Mit den Aquarellen von Hartmut Hattler lädt die Freisinger Bank zu einem Spaziergang durch die malerische Domstadt ein, wobei die ganze „Vielfalt, Erscheinungen und Formen“ der Stadt im wahrsten Sinn des Wortes ins rechte Licht gerückt werden. Diese Stadtbilder nämlich haben das klare Licht der strahlenden Sonne nicht nur eingefangen, sie reflektieren es regelrecht hinein in die Augen des Betrachters. Gegenüber der knapp 50 Blätter entsteht der Eindruck, als ob in Freising immer die Sonne schiene. Bekanntlich aber ist dies in Realitas leider nicht so der Fall. Aber wenn einer die Stadt liebt, dann scheint für diesen dort immer die Sonne, egal welche Witterung gerade herrscht.
Die fast durchwegs sommerlich lichtdurchfluteten Ansichten zeichnen sich nicht nur durch ihr strahlendes Colorit sondern auch durch ein impressionistisches Flirren aus, in dem jegliche grafische Strenge zu Gunsten von künstlerischer Lockerheit abgelegt wird. Steinschwere Gebäude ruhen scheinbar schwerelos in den stringent angelegten Kompositionen, in denen aufgrund eines klassischen Bildaufbaus von Vorder-, Mittel- und Hintergrund räumliche Tiefe entsteht. Für weitere Dynamik sorgen gezielt gesetzte Farbkontraste, wie zum Beispiel das Gegenüber von roten Dächern und grünem Buschwerk oder, seltener, Orange gegen Blau, wie in „Domberg nach Sonnenuntergang“. Neben dem Komplementärkontrast wird dieser durch ein dramatisch anmutendes Hell-Dunkel bestimmt, das sich ansonsten eher selten in Hattlers Bildern findet.
Neben solch typischen Sehenswürdigkeiten wie Domberg, Weihenstephan und Marienplatz hat Hattleraber auch so manchen verborgenen Winkel der Stadt festgehalten so wie die Landschaft rundum, mit Blick auf Freising, versteht sich. Dementsprechend gibt es neben repräsentativen Gebäuden und Straßenzügen gleichbedeutend schlichte Wohngebäude oder verschiedene Abschnitte der Moosach zu sehen. Trotz des enormen Detailreichtums aber haben diese modernen Stadtbilder wenig mit klassischen Veduten gemein. Vielmehr zeigen sie das Alltagsleben in der Stadt, in der sich die Menschen zwischen traditionellem Erbe und zeitgenössischer Lebensart bewegen. Mit all diesen Mitteln und mit viel Einfühlungsvermögen fängt Hattler die Atmosphäreund die Stimmungen in der Stadt auf eine Art ein, die ihn zu einem konzentriert beobachtenden Chronisten der vergangenen Jahre avancieren lassen.
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Mai 2015.
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