Freisinger Künstler im Freisinger Saal
Zu den Kulturtagen präsentieren 19 Freisinger Künstler ihre Positionen im Asamgebäude und im Diözesanmuseum

Auch in diesem Jahr präsentieren wieder Freisinger Künstler ihre ganz individuellen Positionen unter dem Titel AREALE im Rahmen der Freisinger Kulturtage. Fast scheint es, als bestünde die hiesige Künstlerschaft hauptsächlich aus Frauen. Als einziger Mann der Runde ist der versierte und nachdenkliche Graphiker Konrad Dördelmann zu nennen. Er stellt mit 13 Kolleginnen im Diözesanmuseum aus, das den Freisinger Künstlern sinnigerweise den Freisinger Saal zu Verfügung gestellt hat. Eigens dafür haben sechs Künstlerinnen neue, maßgeschneiderte Werke konzipiert.

Den persönlichsten Bezug hat wohl Martina Mair, die als Vierjährige einen Kurs für Hinterglasmalerei im Diözesanmuseum besuchte. In ihren neuen Bildern vermischen sich Elemente und Erinnerungen von damals mit aktuellen Inhalten in dynamisch fließenden Formen zu einem Ganzen. Auch Edith Kronawitter ist mit dem Haus bestens vertraut, schließlich war ihr Vater dort als Aufsicht tätig. Als gelernter Schreiner kümmerte er sich nebenbei um die Restaurierung von Holzskulpturen und deren Sockel. Eben dies dokumentiert sie nun mit fokussierten Fotografien. Zudem schildert sie in einer fünfteiligen Audioinstallation ein schmerzliches Stück Familiengeschichte in Form eines eindringlichen Gespräches zwischen Enkel und Großvater. Die Familie ist gleichfalls das Thema von Gertrud Beckers-Kias. Mit drei klassischen Ovalbildern reflektiert sie ein Familientreffen im Jahre 1960, das anlässlich des Heimatbesuches des 1935 ausgewanderten Bruders stattfindet. Dies erinnert sehr an die Geschichte vom verlorenen Sohn, mit all ihrer Vertrautheit wie auch ihrer Fremdheit. Biblische Bezüge finden sich ebenso im Gemeinschaftswerk von Ingrid Bleim und Erkan Öznur. Was da auf den ersten Blick wie ein schnödes Glas Wasser auf einem Sockel steht, hat es auf den zweiten Blick in sich. Den beiden ist es mit einfachsten Mitteln gelungen, dem Betrachter eine beiläufige Entdeckung zu offerieren. Wer den Text am Boden des Glases liest, wird möglicherweise an Jesus auf dem See oder an Johannes denken. Alexandra M. Hoffmann übersetzte die christliche Ikonographie in abstrahierte, farbig gefasste Holzskulpturen und nimmt damit zusätzlich auf die hausinterne Sammlung Bezug. In der Reihe ihrer sieben TYPOI verweist der Strahler mit seinen leuchtend gelben, energetischen Strahlen auf die göttliche Strahlkraft, während der Wächter mit seinen aus der Rinde hervorlukenden Augen an das wachsame Auge Gottes erinnert. Maria Kiess übersetzt den Museumsbestand in freihängende Papierschnitte, die sich sowohl auf das Haus als Kulturträger als auch auf ihre Auseinandersetzung mit der menschlichen Figur beziehen. Hier wie dort thematisiert sie die Brüchigkeit und Bedrohtheit des Seins.

Vergleichbares findet sich im Asamgebäude wieder, wo Inge Stahl eine tiefgreifende Arbeit zeigt. Ihr Flugapparat für ein behindertes Kind ist eine ebenso schmerzliche wie poetische Metapher für den uralten Traum der Menschheit, das Fliegenkönnen. Mit schillernden Pfauenfedern und zweckmäßigen Beinprothesen erinnert sie nicht nur an die Schwerkraft, sondern auch an körperliche und seelische Befindlichkeiten. Darüber hinaus stellen im Asamgebäude noch Ingrid Bleim und Erkan Öznur, Renate Erbacher, Sonja Lenz und Petra Zunterer aus. Im Diözesanmuseum gibt es ferner eigens dafür ausgewählte Werke von Tina Burzin, Bärbel Fürst, Tita Heydecker, Elisabeth Seitzl, Dietlinde Swienty, Julia Werkmeister und Eva Wilcke zu sehen.

Eröffnung am Freitag, den 19. Juli 2013 um 17 Uhr im Asamgebäude und um 19 Uhr im Diözesanmuseum, Laufzeit: 20. Juli bis 4. August 2013
Asamgebäude: Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Diözesanmuseum: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr
Lesung von Gisela Landesberger über Therese von der Vring am 2. August um 15.30 Uhr im Asamgebäude

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juli/August 2013.
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