Was im letzten Monat passiert ist: November 2015
Ein Rückblick auf den letzten Monat

Es war ein wichtiger Tag für Attaching. Und es könnte ein großer Tag für Attaching gewesen sein: Am 29. Oktober besuchte Ministerpräsident Horst Seehofer den Freisinger Ortsteil, der von einer dritten Startbahn am schlimmsten betroffen wäre. Zwei Stunden Zeit nahm sich Seehofer. 2000 Startbahngegner hatten sich – freilich durch ein rotweißes Absperrband auf Distanz gehalten – vor dem Attachinger Sportheim versammelt, um den Landesvater zu empfangen. Keine Pfiffe, keine Buhrufe, stattdessen stimmten die Attachinger die Bayernhymne an. Und Seehofer macht schon am Anfang seines Besuchs den Attachingern große Hoffnung: „Eure Argumente sind stark“, sagte er. Und: Die aktuellen Flugbewegungen seien „nicht so, dass sich die Notwendigkeit einer dritten Startbahn ergibt“, schätzte er selbst die Situation ein. Mit den vorliegenden Prognosen zu den Flugbewegungen und mit der derzeitigen Zahl der Starts und Landungen im Moos könne man das Projekt gegenüber der Bevölkerung nicht begründen. Damit übernahm er das Hauptargument der Startbahngegner, die diese Aussage beklatschten und mit „Bravo!“-Rufen quittierten. Sowohl vor dem Sportheim als auch dann mit 17 Ausgewählten im Sportheim machten die Bürger dem Ministerpräsidenten deutlich, was eine dritte Startbahn für sie bedeuten würde. Es war eine Stunde großer Emotionen, im Sportheim flossen viele Tränen, als die Anwohner ausmalten, welche familiären Belastungen und persönlichen Ängste sie erleiden müssten. Sie riefen ihren „Landesvater“ an, Unheil von der geliebten Heimat abzuwenden. Und ganz zum Schluss gab sich Seehofer nochmals so, dass die Attachinger und die Region nach zehn Jahren Abwehrkampf optimistisch sein können: FMG, Lufthansa und Wirtschaft „müssen mehr liefern“ als das, was jetzt an Argumenten pro Startbahn vorliege, sagte Seehofer: „Da brauche ich mehr.“ Und noch etwas: Dieser Besuch sei keine Showveranstaltung gewesen, sondern ernsthafter Dialog, der zu seiner Meinungsbildung wesentlich beigetragen habe. Nach Abschluss dieser Dialogrunde, die schon seit mehreren Wochen läuft, will Seehofer noch in diesem Dezember entscheiden, ob die Startbahn gebaut wird oder nicht. Auch ein Moratorium ist denkbar. Kurz nach Seehofers Besuch in Attaching meldete sich die CSU-Fraktion im Landtag zu Wort und war ziemlich verärgert über Seehofers skeptische Einstellung zur Startbahn. Seitdem läuft vieles auf eine Konfrontation zwischen dem Ministerpräsidenten und der CSU-Faktion zu. Feuer ins Öl goss außerdem das Bekanntwerden des sogenannten Wiesheu-Plans: Ex-Wirtschaftsminister Otto Wiesheu soll gegenüber Seehofer angeregt haben, die dritte Startbahn zu bauen, sie dann aber nur in den Spitzenzeiten der Verkehrsbewegungen am MUC zu nutzen. Allgemein wurde Wiesheus Vorschlag als „Faschingsscherz“ beurteilt. 

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Dezember 2015.
In unserer Bibliothek können Sie diese und alle anderen Ausgaben der letzten Jahre online lesen.

zur Bibliothek...
weitere Artikel zu diesem Thema: