Auf verschlungenen Wegen zur „Isarschleife“
Ein sensibles Projekt geht in die entscheidende Phase.

„Die Reißende“ wird die Isar genannt. Doch östlich der Isarbrücke in der Höhe der Schwabenau und gegenüber der Luitpoldanlage soll demnächst etwas entstehen, was eher idyllisch wirkt: die „Freisinger Isarschleife“. Was allerdings von den Planern und der Stadt als Wohltat für Natur und Mensch gepriesen wird, stößt bei den direkten Anwohnern auf Skepsis: Man befürchtet eine Partymeile mit Parkchaos, Lärm und Müll. Ein sehr gut besuchtes „Isar-Forum“ hat hingegen gezeigt, dass die Bevölkerung zwar durchaus kritisch, aber doch konstruktiv das Projekt begleiten will.
Um was geht es? Im Rahmen des EU-Förderprogramms „Leader“ soll am Ostufer der Isar in Höhe der Schwabenau, wo sich jetzt eine Weidenplantage befindet, ein Isar-Seitenarm ausgebildet werden. Der soll die Gewässerökologie verbessern, das Landschaftsbild aufwerten, einen naturnahen Auenlebensraum und bei Hochwasser einen Retensionsraum schaffen, aber auch die Zugänglichkeit zur Isar verbessern und ein Ort der Erholung für die Menschen sein, an dem besonders auch für Kinder Wasser und Natur erlebbar gemacht werden sollen. Dass man das Projekt, für das es seit Oktober 2010 eine Machbarkeitsstudie gibt und das seit August 2012 als Projekt genehmigt ist, am Anfang den „Freisinger Flaucher“ nannte, hat sicherlich zu der Unruhe beigetragen, die bei den Anwohnern herrscht. Erst jetzt hat man sich einen neuen Arbeitstitel gesucht, der nicht gleich an Zustände wie am Münchner „Flaucher“ denken lässt: „Freisinger Isarschleife“ – oder noch putziger: „Isarschleiferl“ – heißt das Vorhaben nun.
Und: Die Bürger dürfen durchaus mitreden, dürfen und sollen ihre Vorstellungen, Wünsche, Ideen, aber auch Bedenken und Befürchtungen ein- und vorbringen. Denn: „Die Planung ist noch nicht fertig“, betont Planer Christoph Stein vom Freisinger Büro Michael Schober. Und tatsächlich: Noch ist nicht ausgemacht, wie die „Freisinger Isarschleife“ im Endeffekt aussehen soll, wie man das Areal mit Trittsteinen, Totholzelementen, Sitzstufen, vielleicht sogar kleinen Nebengewässern, mit Blumenwiesen, Binsenrasen oder auch Gebüschinseln gestaltet. Die interessierten Bürger haben Mitte Januar auf jeden Fall beim Workshop „Isar-Forum“ viele Ideen in den nach wie vor offenen Planungsprozess miteingebracht: Während durchgängig die Sorge vor Müll und Lärm vorgebracht wurde, wurden auch beispielsweise ein Naturspielplatz für Kinder, eine Art grünes Klassenzimmer, die Berücksichtigung des Naturschutzes und vieles mehr gefordert und gewünscht. Und immer wieder kam der Vorschlag, die vorgesehene Fläche zum Grillen und Chillen doch auf das gegenüberliegende Isarufer zu verlagern. Sollte das nicht möglich sein, fordert man einen Ansprechpartner, der bei Problemen auch wirklich helfen könne, oder auch ein professionelles Müllmanagement.

Man wird nun sehen, was von den zahlreichen Vorschlägen in die Planung einfließen wird, was berücksichtigt werden kann und was nicht. Planer und OB Tobias Eschenbacher haben auf jeden Fall versprochen, sich die einzelnen Punkte ganz genau anzuschauen und auf ihre Realisierung hin abzuklopfen. Am 30. Januar wird im Planungsausschuss der Stadt dargelegt und besprochen, was man von den Anregungen aus dem Workshop in die Planung aufnehmen und später einmal umsetzen kann. Ende März sollen dann die fertigen Planungsunterlagen nochmals genehmigt und dann beim Landratsamt eingereicht werden. Danach beginnt ein förmliches Planfeststellungsverfahren, bei dem die Bürger nochmals die Gelegenheit haben, ihre Bedenken und Anregungen vorzubringen.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Februar 2013.
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