Freisinger Sicherheitswacht
Die Brücke von der Polizei zum Bürger

In ihren blauen Jacken sehen sie aus wie die Beamten vom Ordnungsamt. Doch die Mitarbeiter der bayerischen Sicherheitswacht sollen keine Bußgelder oder Strafzettel verteilen. Sie beantworten Fragen von neugierigen Spaziergängern, ermahnen Radfahrer auf dem Gehweg oder weisen Hundebesitzer im Park darauf hin, die Hundehaufen ihrer Lieblinge nicht liegen zu lassen.
Seit Dezember 2010 sind auch in Freising wieder drei Frauen und drei Männer ehrenamtlich auf den Freisinger Straßen als Sicherheitswacht unterwegs. Einer von ihnen ist Bülent Savci aus Freising. Mittlerweile läuft er seit 15 Jahren in Freising Patrouille und ist ein Mitglied der ersten Stunde. Im Juni wurde er dafür sogar im Rathaus von Polizei und Stadt geehrt und erhielt eine Urkunde für seinen unermüdlichen Einsatz seit 1997. „Ich sehe es als meine Verantwortung der Gesellschaft auch etwas zurückzugeben“, beschreibt der aus der Türkei stammende Familienvater seine Motivation von damals. Auch heute noch übt er sein Ehrenamt bei der Sicherheitswacht mit großer Freude und dem nötigen Engagement aus. Um im Notfall die Polizei verständigen zu können, hat Herr Savci immer ein Funkgerät oder Handy dabei, auch Pfefferspray gehört zur Ausrüstung der Sicherheitswacht. Besondere Rechte haben die ehrenamtlichen Helfer allerdings nicht: Sie dürfen einen Verdächtigen bis zum Eintreffen der Polizei festhalten und Personalien aufnehmen. Außerdem können sie einen Platzverweis erteilen, ohne ihn jedoch durchsetzen zu dürfen.
Mit Bülent Savci gibt es noch einen Herrn und drei Damen die regelmäßig im Stadtgebiet auf Streife gehen. Zu Beginn waren es noch sechs Mitglieder die der Freisinger Sicherheitswacht angehörten, doch mittlerweile musste ein Herr aus beruflichen Gründen das Ehrenamt aufgeben. Häufige Einsatzorte sind dabei der Bahnhof, der Skaterpark, die Roseninsel, Isar-Kiesbänke oder auch der Büchereich-Innenhof. Dabei ist jeder einzelne von ihnen im Monat zwischen 10 und 20 Stunden auf den Straßen unterwegs. Ansonsten gibt es bei der Freisinger Polizei keine Statistiken und Zahlen die über den Erfolg der freiwilligen Helfer berichten, allerdings ist bei einigen Gelegenheiten die Sicherheitswacht sehr häufig im Einsatz, wie beispielsweise während der Volksfestzeit, um gestohlene Maßkrüge sicherzustellen, Schlägereien zu verhindern oder gegen das „Wildpinkeln“ vorzugehen. Ansonsten schreiten sie häufig bei kleineren Streitereien ein oder weisen Bürger zurecht die sich daneben benehmen. Aber nicht nur das direkte Eingreifen ist ein wichtiger Bestandteil des Alltags sondern auch präventive Aufgaben wie Informationen zu vermitteln über Verbote und Gesetze und Präsenz zu zeigen. Polizeihauptkommissar Michael Ertl, verantwortlich für die Aus- und Weiterbildung der Sicherheitswacht bei der Polizei Freising weiß: „Es sind die vielen unzähligen Kleinigkeiten bei denen die Sicherheitswacht eingreift und durch die das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung gestärkt werden konnte“. Mindestens einmal halbjährlich erhalten die freiwilligen Helfer eine Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahme zu Schwerpunktthemen oder in der besonders kritische Situationen nochmals behandelt werden. Mittlerweile hat es leider schon einige Situationen gegeben in denen Mitglieder der Sicherheitswacht bedroht wurden oder auch tätlich angegangen wurden. Glücklicherweise sind alle diese Situationen gut ausgegangen, dennoch erfordert es bei einem Stundenlohn von 7,16 Euro, allenfalls eine Aufwandsentschädigung, immer wieder einen gewissen Mut um auf Streife zu gehen und aufs Neue einzuschreiten.
Sobald Herr Bülent Savci in die Sicherheitswacht-Weste schlüpft ist ihm ein gewisser Respekt sicher. Das war nicht immer so. Am Anfang wurden der 54-jährige und seine Kollegen skeptisch begutachtet, wenn sie mit Funkgeräten und Westen durch die Stadt liefen. Doch durch die Ausbildung haben sie gelernt sich eine dicke Elefantenhaut zuzulegen, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und einfach ihren Job zu machen. „Natürlich gibt es immer noch den ein oder anderen kritischen Blick“, erklärt Bülent Savci „aber man kann damit leben, wenn man weiß, dass man das Richtige tut“.
In den 15 Jahren bei der Sicherheitswacht sind ihm besonders Geschichten von verirrten Menschen und Kindern in Erinnerung geblieben. Da war zum Beispiel ein älterer, geistig verwirrter Herr, der sich an einem Novemberabend verlaufen hatte. Über Funk kam die Mitteilung, dass dieser Mann gesucht wird. Tatsächlich hat Bülent Savci mit einem Kollegen den Mann gegen 20 Uhr in der Innenstadt ausfindig machen können und zurück nach Hause gebracht. Auch an eine Reihe von verlaufenen Kindern kann sich Bülent Savci erinnern, die dank dem Einsatz der Sicherheitswacht wieder zurück zu ihren Eltern gefunden haben. Mittlerweile kommen sogar einige Bürger auf die Sicherheitswacht zu und sprechen sie an, wenn sie etwas Auffälliges bemerken. Das ist für Michael Ertl und Bülent Savci der beste Beweis, dass die Sicherheitswacht als Brücke von der Polizei zum Bürger funktioniert.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juli/August 2012.
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