Jeder liebt ihn, den Walderlebnispfad – dass er von der Lokalen Agenda 21 auf den Weg gebracht wurde, ist vielen beim erholsamen Rundgang heute nicht mehr präsent. Für Karl-Heinz Wimmer, Agenda-Koordinator bei der Stadtverwaltung, ist der populäre Rundweg im Freisinger Forst ein eindrucksvolles Beispiel für nicht immer einfache, aber konsequente Arbeit des Agenda21- und Sozialbeirats und seiner engagierten Projektgruppen. „20 Jahre Rio – 15 Jahre Agenda 21“, fasst er als Überschrift für 2012 zusammen. Das Doppeljubiläum, sagt auch OB Tobias Eschenbacher, beschreibt auf seine Weise ein wertvolles Stück Freisinger Selbstverständnis.
An der Schwelle zum 21. Jahrhundert hat die Auseinandersetzung mit den globalen Umweltproblemen die Menschen weltweit aufgerüttelt. Die Vereinten Nationen verabschiedeten 1992 in Rio de Janeiro ein weltweites Aktionsprogramm, die AGENDA 21, mit dem Ziel, einen ökologisch verträglichen Wohlstand für die gesamte Menschheit zu schaffen und für soziale Gerechtigkeit zu sorgen. Da- bei hielt der Begriff der Nachhaltigkeit, ein ursprünglich der Forstwirtschaft entlehntes Prinzip („sustain development“), in vielen Bereichen Einzug in das Denken und Handeln. In Freising wurde der Walderlebnispfad zum konkreten Projekt der Lokalen Agenda 21 – „eine Bürgerinitiative im besten Sinne des Wortes“, wie Eschenbacher betont. Konzeptionell gestärkt durch eine Diplomarbeit im Fachbereich Forstwirtschaft der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, im Freisinger Forst umgesetzt mit dem praktischen Knowhow des Forstbetriebs Freising der Bayerischen Staatsforsten und unterhalten von der Stadt Freising und dem Förderverein Walderlebnispfad Freising hat sich dieses Agenda-Projekt zum ambitionierten, überregional renommierten Freizeitziel entwickelt. Der etwa zwei Kilometer lange Rundweg „Walderlebnispfad Freisinger Forst“ beginnt und endet an der Waldgaststätte „Plantage“. Didaktisch anregend kann der Wald mit allen Sinnen erlebt werden – spielerisch, erforschend, besinnlich (mehr: www.walderlebnispfad- freising.de).
1997: Weichenstellung im Stadtrat
Im Juli 1997 hatte sich der Freisinger Stadtrat mit einem einstimmigen Beschluss dazu verpflichtet, die Agenda 21 auf lokaler Ebene umzusetzen. Innerhalb der Stadtverwaltung wurde eine eigene Koordinationsstelle für die Agenda-21- Arbeit eingerichtet. In verschiedenen Projektgruppen setzten und setzen sich interessierte und engagierte Freisingerinnen und Freisinger intensiv mit Themenbereichen auseinander, die das Leben in Freising und damit die Zukunft von Freising bestimmen. Die Sitzungen des fusionierten Agenda21- und Sozialbeirates sind öffentlich, aktuelle Termine können der Presse, der Internet-Seite der Stadt Freising (www.freising.de) oder der eigenen Homepage www.agenda21.freising.de entnommen werden – das nächste Zusammentreffen des Beirates findet am Donnerstag, 11. Oktober 2012, 19 Uhr, im Rathaus statt.
Wertvolle Beispiele für Projekte der Lokalen Agenda21, die seither in den Projektgruppen ehrenamtlich erarbeitet wurden von den Bürgerinnen und Bürgern, gibt es viele. Eine – subjektive – Auswahl:
Seniorenfibel
Mit der Herausgabe der ersten Seniorenfibel im November 2009 speziell für das Stadtgebiet Freising wurde ein lange bestehender Wunsch der Freisinger Senioren erfüllt. Da sich vor allem Senioren selbst bei der Gestaltung eingebracht haben, ist ein Nachschlagewerk von Senioren für Senioren entstanden, das wegen seines Praxisbezugs reißenden Absatz fand. Eine Neuauflage ist bereits erschienen und liegt u.a. in Apotheken auf.
