10 Jahre Perchtengruppe frisinga-fratzen

Das Jahr 2012 ist ein ganz besonderes für Werner Kinner und seine Brauchtumsgruppe. Vor nunmehr 10 Jahren hatte er die Idee, dass auch in Freising während der Weihnachtszeit Perchten durch die Stadt ziehen können, um dadurch das Brauchtum der Perchten – das Vertreiben der Wintergeister – auch in unserer Region auflegen zu lassen. „Ich besprach meine Vorstellungen mit neun Freunden und so entstand die Perchtengruppe frisinga-fratzen“, erzählt Werner. Der Name der Gruppe leitet sich aus der alten Namensgebung der Stadt Freising „Frisinga“ ab.

Für die ersten Auftritte und Perchtenläufe wurden die Masken teilweise selbst angefertigt, ebenso ihre „Gwandl“, die sie aus Ziegen- und Schaffellen– vor allem Heidschnucken – selbst zusammennähten. Dass dabei so mancher Finger blutig gestochen wurde, verbindet die fratzen besonders mit ihren Kostümen. „Im Laufe der Zeit wurden die Perchtenmasken und -kostüme immer professioneller und die ersten Hexen fanden den Weg in die Gruppe. Auch unsere Kinder sind mit Begeisterung bei diesem Brauch dabei. Da bei unseren Auftritten immer wieder der Wunsch nach der Teilnahme des Nikolauses geäußert wurde, ließen wir uns von einer Schneiderin ein professionelles Gewand nähen. So wurde in der vorweihnachtlichen Zeit der bis dahin nur sporadisch mitlaufende Bischof ein fester Bestandteil unserer Perchtengruppe. Auf diese Weise wird auch den Kindern die Angst vor den unheimlich wirkenden Gesellen genommen“, erklärt der Chef.

Mit ihren zum Teil von Helmut Brandecker – einem Maskenschnitzer aus dem österreichischen Pfarrwerfen – und zum Teil selbstgeschnitzten Masken sind die frisinga- fratzen ein absoluter Hingucker.
„Es scheint so, als würde mancher Maskenträger den eigentlichen Sinn des Perchtenbrauchtums vergessen. Dies kann leider oft auch der Presse entnommen werden, Kostüme und Masken sollten nicht zu blutrünstig wirken oder zu modern gestaltet sein“.

Ein besonderes Unterscheidungsmerkmal zu anderen Perchtengruppen ist das lautstarke Trommeln der frisinga-fratzen. Mit zum Teil großen Landsknechtstrommeln klopfen die Mitglieder einstudierte Rhythmen. „Erst nahmen wir Trommelunterricht bei Roman Seehon, Kulturpreisträger 2007, und später dann bei Uschi Freudigmann. Beide sind professionelle Musiklehrer, die uns ihre eigens für uns geschriebenen Trommelkompositionen einstudierten. Somit ziehen wir frisinga-fratzen bei unseren Auftritten nicht nur mit Schellen- und Glockengeläut umher, sondern auch mit mystischen Rhythmen“, berichtet Werner Kinner. Und der Erfolg gibt ihm Recht: mittlerweile umfasst die Gruppe 11 trommelnde und 17 „laufende“ Hexen und Perchten.

Die Hauptsaison der Gruppe ist die Vorweihnachtszeit. Spätestens zum 1. Adventswochenende sind sie an vielen Orten in Bayern, Österreich oder sogar der Schweiz gern gesehene Gäste. Neben verschiedenen Perchtenläufen sind die Auftritte auf Christkindl- und Weihnachtsmärkten sowie auf traditionellen Festen ein besonderes Highlight, da hier den begeisterten Zuschauern das Brauchtum der Perchten noch näher gebracht wird.

Anlässlich ihres 10-jährigen Bestandsjubiläums veranstalten die frisinga-fratzen den 1. Freisinger Perchtenlauf. Am 15. Dezember um 17.30 Uhr wird die Veranstaltung über die Bühne gehen. Gemeinsam mit befreundeten Perchtengruppen werden sie die Untere und Obere Hauptstraße entlangziehen und den Besuchern des Weihnachtsmarktes die Vielfalt und Bedeutung des Perchtenbrauchtums näher bringen.
Zur Erinnerung an das Jubiläum bringen die frisinga-fratzen einen Jahreskalender für 2013 heraus, in dem ein Großteil ihrer Masken abgebildet sind. Die Kalender liegen bei der Buchhandlung Rupprecht, dem Haushaltswarengeschäft Grimm, dem Brillenmacher Markus Kleindienst, dem Musikhaus Pfefferkorn und der Boutique Amazing auf und können für 5 Euro erworben werden. Außerdem werden sie am 8., 12. und 15.12. auf dem Wochenmarkt am Marien- platz und während des Laufes verkauft. Den Erlös wollen die frisinga-fratzen, wie jedes Jahr, wieder an eine gemeinnützige Organisation im Landkreis Freising spenden.

Die Gruppe freut sich schon sehr auf den Lauf und auf die zahlreichen Besucher, die sicherlich einen unvergesslichen Auftritt von Perchten und Hexen erleben werden.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Dezember 2012.
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