Landratswahl 2014? Das wird eine langweilige und gänzlich unspannende Sache. So hätten bis vor einigen Wochen wohl die meisten geantwortet, wenn man sie gefragt hätte. Denn dass Amtsinhaber Michael Schwaiger (Freie Wähler) seinen „Titel“ verteidigen werde, daran bestanden kaum Zweifel. Doch dann der Knalleffekt: Schwaiger, 41 Jahre, teilt mit, dass er aus „persönlichen gesundheitlichen Gründen“ nicht mehr antreten und keine zweite Amtszeit als Landkreischef anstreben wird. Seitdem geht es rund auf dem Kandidatenkarussell, seitdem können sich mehrere Bewerber Hoffnungen auf einen Erfolg machen. Ein Quartett ringt darum, ab Mai auf dem Chefsessel in Bayerns schönstem Landratsamt Platz nehmen zu dürfen.
Der Erste, der sich aus den Büschen wagte, war der Mann, der jetzt für die Freien Wähler die Kastanien aus dem Feuer holen soll: Rainer Schneider. Seit 1996 ist Schneider Bürgermeister in Neufahrn, war eigentlich von den Freien Wählern auch schon als neuerlicher Kandidat für das Amt des Gemeindeoberhaupts in der Südgemeinde nominiert. Doch der Rückzug Schwaigers nötigte Schneider – nach einer Woche Bedenkzeit – zum Rückzieher. Der 54-Jährige, der seit 1996 Rathauschef in Neufahrn ist, der seit 1996 im Kreistag sitzt, der Mitglied in der Schutzgemeinschaft Nord und in der Fluglärmkommission ist und der seit 2008 auch Fraktionsvorsitzender der FW im oberbayerischen Bezirkstag ist, sagt selbstbewusst: „Ich traue mir das zu.“ Und auch die Freien Wähler trauen ihm das zu, denn schließlich wurde er mit 100 Prozent der Stimmen nominiert.
Ein bisschen in der Bredouille war plötzlich auch die CSU: Hatte man noch überlegt, ob man bei einer Bewerbung Schwaigers überhaupt einen Gegenkandidaten aufstellen sollte, war man plötzlich gefordert. Der Mann, den man auserkoren hat nach 18 Jahren wieder für die CSU das höchste Amt im Landkreis zu erobern, heißt Josef Hauner (62). Hauner ist ein politisches Urgestein der CSU, sitzt seit 30 Jahren im Kreistag und war 18 Jahre lang (von 1990 bis 2008) zweiter Bürgermeis-ter in Freising, galt immer als Stimmenkönig bei den Kommunalwahlen. Und auch Hauners Kandidatur war bei seinen Parteifreunden unumstritten. Denn auch er wurde mit 100 Prozent der Stimmen gewählt, setzt nicht nur auf seine langjährige kommunalpolitische Erfahrung, sondern auch darauf, dass er als Schulamtsleiter den Landkreis kenne und bereits Erfahrung als Chef von 850 Lehrern und Verwaltungskräften habe.
Dass Bündnis 90/Die Grünen einen Kandidaten ins Rennen schicken würden, war schon vor Schwaigers überraschender Entscheidung klar. Aber man hielt sich lange bedeckt. Vor allem war unklar, ob Chris-tian Magerl neuerlich antreten würde. Doch seit November ist klar: Magerl, kurz zuvor zum fünften Mal in den Landtrag gewählt, tut sich diese Ochsentour nicht mehr an. Birgit Mooser-Niefanger (44) heißt die Frau, die für die Grünen nun ins Rennen geht: Sie ist Kreisrätin, war bis 2012 die Ortsvorsitzende der Grünen in Freising, ist als gelernte Journalistin jetzt freiberufliche Beraterin, Trainerin und Moderatorin sowie Initiatorin des Vereins SV Zukunft. Mooser-Niefanger setzt auf echtes Miteinander mit den Bürgern. Bei ihrer Nominierung erhielt sie 44 von 52 Stimmen.
Der Vierte im Bunde kommt von der SPD, heißt Martin Bengler und ist mit 33 Jahren auch der Jüngste im Bunde. Der Langenbacher ist als Verwaltungsfachwirt bei seiner Heimatgemeinde angestellt, ist seit sechs Jahren Mitglied bei den Genossen, Kassier beim SPD-Kreisverband und hat 2013 schon für den Bezirkstag kandidiert. Politik, so sagt der gerade erst Mitte Januar zum Hoffnungsträger der SPD gekürte Bengler, habe ihn schon immer interessiert, der Bezirkstagswahlkampf sei eine interessante Erfahrung gewesen, die ihn mit vielen Menschen zusammengebracht habe. Der Mann, der sich sehr stark als Rettungssanitäter und Kreisbereitschaftsleiter beim Bayerischen Roten Kreuz engagiert, will die Wirtschaft ankurbeln und auch stärker in den sozialen Wohnungsbau einsteigen.
Angesichts dieser „Auswahl“ darf es als sicher gelten, dass die Landkreisbürger nicht nur am 16. März zur Landratswahl an die Urnen schreiten, sondern zwei Wochen später bei einer Stichwahl nochmals ihre Stimme abgeben dürften. Denn keiner der Bewerber dürfte beim ersten Wahlgang 50 Prozent oder mehr der abgegebenen Stimmen erreichen.
Wie fast immer haben auch dieses Mal alle Kandidaten versprochen, einen fairen Wahlkampf ohne persönliche Angriffe zu führen und Argumente und Programme sprechen zu lassen. Bis jetzt haben alle Wort gehalten.
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Februar 2014.
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