Lange schon haben die beiden überlegt. Nimmt sich dafür jemand in unserem Alter Zeit? Hat zwischen Uni, Ausbildung oder Job darauf überhaupt jemand Lust? Und selbst wenn, wo und wie soll das sein oder wie zieht man das Ganze am besten auf? Nach vielen Überlegungen war den beiden aber schnell klar: Das wird schon. Und es wurde.
Die Rede ist von dem im Oktober neu gegründeten Jazz- und Pop-Chor und den beiden frischgebackenen Chorleitern Maria „Mimi“ Neumair und Lukas Maier. Beide studieren Schulmusik an der Musikhochschule München und haben seit neuestem Mittwoch abends regelmäßig alle Hände voll tun. Die Leidenschaft zur Chormusik, die die zwei schon seit ihrer gemeinsamen Schulzeit am Camerloher-Gymnasium miteinander teilen, sollte nun endlich auch aktiv betrieben werden. Doch dass sich ihnen innerhalb nur weniger Wochen etwa 80 singfreudige Jugendliche im Alter von 18 bis etwa 25 Jahre anschließen würden, obwohl das ganze lediglich über ein, zwei Facebook-Posts publiziert wurde, hatten sie niemals geahnt. Dabei handelt es sich ebenso um ehemalige „Camerloher“, viele aus ihrem Freundeskreis, die nur darauf gewartet haben, endlich wieder regelmäßig zu singen, ihre Stimme zu trainieren und eine Menge Spaß zu haben. Schnell fanden Mimi und Lukas große Unterstützung und begeisterte Aufnahme bei Frau Bliese, der Schulleiterin des Camerloher-Gymnasiums sowie bei Gunther Brennich, ihrem Mentor, Ex-Musiklehrer sowie erfahrenen Chorleiter in Freising. So dürfen sie von vielen Ratschlägen und Tipps Brennichs profitieren. Er war es ja schließlich auch, der den beiden Nachwuchs-Chorleitern die Liebe zur Chormusik in vielen Jahren Schulchor nahe gebracht hat, sie Schritt für Schritt an die Chorleitungs- und Dirigenten-Tätigkeit herangeführt hat und ihnen bis heute immer wieder bei diversen Camerloher-Konzerten die Möglichkeit gibt, diese Musikform aktiv zu praktizieren.
Nun galt es, die Zeit bis zum ersten Konzert durchdacht zu strukturieren und zu organisieren. So gibt es also für alle Sängerinnen und Sänger, die im Münchner Umland und primär in Freising wohnen, die regelmäßige, wöchentlich stattfindende Probe. Da man aber all diejenigen nicht ausschließen will, die mittlerweile aufgrund ihres Studiums oder ihres Arbeitgebers weggezogen sind, gibt es auch den sogenannten „Projektchor“, der sich zu einem gemeinsamen Probenwochenende in Freising trifft. Kurz vor dem Konzert, für das bisher etwa 70 Teilnehmer zugesagt haben, werden beide Gruppierungen zusammengeführt, indem der Chor zu gemeinsamen Intensiv-Proben für drei Tage in den Bayerischen Wald fährt, um an Feinschliff, Dynamik und den richtigen Einsätzen zu arbeiten.
Das Besondere an diesem Projekt ist vermutlich nicht nur, dass junge Menschen verschiedenen Alters zusammen singen, in lockerer Atmosphäre Spaß haben und viele Ehemalige in gewisser „Camerloher-Nostalgie“ schwelgen können. Das große Interesse ist auch darin begründet, dass die 23-jährige Mimi und Lukas (22) selbst nicht viel älter als die meisten Mitglieder sind. So geht man gerne danach noch zusammen auf ein Bier in die nächste Kneipe und spricht über verschiedene Wünsche, Ideen und Vorstellungen.
Dass der Chor gleich von 2 Musikern geleitet wird, ist keinesfalls hinderlich. Ganz im Gegenteil: Mimi und Lukas sind ein eingespieltes Team und ergänzen sich optimal. So hat Mimi alle Fäden in der Hand und kümmert sich um die Organisation. Außerdem ist sie hauptsächlich für die Chorleitung, bzw. das Dirigieren zuständig, da sie bereits viele wertvolle Erfahrungen in diesem Bereich machen durfte. Ob als Chorleitungsassistentin bei zahlreichen Chorwochen des Jugendchores und großen Chores des Camerloher-Gymnasiums, in Gunther Brennichs Asamchor oder im Münchner UNIsono-Chor konnte sie schon viel lernen und nun bei ihrem eigenen Chor unter Beweis stellen.
Lukas, der dieses Jahr mit dem Jugendkulturpreis des Landkreises ausgezeichnet wurde, widmet sich, neben dem Pianisten-Part, dem Arrangieren der verschiedenen Chorstücke. So singt der Chor fast ausschließlich „selbstgemachte“ Chorsätze genau nach seinem Geschmack: von Songs der bekannten Freisinger Band „Monday Tramps“ über selbstgemachten Rap bis hin zu den „Backstreet Boys“ ist alles vertreten.
Beim ersten Konzert, das für Mitte Mai geplant ist, wird zwar der Chor im Mittelpunkt stehen, unterstützt von einer Rhythmusgruppe samt Bläsern und Streichern, allerdings werden auch ruhmreiche Camerloher-Absolventen solistisch ihr Talent von Kabarett bis Musical zum Besten geben. Nicht zum ersten Mal, nein: endlich wieder!
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Januar 2014.
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