Die Zukunft Freisings im Blick
Rück- und Vorschau von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher

 „Eine Krise jagt die nächste. Ist das die Kurzzusammenfassung des Jahres 2022? Der Eindruck drängt sich auf: Corona war noch allgegenwärtig, als am 24. Februar mitten in Europa Raketen einschlugen. Der schreckliche Krieg und das furchtbare Leid in der Ukraine begleiten uns seither – mit gravierenden Auswirkungen: Menschen sind auf der Flucht und suchen auch in unserem Land Schutz; die bereits während der Pandemie gestiegenen Energiepreise haben sich sprunghaft erhöht und in der Folge müssen wir auch deutlich mehr für Lebensmittel ausgeben, was die Inflation antreibt; Roh- und Baustoffe sind knapp und haben sich verteuert. Unterdessen treiben uns weiterhin große Sorgen um den Klimawandel um. Wir alle sind von diesen Herausforderungen, die bei vielen Zukunftsängste hervorrufen, betroffen.

Was kann eine Große Kreisstadt wie Freising diesen globalen Krisen entgegensetzen? Klar ist: Stadtrat und Verwaltung handeln nicht nach dem Motto „business as usual“. Energieeinsparung und aktiver Klimaschutz stehen schon seit Jahren auf unserer Agenda – und werden konsequent umgesetzt. Ebenfalls prüfen wir unsere Planungen und Prozesse auf mögliche Einsparungen hin. Bei laufenden Projekten wie der Innenstadt-Neugestaltung, der Generalsanierung des Asamgebäudes, Erweiterung der Grundschule Vötting oder Erneuerung der Brückenkappen der Hochtrasse sind unsere Spielräume allerdings klein, denn wir wollen diese wichtigen Maßnahmen erfolgreich voran- und zum Abschluss bringen. Umso mehr treffen uns die enorm gestiegenen Baupreise.

Verbesserung der Infrastruktur

Es gibt trotz der äußerst schwierigen Situation gute Nachrichten – und die Grundlage dafür haben wir in den vergangenen zehn Jahren mit nachhaltigen Investitionen in die Infrastruktur gelegt: Wir haben das Hallen- und Freibad fresch gebaut; aus eigener Finanzkraft haben wir die neue Eishalle, die ersten Abschnitte der Innenstadtsanierung, die Kindertagesstätte „Wetterstein“ oder Erweiterung und Modernisierung des Kindergartens „Sonnenschein“ bestritten. Und im vergangenen Jahr sind weitere Zukunftsprojekte fertiggestellt worden.

Im Januar 2022 hieß es nach fünfjähriger, anspruchsvoller Bauzeit „freie Fahrt“ auf der Westtangente – Corona-bedingt ohne Einweihung. Diese wichtige Umfahrung entlastet unser innerstädtisches Straßennetz vom Durchgangsverkehr und sorgt damit für ein Mehr an Lebensqualität für die Anwohnerschaft. Im September gingen die Grundschule und die Mittelschule am SteinPark samt einer großzügigen Dreifachturnhalle in Betrieb. Rund 74 Millionen Euro haben wir in die finanziell aufwendigste Hochbaumaßnahme der Stadt gesteckt – ein echtes Vorzeigeprojekt der Freisinger Bildungslandschaft: Für bis zu 1100 Schüler*innen sowie das Lehrund Betreuungspersonal wurden beste Bedingungen zum Lernen und Unterrichten geschaffen. Die Schulgebäude bieten dafür modernste pädagogische Standards und eine Atmosphäre zum Wohlfühlen.

Im November konnte in Lerchenfeld der Erweiterungsbau der Grundschule St. Lantbert bezogen werden. Mit zusätzlichen Klassen- und Ganztagsräumen, Küche und Speisesaal haben wir in dem lichtdurchfluteten Holzgebäude die Voraussetzungen für einen Ganztagesbetrieb von zwei Schulklassen geschaffen. Die Investition von 4,3 Millionen Euro ist also bestens angelegt. Ebenfalls im Herbst  startete die neue Kita an der Moosstraße. In Freisings größtem Stadtteil stehen somit zusätzliche Krippen- und Kindertagesplätze für eine pädagogisch ganzheitliche Förderung, auch für Mädchen und Buben mit Beeinträchtigungen, zur Verfügung. Die rund sechs Millionen Euro teure Einrichtung kann bis zu sechs Gruppen aufnehmen. Betrieben wird die Tagesstätte von einem privaten Träger.

