Es ist eine Eröffnung in Etappen: Erst wurde der Asamsaal eröffnet, im Sommer soll dann die Einweihung des gesamten Asamkomplexes erfolgen, jetzt, als wichtiger Zwischenschritt, wird das „Asam öffne dich“ im Süden des Gebäudes seiner Bestimmung übergeben: Am Samstag, 22. Juni, wandelt sich der Bühnenaufzug erstmals zur Freilichtbühne, wird auf dem früher so unansehnlichen Parkplatz Publikum feine Kultur erleben. Tom Appel & Häns Czernik sind zusammen mit der außergewöhnlichen Bühnenkonstruktion die Garanten dafür, dass es ein historischer Kulturabend wird.
Die Doppelfunktion von Lastenaufzug für die Anlieferung für das Theater auf der einen, als Freilichtbühne für kleinere Veranstaltungen auf der anderen Seite kann ab 22. Juni endlich zeigen, was sie kann. Viele kennen wohl das Retabel, das im hinteren Altarraum der Pfarrkirche St. Georg die Blicke unweigerlich auf sich zieht. Das Künstlerehepaar Susanna und Bernhard Lutzenberger hat es geschaffen. Und genau die beiden sind es auch, die mit der Fassadengestaltung des „Asam, öffne dich“ beauftragt wurden. Denn wie in St. Georg ist auch hier eine aus unzähligen eloxierten Aluminium-Lamellen gebildete Fassade entstanden, die in einem sanften und warmen Goldton daherkommt, und mit der ein wichtiges Bild transportiert wird: Der Freisinger Mohr, der auf einem Deckengemälde des Freisinger Mariendoms zu sehen ist, wird durch entsprechende Verdickungen der Lamellen im Bereich des Motivs sichtbar gemacht, die besondere Technik bewirkt, dass sich das Aussehen je nach Blickwinkel, Tageszeit und Beleuchtung verändert. Und eben jener Teil kann ausgeklappt werden, fungiert dann als Freilichtbühne und macht so aus dem vernachlässigten Hinterhof einen weiteren attraktiven Veranstaltungsplatz des Freisinger Zentrums.
Das „Asam, öffne dich“ war als Teil des Asam-Projekts im Jahr 2018 mit Kosten in Höhe von 3,625 Millionen Euro beschlossen worden, Ende 2020 war dann eine Kostenmehrung um 625000 Euro auf 4,25 Millionen Euro vom Stadtrat genehmigt worden. Am Ende lag man bei einer „schönen“ runden Summe von fünf Millionen Euro.
Wenn am 22. Juni Tom & Häns ab 19.30 Uhr die Bühne besteigen, wird das freilich kaum noch jemanden interessieren. Häns Czernik ist Kulturanerkennungspreisträger und hat gerade seine neue eigene Formation Hey Häns gegründet, Tom Appel war Sänger bei den Monday Tramps und The Nice Nice – jetzt machen sie gemeinsame Sache, haben ihre gemeinsame Liebe zur Musik der großen amerikanischen Songwriter in ihrem ganz eigenen Stil Ausdruck verliehen. Mit zwei akustischen Gitarren, einer gelegentlichen Mundharmonika und ihren beiden außergewöhnlichen Stimmen interpretieren sie Bob Dylan, Bruce Springsteen, Paul Simon und viele andere mehr auf eine ganz besondere Weise. Zur Eröffnung der Open-Air-Bühne Asam öffne dich werden sie ihre Lieder zusammen mit dem virtuosen Streichquartett von Sandra Rieger spielen.
Knapp eine Woche später, am Freitag, 28. Juni, ist es dann ein feines Theater, das auf der neuen Bühne zu sehen ist. Das KrativeSchauspielEnsemble (KSE) zeigt „Der Gott des Gemetzels“ von Yasima Reza unter der Regie von Philipp Schreyer. Zwei Ehepaare, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten, treffen in diesem Stück aufeinander. Die Houillés empfangen die Reilles, um über ihre Söhne zu sprechen. Denn der Sohn der Reilles hat seinen Klassenkameraden bewaffnet mit einem Stock ins Gesicht geschlagen, dabei die Schneidezähne verletzt und einen Nerv freigelegt. Die Eltern wollen den Streit nun schlichten – anfangs. Denn durch eine Verkettung unglücklicher Ereignisse nimmt das Gespräch eine Wendung, dessen Ausmaße so niemand ahnen konnte. Ein Klassiker der jüngeren Theaterliteratur. Aufführungstermine sind der 28., 29. und 30. Juni sowie der 5., 6. und 7. Juli 2024. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr, Einlass um 19 Uhr.
Das Beste zum Schluss: Sowohl zum Konzert als auch zum Theater ist der Eintritt frei.
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juni 2024.
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