Zehn Jahre Kulturkneipe Furtner
Franzi und Zottl über das Konzept, die Gäste und das Feuer

Seit nunmehr zehn Jahren hat der Furtner in Freising wieder geöffnet – und sich in dieser Zeit von einer „Übergangslösung“ zur „Bier- und Kulturkneipe“ entwickelt. Zum 10-jährigen Jubiläum möchte der Furtner ein Straßenfest veranstalten, das sich über drei Tage – vom 26. bis zum 28.05 – erstreckt. An diesen drei Abenden sollen Live-Bands auftreten, Biertischgarnituren, sowie Bier- und Essensstände aufgestellt werden, um gemeinsam mit Gästen zu feiern. Franzi und Zottl betreiben den Furtner nun seit 2012 und haben zur Feier des Tages noch einige Fragen beantwortet, die den beiden Wirten des Furtners sehr häufig gestellt wurden.

War das Eure Idee, den Furtner wieder zu eröffnen?

Nein! Die Idee hatten unsere Freunde Andreas Adldinger, Frank Hager und Reinhard Fiedler. Der Furtner stand 2012 bereits seit fünf Jahren leer – was die drei bei so einem Traditionswirtshaus mitten in der Stadt sehr schade fanden. Also überredeten sie den Besitzer, den Gastraum für ein Jahr bis zur geplanten Renovierung zu verpachten, um den Furtner für kurze Zeit zum Leben zu erwecken.

Und wie seid Ihr zum Furtner gekommen?

Franzi: Wir kannten uns bereits vorher, und so wurde ich gefragt, ob ich auf dieses Projekt Lust hätte. Für mich eine spannende Sache, auch weil es mal was komplett anderes als in meinem bisherigen Berufsleben war. Und nachdem das Ganze nur für ein Jahr vorgesehen war, hatte ich Bock auf das Abenteuer. Allerdings nicht alleine.

Zottl: Franzi hat einen Dummen gesucht und mit mir einen gefunden, der diese verrückte Sache mitmacht.

Betreibt Ihr den Furtner hauptberuflich?

Nein! Wir haben beide nebenher eine Teilzeitstelle.

Stand das Konzept einer „Bier- und Kulturkneipe“ schon immer fest?

Geplant war wirklich nur ein Gastraum mit Theke und ein paar Tischen. Der Rest hat sich mit der Zeit entwickelt.

Warum habt Ihr keine Küche?

Eine Küche, die den hygienischen Vorgaben entspricht, hätte damals den finanziellen und zeitlichen Rahmen gesprengt. Kleinigkeiten gibt es dennoch zum Essen und für den großen Hunger können sich die Gäste was herbestellen oder ihre Brotzeit selbst mitbringen. Wir konzentrieren uns lieber auf Bier und Kultur.

Wie lange betreibt ihr den Furtner?

Wir haben den Furtner im April 2012 eröffnet, allerdings nur die Kneipe. Das Jagdzimmer kam erst später dazu.

Hattet Ihr vorm Furtner schon mit der Gastronomie zu tun?

Nein, eigentlich nicht. Nur Franzi hat als Studentin in einer Kneipe für ein Jahr als Bedienung gearbeitet.

Hattet Ihr keine Bedenken ohne jegliche Gastroerfahrung?

Am Anfang hatten wir vor lauter Umbau und Renovierung keine Zeit darüber nachzudenken. Bammel bekamen wir erst, als der neue Tresen in der Kneipe stand und uns bewusst wurde, dass sehr viel mehr dahintersteckt als nur Bierflaschen zu öffnen. Unsere Rettung war damals ein Angestellter mit langjähriger Gastroerfahrung, der uns sehr viel beigebracht hat. Er hat übrigens danach einen Job im Hotel Adlon in Berlin bekommen, nur weil er in seinem Lebenslauf den Furtner mit aufgeführt hatte (kein Witz!). Die ersten beiden Jahre waren sehr schwierig, auch aus finanzieller Sicht. Es gab einige Momente, da waren wir richtig frustriert und hätten das Projekt Furtner fast hingeschmissen.

Wie lange wollt Ihr den Furtner noch betreiben?

Bis Ende Mai… das Jahr steht aber noch nicht fest. Nein, im Ernst, solange es uns noch Spaß macht! Zudem muss es uns allen allerdings bewusst sein, dass es den Furtner in dieser Form nicht ewig geben wird und er nach wie vor nur eine Zwischennutzung vor einer absehbaren Renovierung darstellt.

Das schlimmste Erlebnis war wohl der Brand…?

Das stimmt. 1886 und 2013 hat es im Furtner gebrannt. Zum zweiten Mal am 28. September 2013 in aller Früh. Zum Glück ist ein Frühaufsteher schnell auf das Feuer aufmerksam geworden. Trotzdem hat das Feuer fast die gesamte Kneipe zerstört. Alles war verrußt und schwarz. Man sieht heute noch Spuren vom Feuer im und vorm Furtner – und man konnte es trotz Renovierung noch lange riechen.