Ausbau der Fotovoltaik

In Betrieb genommen haben wir nicht nur neue Schulhäuser und die Lerchenfelder Kita, sondern ebenfalls Solaranlagen auf den jeweiligen Dachflächen. Das Bekenntnis der Stadt für den Klimaschutz setzen wir mit konkreten Maßnahmen entschlossen um. Wenn Neubau- oder Erweiterungsmaßnahmen anstehen oder Gebäude saniert werden, bestücken wird diese mit Fotovoltaikmodulen. Das Ziel, unabhängig von fossilen Energieträgern zu werden, verfolgen auch unsere Stadtwerke mit dem konsequenten Ausbau des Wärmenetzes. Von den Anstrengungen für eine Energiewende profitiert nicht allein das Klima: Die Bedeutung unserer lokalen Aktivitäten führen uns die Gasknappheit und die horrenden Energiepreise als Folgen des Ukraine-Kriegs deutlich vor Augen.

Förderung von Bus und Rad

Gleichermaßen engagiert sich die Stadt dafür, mehr Menschen aufs Rad oder in den Bus zu bringen. Der Stadtbusbetrieb wird kontinuierlich ausgebaut, und so bietet der seit 11. Dezember 2022 gültige Fahrplan nochmals mehr Haltestellen und zusätzliche Fahrten, auch mit dem Ruf-Taxi. Den Radverkehr fördern wir mit verschiedenen baulichen und verkehrslenkenden Maßnahmen, wie wir sie auch in unserem Mobilitätskonzept „Freising – nachhaltig mobil“ aus dem Jahr 2019 festgelegt haben. Insbesondere liegt uns an der Ausweitung der Infrastruktur und an mehr Sicherheit, um dieses klimaschonende Fortbewegungsmittel attraktiver zu machen. Im vergangenen Jahr erhielt beispielsweise die Karlwirt-Kreuzung farbige Schutzstreifen, um Radfahrende an dieser viel befahrenen Gabelung klar vom motorisierten Verkehr zu trennen. Unser kommunales Förderprogramm, das seit 2019 die Anschaffung von Lastenrädern finanziell unterstützt, haben wir im August 2022 ausgeweitet auf das Angebot von Miet-Lastenrädern. An acht über das Stadtgebiet verteilten Stationen stehen 16 elektrisch betriebene Lastenräder bereit – und sind erfreulicherweise sehr nachgefragt.

Bezahlbare Wohnungen

Klimaschutz und Ökologie spielen auch bei den Wohnbauprojekten der Stadt eine zentrale Rolle. Wir kommen bei   den Planungen für das Wohnquartier an der Johann-Braun- Straße, das unser Tochterunternehmen Freisinger Wohnbau umsetzen wird, gut voran – und das gilt ebenfalls für eine neue Wohnsiedlung an der Oberen Pfalzgrafstraße, die unter dem schönen Namen „Erna Angerbach wohnt im Grünen“ als Modellvorhaben für Klimaanpassung im Wohnungsbau ausgewählt worden ist. Wir hoffen, zeitnah mit der Realisierung dieser beiden Vorzeigeprojekte beginnen zu können. Schließlich hat sich der Bedarf an bezahlbaren Mietobjekten während der Pandemie und durch den Ukraine-Krieg nochmals erhöht. Daher bin ich froh, dass wir mit der Bereitstellung von 115 Wohnungen an der Katharina-Mair-Straße einen Beitrag zur Entlastung des angespannten Wohnungsmarkts leisten können. Das zukunftsweisende Mehrgenerationenwohnen konnte 2022 fertiggestellt werden und die Vergabe der Wohnungen läuft bereits.

Stärkung der Innenstadt

Freising als Einkaufsstadt wirtschaftlich zu stärken und einen attraktiven Wohn- und Erlebnisraum zu bieten: Diese Ziele verfolgen wir mit der Sanierung der Innenstadt. Begonnen haben wir 2016 in der Heiliggeistgasse, mittlerweile präsentiert sich ein großer Teil der Altstadt barrierefrei und lädt zum Verweilen ein. Herzstück der Neugestaltung ist die abschnittsweise Öffnung der Moosach in der Oberen Hauptstraße. Ende 2022 konnten wir einen Großteil der Arbeiten abschließen und mit einem kleinen Fest feiern. Schon vorher war der neue Lebensraum in der Oberen Altstadt ein Anziehungspunkt – zwischen Baumaschinen und aufgestapeltem Material machten es sich die Menschen auf den Sitzmöbeln der Wirtsleute und den Holztreppen zur Moosach gemütlich. Wir alle erleben es jetzt, dass sich die Belastungen ausgezahlt haben und die Geduld der anliegenden Geschäfte und Bewohner* innen belohnt wird. Ich lade Sie heute schon zur offiziellen Einweihung ein, die für den 16. Mai 2023 geplant ist. Ein wenig länger müssen wir noch auf die Eröffnung des Asamgebäudes warten. Sichtbare Fortschritte machen die Malerarbeiten an der Fassade – seit November können wir die Front am Marienplatz weitgehend ohne Gerüst bewundern. Im Inneren laufen unterdessen Verputz-, Lüftungs- Heizungs-, Sanitär- und Elektroarbeiten. Auch die neue Haupttreppe ist, noch als Holzkonstruktion, montiert. Vor dem Abschluss steht die Restaurierung der prächtigen Decke im Theatersaal. Im Jahr 2024, in dem wir „1300 Jahre Korbinian in Freising“ begehen, werden wir unser Barockjuwel als schmuckes Kultur- und Bürgerzentrum in Betrieb nehmen.

