Voller Überzeugung und vollends unverkrampft
Hausbesuch bei Manuela Gaßner

Dieser Hausbesuch wurde einige Male verschoben. Wegen eines Garagendachs. Wie bitte? Jawohl, stimmt: Manuela Gaßner und ihre Familie können den Sommer über mehr oder weniger von dem leben, was auf ihrem Garagendach wächst und gedeiht. Und damit all das auf dem Foto auch zu sehen ist, musste für unser Treffen ein wenig die Entwicklung der Pflanzen, also auch des diesjährigen Frühlings mitkalkuliert werden.

Es hat sich gelohnt: Schon jetzt gibt es eine riesige Menge an diversen Salaten, die sich schon erntereif nennen dürfen, Kohlrabi, frische Kräuter und vieles mehr. Vielleicht also eines der gesündesten Dächer Freisings und ein schönes Sinnbild für das, was Manuela Gaßner ausmacht. Wobei dieser sprichwörtliche grüne Daumen auch nicht von ungefähr kommt. Sie sei so gut wie aufgewachsen im Schrebergarten von ihrem Opa, erzählt die studierte Gartenbauingenieurin. „Ich bin quasi von Kindheit an gewöhnt, Gemüse anzubauen und in der Natur zu sein.“

Während des Studiums war sie dann auch ein halbes Jahr auf einer Finca in Venezuela, wo das Thema Selbstversorgung sehr wichtig und bedeutend war. Manuela Gaßner lernte in Südamerika viel, aber auch, als sie ihren Master in Budapest machte und ein Praktikum im Botanischen Garten in München. Zu den Erinnerungen zählt auch, dass sie sich durchaus als Mensch gefühlt hat, der auf Nachhaltigkeit Wert legt.

Dass da aber noch mehr geht, ging ihr auf, als sie bei einem Umzug nach der Geburt ihres dritten Kindes die irrsinnig vielen Dinge und Utensilien betrachtete, die die Familie angesammelt hatte und dachte: „Oh je. Das muss ich alles mitnehmen.“

Und das war ein entscheidender Moment: jetzt wurde intensiv reduziert. Aussortiert. Verschenkt. „Man muss sich ja auch um alles kümmern, was man da hat. Man braucht quasi a größere Wohnung, weil man sich von dem ganzen G’lump nicht trennen kann.“

Mehr auf den Konsum achten, nicht mehr einfach so kaufen und die Wohnung vollstopfen oder die Sachen schnell wieder wegschmeißen. Zum Beispiel in der Küche. Die ist bei Manuela Gaßner sensationell übersichtlich. Alles ist sauber in Gläsern abgefüllt und beschriftet. Die Familie kauft zum Beispiel in Großpackungen – spart damit Verpackungsmüll – oder dort, wo man unverpackte Sachen bekommt. Einmal in der Woche kommt mit der Biokiste plastikfreies Obst und Gemüse, zumindest im Winter, so lange auf dem Garagendach nichts geerntet werden kann.

Aus diesen Erfahrungen und Gedanken ließ Manuela Gaßner nach ihrer Promotion – weil sie grad schon so schön drin war im Schreiben – ihr interessantes Projekt „Einfach Zero Waste leben“ entstehen und ihre zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträge finden mittlerweile ein interessiertes Publikum, wie erst jetzt auf dem „uferlos“-Festival zu beobachten war.

Es gibt offensichtlich immer mehr Menschen, die ihren Konsum überdenken, sich Gedanken machen, was sie überhaupt wirklich brauchen, Gleichgesinnte suchen und natürlich auch Ideen.

Etwa zum Thema minimalistische Garderobe. Die erste Grundregel sei, so Manuela Gaßner, dass man nur noch Sachen im Schrank habe, die man auch wirklich gern trage und in denen man sich wirklich wohl fühle. So einfach, nicht?

Kann sein, dass das vor allem so easy wirkt, weil Manuela Gaßner vollkommen entspannt Tipps gibt und ihre Gedanken setzt, außerdem wird bei allem klar: Die Frau hat das nicht nur mal ausprobiert, sondern sie lebt das, was sie da so von sich gibt. „Man muss immer die Lösungen suchen für die Lebenssituationen, in denen die Leute sich befinden.“

Also nicht immer nur die Ideallösung propagieren, sondern etwas, das auch machbar für die Einzelnen ist oder zumindest erscheint. „Dass wir uns hauptsächlich Bio ernähren, hat vor allem damit etwas zu tun, dass wir äußerst selten etwas wegwerfen. Das heißt wir sparen uns da etwas, das wir dann wieder beim Einkaufen investieren können.“ Außerdem sei in der Familie fest im Tagesablauf Kochen eingeplant, auch das sei natürlich eine Möglichkeit, enorm Geld zu sparen und bewusster zu essen.

Absolut günstig sei auch, die Reinigungsmittel umzustellen. „Man braucht dann fast gar nichts mehr. Nur noch a Natron, an Essig, a Seife und a Salz und das macht eigentlich alles sauber.“

Viele gute Tipps gibt es von Manuela Gaßner auf Instagram oder auf ihrer Facebook- Seite „Einfach Zero Waste leben“, außerdem auf Ihrer Webseite www.einfachzerowasteleben. de.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juni 2018.
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