Was war das schönste Erlebnis?

Die Hilfsbereitschaft der Freisinger nach dem Brand – die Unterstützung von Stammgästen, Studenten und Freisinger Firmen war überwältigend. Innerhalb von zwei Monaten wurde gemeinsam jedes Möbelstück und Holzbrett abgeschliffen und neu angestrichen. Es musste jede Ritze gereinigt und alles musste neu geweißelt werden. Es war unglaublich viel Arbeit und das hätten wir ohne Unterstützung nie geschafft.

Was ist Euch aus den letzten zehn Jahren besonders in Erinnerung geblieben?

Da gibt es sehr viele grandiose Veranstaltungen, wie zum Beispiel die 500-Jahr-Feier 2013 vorm Furtner. Und natürlich die Faschingsveranstaltungen und viele richtig gute Konzerte. Ein bisschen stolz sind wir natürlich auf den Anerkennungspreis des Landkreis Freising für die kulturelle Arbeit 2020. Oft sind es aber auch die ungeplanten normalen Kneipenabende, an denen zur späteren Stunde jeder Gast im Furtner tanzt und eine unglaublich ausgelassene Stimmung zu spüren ist.

Macht es denn Spaß, den Furtner zu betreiben?

Meistens! Im Großen und Ganzen haben wir sehr tolle Gäste. Natürlich ist es mit betrunkenen Gästen nicht immer einfach. Ärgerlich sind vor allem die Gäste, die keine Toleranz und Geduld mitbringen, wenn’s mal etwas länger dauert, weil viel los ist. Und leider gibt es immer wieder Gäste, die meinen, nicht zahlen zu müssen – und das sind nicht nur die jungen Gäste. Das macht einen dann schon auch wütend.

Gibt es die Brauerei noch?

Ja, das Gebäude steht noch direkt hinterm Furtner, allerdings wird dort seit 1967 kein Bier mehr gebraut. Das Gebäude steht komplett leer und kann auch nicht mehr zu Brauzwecken genutzt werden.

Was wünscht Ihr dem Furtner?

Wir hoffen, dass der Furtner so ursprünglich wie möglich bleibt, das schätzen wir an den Räumlichkeiten sehr. Solch alte Wirtshäuser gibt es leider immer weniger. Viele Gasthäuser werden renoviert und verlieren damit ihren Charme. Diesen Charme hat der Furtner für uns definitiv noch, auch wenn es dafür hin und wieder muffelt und es auf den Toiletten im Winter arschkalt ist. Es wäre schön, wenn der Furtner auch nach uns eine Begegnungsstätte für Jung und Alt bleibt. Solche Orte werden in Freising leider immer weniger.

Wie seht Ihr die Gastronomie in Freising?

Es gibt einige richtig gute Cafés und Restaurants. Aber für die Abendgastronomie in Freising sehen wir Schwarz. Zum Nachtleben gehören vor allem Bars und Kneipen, und von denen gibt es hier viel zu wenige. Das Publikum mit den vielen Studenten wäre zwar da, aber bei den hohen Pachtpreisen und den vielen Auflagen und der Bürokratie wird es immer schwieriger, eine Kneipe oder Bar zu betreiben beziehungsweise zu eröffnen. Dabei sind Bars und Kneipen für den Austausch so wichtig, hier findet Bewegung statt – nicht bei einem Restaurantbesuch, wo die Gäste meistens an ihren Plätzen verharren. Neben Kneipen und Bars fehlt es aber auch an Räumen für Veranstaltungen, Versammlungen oder Privatfeiern. Auch diese gibt es kaum noch in Freising. Die Nachfrage ist bei uns sehr hoch. Wenn der Furtner irgendwann auch noch wegfällt, wird es noch schwieriger. Über kurz oder lang wird sich die Stadt Freising wohl Gedanken machen müssen, wie sich zumindest ein bisschen Nachtleben in der Innenstadt erhalten lässt beziehungsweise wo Unterstützung nötig und möglich ist.

Was ist auf der Jubiläumsfeier geplant?

Jetzt, wo die Obere Hauptstraße zumindest zum Teil fertig ist, wollen wir die Chance ergreifen, ein Fest mit anderen Freisinger Gastronomen zu machen und das Jubiläum und die neue Innenstadt zu feiern. Es wird viel Livemusik, einen Bier- und Longdrink- Ausschank und ein paar wenige Essensstände geben. Hoffentlich spielen das Wetter und Corona mit. Sollte es regnen, werden wir trotzdem im Furtner feiern.

von Denice Fuchs

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Mai 2022.
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