Die Jugend von heute engagiert sich nicht. Jugendliche bemühen sich nur um ihre eigenen Interessen. Das Wohl der Allgemeinheit ist ihnen egal, solange das Smartphone in der Hand ist. Ist das wahr? Der Freisinger Jugendstadtrat beweist das Gegenteil! Der Jugendstadtrat existiert seit 2007 und ist einer der Agenda 21-Arbeitskreise.
Politik geht jeden was an – doch Jugendliche haben im Normalfall keinen großen Einfluss darauf, welche Entscheidungen getroffen werden. Wer trotzdem etwas bewirken will und Teenager aus dem Freisinger Landkreis ist, hat die Möglichkeit sich eine der regelmäßig stattfindenden Sitzungen des Jugendstadtrats anzusehen, auch mitzumachen. Diese werden von Robert Zellner vom Sozialamt der Stadt Freising und von Stadtjugendpfleger Fritz Andresen geleitet und unterstützt.
Welche Ziele haben die Jugendlichen vor Augen? Die Projekte, die die Nachwuchspolitiker antreiben, sind auf jeden Fall größer als man es vielleicht zunächst erwartet. Das aktuelle “Baby” der Teenager ist die Unterführung zwischen der Freisinger Innenstadt und dem Stadtteil Lerchenfeld, der berühmt-berüchtigte ehemalige Bahnposten 15. Dort sind auf einzelnen Wandplatten Graffitis zu sehen – ziemlich beschmierte, sehr verblasste, gar keine schönen Graffitis. Die sollen erneuert werden – doch das benötigt einiges an Planung und Arbeit. Seit über sechs Monaten arbeitet der Jugendstadtrat daran. Viele Ideen wurden vorgebracht und wieder über Bord geworfen, Anträge auf Unterstützung wurden gestellt, abgelehnt, wieder gestellt und dann doch genehmigt. Was sich nach etwas Sprayen und Malen anhört, entpuppt sich als eine Arbeit, die wahnsinniges Organisationstalent und motivierte Helfer erfordert. “Wir arbeiten nun schon so lange daran, und wir bleiben solange dran, bis in der Unterführung neue Kunstwerke zu sehen sind!”, erzählt Jugendstadträtin Philomena Böhme, die an jeder Sitzung teilnimmt und mit Feuereifer bei der Sache ist. Nach langem Hin und Her hatte die Gruppe sich darauf geeinigt, die Künstler in Form eines Wettbewerbs anzusprechen. Jeder kann also ein Bild einreichen, und die besten haben mit professioneller Hilfe die Möglichkeit, ihr Werk auf die abmontierten, grundierten Platten zu sprayen oder zu malen, die dann wieder in der Unterführung angebracht werden.
Für diesen Wettbewerb wurden 5000 Flyer gedruckt. Das große Aber und ein weiterer Rückschlag: Es wurden zu wenig Bilder eingereicht, um alle Platten zu füllen. Nun werden also weitere Interessenten gesucht, die sich verewigen und ihre Stadt schöner machen wollen. Auch an die Zusammenarbeit mit Kindergartengruppen oder Schulklassen haben die Jugendlichen bereits gedacht – jetzt müssen nur noch motivierte Erzieher und Lehrer gefunden werden.
Doch selbstverständlich ist das neue Graffiti nicht das einzige Ziel der Jugendgruppe. Bereits durchgesetzt hatten sie die Wiederbelebung des “Schlägerlaufs” in der Eishalle. Vor dem Bau der Halle gab es einmal pro Woche die Möglichkeit, mit Eishockeyschläger und Puck locker Eishockey zu spielen – ohne Mannschaften oder strenge Regeln. In der Halle gab es diesen Lauf zunächst nicht, doch viele vermissten das lockere Spielen. Deshalb setzte der Jugendstadtrat sich dafür ein – mit Erfolg. Auch Projekte wie “Hürdenfreies Freising” unterstützen die Jugendlichen, um es für Menschen mit Behinderung leichter zu machen, sich selbstständig und frei in der Stadt zu bewegen können. Wie man sieht – die engagierten Jugendlichen in Freising haben große Ziele, die sie klar verfolgen und meist auch erreichen. Eins ist klar: Ein guter Politiker würde aus jedem von ihnen werden. (PS)
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom März 2017.
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