Mitten in New Orleans
Uli Wunner spielte im French Quarter eine neue CD ein

Mittlerweile ist das Freisinger Jazz-Urgestein Uli Wunner, der vor 30 Jahren gemeinsam mit seinem Bruder Johannes und Max Kirchmaier die „Storyville Shakers“ gründete, regelmäßig weltweit unterwegs, um sich mit vollkommen unterschiedlichen Jazzern zu gemeinsamen Sessions und Konzerten zu treffen. So tourt er bereits seit fünf Jahren mit der Maryland Jazzband, die seit 2006 alle zwei Jahre mit Big Al Carson die Konzerthallen in New Orleans füllt, quer durch Europa und die USA. Jetzt besuchte er mit ihr wieder als special guest die Wiege Jazz, die ihm als versierten Klarinettisten und Altsaxophonisten, der seine musikalischen Wurzeln im New Orleans Jazz hat, schon seit 1979 vertraut ist. Dabei kam es auch zu einem Gig in der neuen Konzerthalle „U.S. Mint“ im French Quarter, deren Akustik Musiker wie Besucher gleichermaßen begeistert. Die spontane Session dort im Herbst 2012 war ein besonderes Highlight. Ein mitreißendes Zeugnis davon stellt die nun erschienene CD „Live in New Orleans“ dar, die bei Bücher Pustet in Freising erhältlich ist.
Darauf finden sich elf Traditionels, die alles andere als altbekannt daherkommen. Allesamt wurden sie neu interpretiert und arrangiert, was zu einem sehr modernen Sound, der aber keineswegs die Basis negiert, geführt hat. So scheint es auf dem „Dreamboat“ recht rockig zuzugehen, der Blues, der jeden Tag kommt, rollt mit groovigem Boogie daher. Die ursprünglich bluesartigen Stücke „Blueberry Hill“ und „Bourbon Street“ sind mit markanten Bläsersätzen angereichert, in denen auch Uli Wunner voll zum Einsatz kommt. Aber es gibt auch sehr zarte, leidenschaftliche Balladen, wie die gefühlvolle Liebeserklärung an die Stadt am Mississippi-Delta oder die meisterhaft von Al Carson hingehauchte Hommage an Georgia. Dessen wandelbare, sonore Stimme reicht mühelos von den tiefsten Basstönen bis hinauf in Sopran-Höhen, auch innerhalb eines einzigen Stückes, wie in „Just a closer walk with thee“, dem letzten Stück der CD, das leise, fast schmachtvoll beginnt, um zu einem ungestümen Marsch zu mutieren, der schwer an eine Marching-Band erinnert.
Dieses vielseitige Repertoire präsentieren die acht Musiker mit enormer Spielfreude, Frische, Witz, Leichtigkeit und natürlich Können. Das harmonische Zusammenspiel wird immer wieder angereichert durch prägnante Soli, in denen sich jeder einzelne als Meister seines Instrumentes beweisen kann.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom März 2013.
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