Neufahrn lebt und deren Ziel es unter anderem ist, die Frauenquote im Landtag von derzeit 26,8 Prozent zu erhöhen und durch ihre Kandidatur auch andere Frauen ermutigen will, für politische Ämter zu kandidieren, um so auch die Politik zu verändern. Die 31-jährige Biotechnologin zählt Umwelt, Klima, Landwirtschaft, Bildung, Wissenschaft und Forschung zu ihren politischen Schwerpunkten. Ihr Slogan: Jung, weiblich, klug. Bezahlbarer Wohnraum ist außerdem ein Thema, das sich Graf speziell für den Landkreis Freising ganz oben auf die Fahnen geschrieben hat. Der Verkehrsbelastung im Landkreis würde Graf durch einen Ausbau der Bus- und Radverbindungen begegnen. Zudem würde sie das Polizeiaufgabengesetz reformieren und würde im Sinne des Klimaschutzes Menschen dazu bewegen, kapitalismuskritischer zu denken. Und sie würde Flashmobs bei zentralen Veranstaltungen wie der IAA organisieren. Die Frau, die Klettern, Bergsteigen, Radeln und Bierbrauen zu ihren Hobbys zählt, wünscht sich zudem durch die Abschaffung der 10H-Regelung und den Abbau anderer Hürden (zum Beispiel geringere Einschränkungen  durch satellitengestützte Flugleitverfahren)  mehr Flächen für Windräder.

 

Felix Bergauer  ÖDP

Die Klimapolitik ist es, die Felix Bergauer besonders umtreibt. Und sie ist es auch, die zu einem großen Teil den 55-Jährigen aus Massenhausen dazu bewogen hat, für die ÖDP das Rennen um einen Sitz im Maximilianeum aufzunehmen. Er selbst fährt seit vier Jahren ein E-Auto, würde durch Ausbau des ÖPNV und mehr smarte CarSharing-Angebote den Individualverkehr verringern. Das würde nicht nur dem Klima gut tun, sondern auch den Verkehrsdruck in der Region lindern, ist sich Bergauer sicher. Der 54-Jährige, der beruflich als IT-Berater und im Vertrieb von Unternehmenssoftware tätig ist, will mit den ÖDP-Programmpunkten frischen Wind in die Landesregierung bringen. Bergauer, der im Neufahrner Gemeinderat sitzt und 2020 als Bürgermeister kandidierte, hat sich landesweit eine effektive Politik zum Artenschutz, den Kampf gegen die bayernweite Flächenversiegelung und den nachhaltigen Umgang mit Grundwasserreserven ebenso auf die Fahnen geschrieben wie den Kampf gegen die dritte Startbahn und für eine Verkehrswende zu mehr und qualitativ besserem Schienenverkehr. Dazu würde er Milliarden aus dem Straßenbau schnell umlenken. Bergauer war schon vor fünf Jahren für die ÖDP im Landtagswahlkampf angetreten.  

 

Niklas Welser  Die Partei

Klimaschutz und Jugend sind die politischen Schwerpunkte von Niklas Welser. Der Mann, der mit 18 Jahren der jüngste der Direktkandidaten aus dem Stimmkreis 117 ist, geht für die Partei Die Partei ins Rennen. Satire ist es ganz im Sinne seiner Partei, wenn er den drohenden Verkehrsinfarkt im Landkreis Freising dadurch abwenden will, indem er jedes Auto durch ein Pony ersetzen will. Doch ganz ernst meint es Welser, wenn er Windräder auf allen verfügbaren Flächen bauen würde. Satire ist es, wenn er sagt, sein Beitrag zum Klimaschutz bestehe darin, dass er die Heizung im Sommer von 5 auf 3 herunterdrehe, ernst gemeint ist, wenn er sagt, in Freising fehlten vor allem Kindergartenplätze. Basketball, Kochen,  Freunde treffen und Entspannen zählt der Schüler, der in Langenbach wohnt und der endlich vernünftigen Klimaschutz durchsetzen will, als seine Hobbies auf. Programmieren und IT sind die Leidenschaft des Kandidaten. Seine Qualifikation für die Kandidatur beschreibt er so: „Ich bin in der Lage, komplexe Fragestellungen wie ,Was genau ist eine Demokratie?‘ zu beantworten. Das hat den Vorteil, dass ich der AfD und anderen Gesellschaftsspaltern etwas voraushabe.“  Außerdem habe ihm nach einer Umfrage sein Spiegelbild bestätigt, dass er der beste Kandidat für die Landtagswahl sei.   

