Stefan Pellmaier und seine bayerische Weltmusikband „Luz amoi“ wünschen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest. Sie machen das auf ihre ureigene, unverwech- selbar lautmalerische und erzählerische Art. Durchaus gängige Weihnachtslieder wie „Maria durch ein Dornbusch ging“ sind kaum wiederzuerkennen. Das liegt an den eigenwilligen Arrangements und der immer wieder überraschenden Instrumentierung. Harfe, Hackbrett, Akkordeon und Marimba, Trommeln aller Art sowie Kontrabass, Saxophon und Klarinette – um nur einige zu nennen. Das eröffnet Möglichkeiten, das birgt Bandbreite. Mittelalterliche Klänge inbegriffen. Ein Aspekt der durchaus eine Rolle spielt, bei dieser vorweihnachtlichen Andacht. Fakt ist: Dieses Album sticht heraus, es ist nicht zu vergleichen mit herkömmlichen Weihnachts-Repertoires. Das ist dem kammermusikalischen Ansatz von „Luz amoi“ geschuldet. Die Band versteht sich als moderne, gehobene Stubn-Musi. Vom Charakter her nimmt man ihr deshalb Bayerische Klassiker wie „Es werd scho glei dumpa“ ohne weiteres ab. Sogar mit Handkuss. Aber aufgemerkt, ganz so leicht machen es sich Pellmayer und Konsorten nicht. Unvermittelt schlägt bei der Neuen Volksmusik nämlich Country & Western durch oder es mischt sich ein treibender Groove unter die heimatlichen Klänge. „Kommet ihr Hirten“ ist quasi als Aufforderung zu verstehen, selbst beim Fest der Liebe ein wenig das Tanzbein zu schwingen. An anderer Stelle weist ein afrikanischer Rhythmus den Weg in die verschneiten Heimatwälder. Auch „Tochter Zion“ schlägt aus der Art.
Das Stück entpuppt sich nach, mit Verlaub, scheinheiligem Einstieg als verkappte Jazznummer. Ein Hauch von Django Reinhardt und Fanfarenklänge liegen in der Luft. Dabei spielt gar niemand Trompete. Das Akkordeon lässt grüßen. Bei „Aba Heidschibumbeidschi“ ist es eine Klarinette, die aus der Reihe tanzt und sich erst wieder einkriegt, als ein Zwiefacher für Ordnung sorgt. „Bringt Harfen, Lauten, Geigen mit Halleluja herbei“, tönt derweil eine wohlig warme Männerstimme. Vom Himmel hoch schicken sich sogleich die Engel an, das Weihnachtsfest friedlich und harmonisch zu gestalten.
Still, still, still…aber bitte nicht ohne einmal genau hinzuhören. Nichts anderes bedeutet „Luz amoi“, nichts anderes ist nötig, um dem Zauber dieser Musik zu erliegen. Außer vielleicht ein bisschen Zeit. Aber das dürfte sich ja wohl machen lassen im Ad- vent. Eine schöne Bescherung also. Auch und vor allem für Leute, denen „Jingle- Bells“ und „Last Christmas“ langsam aber sicher auf den Geist gehen.
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Dezember 2012.
In unserer Bibliothek können Sie diese und alle anderen Ausgaben der letzten Jahre online lesen.