Bürgerstiftung Freising – Engagement von Bürgern für Bürger
Gemeinwohl ist mehr als nur ein bloßes Schlagwort. „Unsere Gesellschaft lebt vom privaten Engagement und von mitmensch- licher Solidarität“, betont auch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. Die im Dezember 2009 gegründete Bürgerstiftung Freising will mit ihrem nachhaltigen und dauerhaften Einsatz für die sozialen und ökologischen Belange im Stadtgebiet Freising ein deutliches Zeichen dafür setzen (mehr: www.buergerstiftung-freising.de).
Jugendversammlungen
Aus der Projektgruppe Jugend und Familie kam die Idee, Jugendliche stärker in das politische Geschehen einzubeziehen und Jugendversammlungen abzuhalten. Im Jahr 2010 wurden drei Jugendversammlungen angesetzt. Die Jugendlichen brachten ihre Anliegen der Politik näher, mögliche Hemmschwellen und Berührungsängste wurden abgebaut – auch bei den Folgeveranstaltungen auf den Uferlos- Festivals.
Treffpunkt Ehrenamt
Der Treffpunkt Ehrenamt Freising, Major-Braun-Weg 12 (Raum 10), organisatorisch dem Amt für soziale Angelegenheiten der Stadt Freising angegliedert und personell mit einer Halbtags-Sozialpädagogenstelle ausgestattet, richtet sich sowohl an Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, als auch an Organisationen, die ehrenamtlich Tätige suchen oder ihre ehrenamtlich engagierten Kräfte verstärkt unterstützen wollen durch Schulungen oder Fortbildungen. Die Initiative wird in erheblichem Umfang mitgetragen von ehrenamtlichen Kräften (mehr: www. freising.de/Leben & Wohnen/ Ehrenamt, Ehrungen).
Freisinger Begegnungsräume
Ein Treffpunkt für Gruppierungen, die nicht zwingend über feste Strukturen verfügen, ein Treffpunkt für Jung und Alt, für alle in Freising lebenden Kulturen – diese Notwendigkeit sahen die sozialen Gruppierungen im Agenda21- und Sozialbeirat. Nach intensiver Suche unterbreitete man dem Stadtrat den Vorschlag, die ehemalige Gastronomie im Haus der Vereine (Major-Braun-Weg) zur Verfügung zu stellen. Zum 01. Januar 2012 hat der Trägerverein „Raum der Begegnung Freising e. V.“ die Verantwortung für die Projektumsetzung übernommen, Kontakt: Frau Ute Bormann, Tel. 0175-3279000.
Begrüßungsheft für Neubürger in Freising
Auf Initiative des Familienforums und durch die Umsetzung in der Projektgruppe Jugend und Familie des Agenda- und Sozialbeirats gibt es für Neubürger seit Juli 2011 ein Gutscheinheft, das ihnen zur Begrüßung im Bürgerbüro überreicht wird. Dieses Gutscheinheft soll das Einleben in Freising erleichtern und signalisieren: Freising freut sich auf Sie!
Freisinger Energieolympiade
Die Agenda21 und die Freisinger Stadtwerke rufen zu einer effizienteren Nutzung von Strom auf: Durch überlegte Nutzung von Energie kann jeder einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten und dabei Geld sparen. Im Jahr 2012 wurde die Energieolympiade im dritten Jahr durchgeführt; die effizientesten privaten Haushalte und die gelungensten Ideen beim Stromeinsatz werden im Herbst durch die Jury ausgewählt und prämiert.
Energiesparberatung für Freisinger Haushalte mit geringem Einkommen
Die im Frühjahr 2012 gestartete Aktion wurde durch die Projektgruppe Energie und Klimaschutz initiiert – die Trägerschaft liegt bei der Stadt Freising und den Freisinger Stadtwerken. In Zusammenarbeit mit der Diakonie Landshut werden Bürgerinnen und Bürger, die Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe oder Wohngeld beziehen, durch geschulte Energiesparberater auf Stromkostensparmöglichkeiten hingewiesen und mit kostenlosen Einspargeräten unterstützt.
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Oktober 2012.
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