 

Guido Hoyer   Linke

Ein Sofortprogramm zum Bau von bezahlbaren Wohnungen, die öffentliches Eigentum sind und deren Mieten dauerhaft in der Sozialbindung bleiben  – das ist eines der ganz wichtigen Vorhaben, die der Direktkandidat der Linken, Guido Hoyer, anpacken würde, sollte er in den Landtag einziehen. Bezahlbar – das ist auch das Stichwort, das er verwendet, wenn er zur Vermeidung des Verkehrsinfarkts in der Region den Ausbau von Bus und S-Bahn nennt. Die Tickets müssten preiswerter sein, längerfristig gesehen müsste der ÖPNV sogar ganz kostenfrei nutzbar sein. Der 55-Jährige kämpft gegen das „Munich Convention Center“ am Flughafen, das in seinen Augen mehr klimaschädlichen Flug- und Autoverkehr bringen würde, nennt soziale Gerechtigkeit, gute Arbeit und eben bezahlbare Mieten als seine Handlungsschwerpunkte. Von Beruf ist der Freisinger, der schon lange in der Kommunalpolitik und ebenso seit jungen Jahren in der Friedenspolitik aktiv ist, Politikwissenschaftler, zu seinen Hobbies zählen Schwammerl sammeln und essen, die Oper und die Archäologie. Die Energiewende will er durch Windräder und Solaranlagen gleichermaßen forcieren, sieht einen Ausbau regenerativer Energien vor allem dann, wenn kommunale Stadtwerke und Genossenschaften gestärkt werden. Denn: Energieversorgung muss dem Gemeinwohl dienen.

 

Helmut Markwort   FDP

Er ist sozusagen der Methusalem unter den Direktkandidaten im Landkreis Freising: Helmut Markwort, stolze 86 Jahre alt, Journalist und Ex-Herausgeber des Focus, außerdem seit 2018 für die FDP bereits im Landtag, wo er auch Alterspräsident ist – und bleiben möchte. Unschwer zu erraten, was die Schwerpunkte des liberalen Medienunternehmers sind: Freiheit und Marktwirtschaft. Und auch wenn er in München wohnt, nennt Markwort als eines der drängendsten Probleme, die im Landkreis Freising angegangen werden müssten, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum.  Das Rezept gegen Wohnungsmangel und hohe Mieten heiße (wohl in Anspielung auf den Focus-Slogan Fakten, Fakten, Fakten)  Bauen, Bauen, Bauen. Vor allem müssten die Genehmigungen beschleunigt werden, fordert Markwort. Das andere drängende Problem der Region – der drohende Verkehrskollaps – sollte durch den Ausbau des ÖPNV gelöst werden – insbesondere mit Bussen, weil das viel schneller gehe als die Ertüchtigung oder der Neubau von Bahntrassen. Markwort, der Schauspielerei und Lesen als seine Hobbies aufführt, würde im Sinne der Energiewende auch den bürokratischen Aufwand zum Bau von Windrädern verringern. Er verspricht: „Im Wahlkampf werde ich weder hampeln noch ampeln. Mein Angebot ist FDP pur.“ 

 

Melanie Hilz  AfD

Sie kommt aus Mauern, ist 37 Jahre alt, Kreisrätin und tritt als Direktkandidatin für die Alternative für Deutschland (AfD) an: Melanie Hilz. Würde sie in den Landtag einziehen, würde sie Geldleistungen an Asylbeweber und Flüchtlinge in Sachleistungen umwandeln, würde mit mehr Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit in Zügen und Bussen dem Verkehrsdruck im Landkreis begegnen, dabei auch die Verbesserung der Signaltechnik fördern. Vor allem würde Hilz die Bürger viel stärker in politische Entscheidungen einbinden – und zwar auf allen politischen Ebenen und bei allen wichtigen und strittigen Themen. Hilz, die der Meinung ist, dass der Mensch nur einen geringen Einfluss auf das Klima hat, und die sich daher eher für Anpassungen an den Klimawandel einsetzen würde, will für bezahlbare Energiekosten, weniger Bürokratie und eine Reduzierung der Steuerbelastungen kämpfen – besonders für Firmen und Unternehmen. Windräder im Landkreis Freising seien unsinnig, denn Windkraftanlagen im Norden Deutschlands produzierten wesentlich mehr Strom. Hilz, von Beruf Groß- und Außenhandelskauffrau, zählt die Themenbereiche Familie und Schule zu ihren politischen Schwerpunkten und nennt Motorradfahren als ihre heimliche Leidenschaft. 

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Oktober 2023.
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