Ein Anliegen ist es der Stadt, die historische Altstadt durch eine Begrünung aufzuwerten und zugleich das Innenstadt- Klima zu verbessern. Wo immer es der Platz erlaubt, – also im Straßenuntergrund ausreichend Fläche für eine Entwicklung vorhanden ist, – pflanzen wir Bäume. In dem jetzt fertiggestellten Abschnitt in der Oberen Hauptstraße und rund um den Platz am Wörth wurden im November 2022 insgesamt 17 klimaangepasste Bäume gepflanzt. Ergänzend begrünen wir das Zentrum mit mobilen Pflanzelementen. Einen Beitrag können auch Privat- bzw. Geschäftsleute der Innenstadt leisten und Fassaden bepflanzen oder Ladeneingänge und Freischankflächen begrünen. Dafür gibt es im Rahmen von Förderprogrammen sogar Zuschüsse. 

Sportfreuden und Kulturgenuss

Bei all den Großprojekten und anspruchsvollen Aufgaben kamen im vergangenen Jahr Themen wie die Sportförderung oder das Kulturleben nicht zur kurz. Die neu geschaffenen Bewegungsparcours am Fürstendamm und im Sportpark Attaching werden von allen Altersgruppen begeistert in Beschlag genommen. Mit diesem Angebot von jederzeit nutzbaren Sporträumen im Freien hat die Stadt einen Wunsch aufgegriffen, der bei der Bürgerbefragung zur Sportentwicklungsplanung vielfach geäußert wurde.

Der Freisinger Kulturbetrieb hat 2022, trotz der anfänglichen Einschränkungen durch die Pandemie, wieder Fahrt aufgenommen. Ausverkaufte Konzerte und Theatervorstellungen für Kinder sowie für Erwachsene, Besucherrekorde der legendären Rockparty auf dem Marienplatz und ebenso des Festivals „Sommer Wunder“ unterstreichen, wie sehr das Publikum Live-Erlebnisse vermisst hat. Für Highlights am laufenden Band hat unsere Musikschule gesorgt: Zum 50-jähriges Bestehen beglückte sie das Publikum mit exzellenten Konzerten, einer Musical-Neuinszenierung, Open-Air-Bühnen und vielem mehr.

Haushaltskonsolidierung

Corona beherrscht zwar mittlerweile nicht mehr unseren Alltag, die wirtschaftlichen Folgen sind aber weiterhin spürbar. Wie eingangs dargestellt belasten uns die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs zusätzlich. Höhere Kosten stehen gesunkenen Steuereinnahmen gegenüber. Für Stadtrat und Verwaltung war die Aufstellung des Haushalts 2023 daher eine ausgesprochen herausfordernde Aufgabe, zumal eine Neuverschuldung unvermeidlich ist. Insgesamt nehmen wir knapp 255 Millionen Euro in die Hand.

Was ich an dieser Stelle offen sagen möchte: Die schwierige finanzielle Situation wird uns noch einige Zeit begleiten. Wir müssen daher Planungen noch genauer hinterfragen und Möglichkeiten ausschöpfen, unsere Einnahmen zu erhöhen. Sicher ist, dass in der nächsten Dekade unsere Investitionen von Neubauten oder Erweiterungen von Schulen bestimmt werden. Im Sommer 2022 angelaufen ist die auf knapp 46 Millionen Euro kalkulierte Generalsanierung und Erweiterung der Grundschule Vötting samt Neubau einer Zweifeldturnhalle. Als Ganztagsschule mit inklusivem Profil soll die Bildungsstätte im Herbst 2024 in Betrieb gehen. Auf dem Programm steht weiterhin die Grundschule St. Korbinian im Herzen der Altstadt. Da es sich bei dem Gebäude um ein Einzeldenkmal handelt, wird der Umbau zur barrierefreien Inklusionsschule kein einfaches Unterfangen. In Lerchenfeld haben wir ferner erste Planungen aufgenommen für den Bau einer zweiten Grundschule.

Dieser Blick nach vorn zeigt: Wir investieren in die Zukunft und schaffen bleibende Werte. Trotz der problematischen Rahmenbedingungen bin ich optimistisch, dass es uns gelingen wird, in diesen Krisenzeiten zu bestehen. Halten wir zusammen – und behalten auch Sie Ihre Zuversicht!“

Hier schreibt die Stadt Freising, Foto: Stadt Freising

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Januar 2023.
In unserer Bibliothek können Sie diese und alle anderen Ausgaben der letzten Jahre online lesen.

zur Bibliothek...

weitere Artikel zu diesem Thema: