Ein Anlass zum Feiern
Zehn Jahre KreativesSchauspielEnsemble

Zehn Jahre KreativesSchauspielEnsemble, zehn Jahre Theater, zehn Jahre Leidenschaft: Der Freisinger Theaterverein blickt auf eine Dekade voller aufregender Produktionen, aber auch Herausforderungen zurück. Mitgründer und immer noch Vorständler Philipp Schreyer blickt im Interview zurück.

10 Jahre KSE – wie ging es eigentlich los?

Schreyer: Eigentlich haben wir schon 2010 angefangen, damals noch an der FOS in Freising. Ursprünglich wollte ich als Seminararbeit eine Produktion auf die Beine stellen, leider hat das nicht geklappt. Man war dann doch fachgebunden. Allerdings hatte ich trotzdem Lust, ein Stück aufzuführen – und mit Philipp Metzner und Ana Handel hatte ich auch gleich zwei Mitstreiter gefunden. Alexander Kampmeier hat sich damals um das Bühnenbild gekümmert. Alle drei sind auch heute noch dabei.

Wie ging’s dann bis zur Vereinsgründung weiter?

Drei Jahre lang haben wir das quasi hobbymäßig gemacht, ehe noch Friederieke und Tobi Hofmann dazukamen. Anna- Lena Schug war noch mit dabei und so hatten wir unsere sieben Personen zusammen. Da hat sich heute zu 50 Mitgliedern schon einiges verändert… (lacht)

Ihr habt ja schon immer den Grundsatz „Kultur ist für alle da“ verfolgt – wie kam das eigentlich?

Das kam eigentlich aus dem Freundeskreis. Der Eintrittspreis war für junge Leute immer eine Abschreckung, zumindest hatten wir das Gefühl. Wir wollten aber nicht, dass jemand aus diesen Gründen dem Theater fernbleibt – im Gegenteil. Deshalb war es für uns klar, dass wir uns über Spenden finanzieren wollen. Jeder kann das geben, was er geben möchte. Wenn jemand finanziell nicht so gut gestellt ist, ist das auch kein Problem. Deshalb sollen diese Personen nicht von der Kultur ausgeschlossen sein.

Und das funktioniert nach wie vor?

Sehr gut sogar. Klar sind wir auf Förderer angewiesen, zudem hat uns die Gruppe Opodeldok beispielsweise mit dem Fundus immer super unterstützt. Ganz ohne helfende Hände, körperlich wie finanziell, geht’s natürlich nicht. Und man merkt auch: Dadurch, dass wir gewachsen sind, werden die Produktionen aufwendiger – wie beispielsweise bei der Produktion „Die Physiker“ im Januar, die unsere Jubiläumsaufführung wird.

Wird das die größte Aufführung jemals?

Das kann man so sagen. Zirka 30 Personen sind involviert, alleine 24 davon sind Schauspielerinnen und Schauspieler. Das gab’s bisher noch nie.

Hättest du gedacht, dass ihr mal so eine große Produktion auf die Bühne bringt?

Gehofft schon, geglaubt nicht (lacht). Wir haben uns einfach sehr gut entwickelt. Mehr Leute, alles wunderbare Menschen.  Und wir sind noch nicht am Ende angekommen, es entwickelt sich stetig weiter.

Wie hat sich das bei dir persönlich gezeigt? Ab irgendeinem Punkt muss man Aufgaben auch mal abgeben…

Das stimmt. Am Anfang habe ich immer noch selbst Regie geführt, aber wenn die Gruppe Bestand haben sollte, musste das zwangsläufig auch von anderen übernommen werden. Aber klar: Wenn man von Anfang dabei ist, muss man auch dazu lernen. Den Leuten die Verantwortung in die Hände legen, sie einfach mal machen lassen. Wir haben aber großartigen Nachwuchs (die jüngste wird 10) und erfahrene Mitglieder (Anfang 60) – da liegt ein halbes Jahrhundert dazwischen. So entsteht etwas Großartiges.

Du sprichst von Nachwuchs, von vielen Mitgliedern – ihr habt aber keinen festen beziehungsweise eigenen Spielort. Wie läuft das?

Das ist gar nicht so schlimm – wir sind im Palotti gut angekommen, auch die Zusammenarbeit mit der Montessori-Schule ist super. Es ist uns auch wichtig, viel zu bespielen. Manche Stücke funktionieren auf immer derselben Bühne auch nicht. Du siehst schon: Es kann auch Vorteile haben, nicht immer nur „daheim“ zu spielen. Ich glaube, es gibt in Freising keine Bühne, auf der wir noch nicht waren. Ach, doch: Im Asam und in der Luitpoldhalle waren wir noch nie – aber das könnten wir uns auch nicht leisten.

Aber die vielen Veränderungen – erst kürzlich hat sich die Gruppe Opodeldok aufgelöst, einige Mitglieder kamen zu euch – bringen auch sicherlich Herausforderungen mit sich, oder?

Auf jeden Fall. Es ist nicht mehr nur damit getan, sich zum Proben zu treffen und dann den Vorhang zu öffnen. Es ist schon auch Vereinsarbeit geworden: Fortbildungen, Ausflüge, Theaterwochenende, früher gab es das alles nicht. Da hat sich die Vorstandsarbeit mittlerweile ganz schön verändert. Aber mir ist wichtig zu betonen, dass wir das alle ehrenamtlich und aus Leidenschaft für das Theaterspiel machen. Unter 18-Jährige zahlen auch keinen Beitrag. Wir verfolgen hier das selbe Prinzip wie bei den Eintrittspreisen. Junge Leute sollen sich bei diesem Hobby keine Gedanken machen müssen, ob sie es sich leisten können. Und selbst bei Erwachsenen ist unser Beitrag gering. Wenn aber auch da jemand Probleme haben sollte, finden wir eine Lösung. Nochmal: Kultur und in unserem Fall das Theater soll für alle da sein. Da machen wir keine Ausnahmen.

Es gibt den – zugegeben furchtbaren – Spruch: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“ Hattet ihr damit mal zu kämpfen?

Tatsächlich schon, ja. Wir konnten aber nach ein paar Anfangsschwierigkeiten schon beweisen, dass wir richtig was auf dem Kasten haben. Und das spricht sich zum Glück auch schnell rum.

Gab’s da auch zu Beginn mal Gedanken, das Ganze doch bleiben zu lassen?

Nein, die Zukunft des Vereins war nie ein Problem – zum Glück! Aber ja, es gab natürlich immer mal wieder Momente, in denen es schwierig wurde. Das kommt  aber auf ganz natürliche Weise mit dem Wachstum. Plötzlich werden Entscheidungen nicht mehr einfach so getroffen, sondern müssen durch die Mitglieder abgesegnet werden. Da kann’s schon vorkommen, dass einem selbst mal etwas nicht so schmeckt. Aber bei uns weiß man, dass da einfach so viel Leidenschaft drin hängt und jedem etwas am Verein liegt – da fällt es leichter, loszulassen. Es ist einfach mehr als ein Hobby.

Eine klassische Frage ist eigentlich immer noch: Was ist dein Lieblingsstück?

Ich habe mir schon gedacht, dass das kommt. Ich habe tatsächlich keines – mein Lieblingsstück ist immer das aktuelle. Ganz ehrlich: Jede Produktion hat etwas ganz eigenes, was man nicht missen möchte. Wir wollen jedem Stück einen eigenen Stempel aufdrücken. Am Spannendsten ist dann immer der Moment, wenn man etwas neues kreiert. Man will es wieder einzigartig machen – und das ist das Schöne bei uns: Wir legen uns nicht auf ein Genre fest, sondern bleiben flexibel.

Was die Theaterszene in Freising bereichert. Wie siehst du denn da die Entwicklung?

Das ist schon weniger geworden. Ich habe das Gefühl, das war früher deutlich mehr. Ich mache das jetzt ja tatsächlich auch schon lange und war in mehreren Gruppen aktiv – mittlerweile gibt’s gefühlt noch die Laienbühne und uns, Querspiel vielleicht noch. Es ist ein bisschen mau geworden, zum Teil sicherlich auch der Pandemie geschuldet. Der Trend war aber vorher auch schon da. Ich würde mir wünschen, dass es wieder mehr Angebote in Freising gibt, davon lebt eine Stadt ja auch. Wir profitieren alle davon, die Gruppen haben sich ohnehin nie als Konkurrenz gesehen. Man inszeniert ja für alle Theaterbegeisterten – und in einer Stadt wie Freising ist da mehr als genug Platz!

Und bei euch sorgt das ja auch für weiteres Wachstum – heißt das, dass wir in Zukunft noch mehr Produktionen vom KSE sehen werden?

Je mehr Leute wir werden, desto mehr wird es zwangsläufig geben. Das wird sich aber auf natürliche Art und Weise entwickeln. Ich freue mich drauf! Im Januar steht jetzt, wie erwähnt, „Die Physiker“ von Dürrenmatt an: Möchtest du schon was verraten? Habe ich schon erwähnt, dass es unsere bisher aufwendigste und größte Produktion ist? (lacht) Nein, mehr möchte ich eigentlich nicht verraten. Premiere ist am 18. Januar, wir haben neun Aufführungen im Palotti- Haus. Das Stück hatte ich schon so lange in der Schublade liegen – dass es jetzt die Jubiläumsaufführung ist, macht mich richtig glücklich. Ich hoffe, dass das Publikum genauso viel Spaß beim Zuschauen hat wie wir beim Inszenieren. Ich kann’s kaum erwarten!  

Interview: Anton Hirschfeld

 

Zu sehen sind „Die Physiker“ an neun Terminen im Pallotti Haus Freising, jeweils um 19.30 Uhr.

Mi 18.01.23, Fr. 20.01.23, Sa. 21.01.23,

So. 22.01.23, Fr. 27.01.23, Sa. 28.01.23,

So. 29.01.23, Fr. 03.02.23, So. 05.02.23.

Der Eintritt ist wie gewohnt frei. Reservierungen sind nicht notwendig, können auf Wunsch aber unter reservierung@kse-theater.de angefragt werden.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Januar 2023.
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