Das Gebäude ist großzügig gestaltet und verfügt rundherum über weitläufige Grünflächen. Für eine optimale Lernatmosphäre wurde die gesamte Anlage sehr klar strukturiert und in einzelne Bereiche sogenannte „Klassenhäuser“ unterteilt. Knapp 400 Schüler des Landkreises werden im SFZ beschult. Am Hauptstandort in Pulling sind derzeit 24 Klassen sowie zwei SVE Gruppen eingerichtet, in der Außenstelle in Moosburg sind vier Klassen und eine SVE Gruppe installiert und in der Außenstelle in Attenkirchen besteht eine SVE Gruppe. Rund 80 Lehrkräfte mit dem Ausbildungsschwerpunkt Sonderpädagogik und pädagogisches Fachpersonal unterrichten und betreuen die Schüler.
Das SFZ ist eine Angebotsschule. Das bedeutet, dass alle Kinder freiwillig an der Schule sind und diese Angebote nur nutzen können, wenn die Zugangsvoraussetzungen erfüllt sind und ein Gutachten dies bestätigt. Vor gut einem Jahr wurde Gertrud Then-Vogl zur Schulleiterin ernannt, nachdem sie seit Anfang 2014 die kommissarische Leitung des SFZ innehatte. Erfahrung sammelte sie bereits in vielen Jahren am SFZ und zuvor in der Sprachheilschule in ihren Klassenleiterfunktionen. In der Vergangenheit koordinierte sie den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst (MSD) für den gesamten Landkreis Freising und baute Ende der 90er Jahre die Kooperationsklassen mit auf. Später übernahm sie die Koordination aller Kooperationsklassen für Oberbayern Nord und etablierte das Beratungszentrum am Schulamt Freising. Gertrud Then-Vogl wird von ihrer Stellvertreterin Daniela Höhn und der 2. Sonderschulkonrektorin Sabine Lobert unterstützt.
Mit den Jüngsten beginnend startet das SFZ mit der schulvorbereitenden Einrichtung (SVE) für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen. Ziel ist es hierbei, Kindergartenkinder im Vorschulalter für den Besuch der Grundschule oder der Diagnose- und Förderklassen vorzubereiten und individuelle Rückstände aufzuholen. Anschließend folgen die Diagnose- und Förderklassen. Die richten sich an Kinder mit Sonderpädagogischem Förderbedarf in den Bereichen Motorik, Wahrnehmung, Lernen, Konzentration, Sprache, Emotion und Sozialverhalten. Hier wird der Stoff der ersten beiden Klassen auf drei Jahre gestreckt, um weiter auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler eingehen zu können. Danach folgen die Klassen 3 bis 6, die am Lehrplan PLUS für die Grundschulen orientiert sind, jedoch je nach Bedarf eine höhere Unterstützung für die Schüler bieten. Eine Besonderheit folgt ab der Jahrgangsstufe 7. Die Diagnose- und Werkstattklassen 7 – 9 haben einen Fokus auf die persönliche, aber auch auf die berufliche Qualifizierung der Schülerinnen und Schüler. Im Unterrichtsbereich Berufs- und Lebensorientierung (BLO) sowie durch den Einsatz in hausinternen Schülerfirmen werden gezielte Hilfen zur Berufsorientierung, Berufsvorbereitung und Berufseingliederung gegeben. Die Schülerfirmen arbeiten mit einem hohen Praxisbezug.
Für eine Arbeitsstelle bei den verschiedenen Schülerfirmen müssen die Schüler sich bewerben – mit allem was zu einem regulären Bewerbungsprozess dazu gehört. Außerdem unterstützt die schulinterne Agentur für Arbeit die Bewerber, wenn beispielsweise die Bewerbungsmappe noch nicht in Ordnung ist. Begleitend zur Arbeit in der Schülerfirma müssen wie später in der Ausbildung wöchentlich Arbeitsberichte geschrieben werden. Das praktische Lernen wird durch Betriebserkundungen und Praktikumswochen zunehmend auf außerschulische Lernorte ausgeweitet. Es findet eine enge Kooperation mit der Agentur für Arbeit statt (z.B. Beratung, Infoabende, Berufseinstiegsbegleitung). Nach der Zeit am Förderzentrum werden die Absolventen weiter durch den Berufseinstiegsbegleiter der Arbeitsagentur begleitet. Er hilft bereits während der Schulzeit bei der Praktikums- oder Ausbildungsplatzsuche und berät darüber hinaus die Eltern. Der Berufseinstiegsbegleiter betreut die ehemaligen Schüler sogar bis zu einem Jahr nach dem Abschluss des SFZ, um einen erfolgreichen Start in das Berufsleben zu gewährleisten.
In den Jahrgangsstufen 3 und 4 sind gebundene Ganztagesklassen. Die offene Ganztagesbetreuung in den Jahrgangsstufen 5-9 unter der Trägerschaft der Diakonie Rosenheim kann nach dem Vormittagsunterricht bis 16 Uhr von Montag bis Donnerstag besucht werden. Das Angebot in der offenen Ganztagesbetreuung ist breit gefächert. Von sportlichen Aktivitäten wie etwa Tanzpädagogik, über musikalische Angebote wie gemeinsamen Gesang bis hin zum künstlerischen Bereich mit einer ausgebildeten Kunsttherapeutin. Verschiedene Projekte ergänzen den abwechslungsreichen Nachmittagsunterricht. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Schule bietet in Kooperation mit dem Reithof in Otterfing heilpädagogisches Reiten an. Das SFZ zeichnet sich als weitere wichtige Koordinationsstelle aus, da dort der Mobile Sonderpädagogische Dienst (MSD; siehe Infokästchen) für die 34 Grund- und Mittelschulen im Landkreis Freising angesiedelt ist. Beachtliche 150 Wochenstunden leistet der MSD im Außendienst an den Schulen im Landkreis. Die Kooperationsklassen sind besondere Klassen an den Regelgrundschulen, die vom staatlichen Schulamt auf einen Antrag hin eingerichtet werden. Schüler, die eigentlich das Förderzentrum in Pulling besuchen würden, können dann im Einvernehmen mit Eltern und der Grundschule in der Kooperationsklasse unterrichtet werden. Eine Lehrkraft des SFZ unterstützt dann stundenweise die Kooperationsklasse vor Ort. Neben der guten und wichtigen Vernetzung mit den anderen Schulen, kooperiert das SFZ mit dem Bildungszentrum in der Gartenstraße.
Lehrkräfte des SFZ betreuen das sonderpädagogische Beratungszentrum des staatlichen Schulamt Freising am Landratsamt. Das Beratungszentrum steht Schülern, Eltern, Erziehern und Lehrern mit umfangreichem Rat zu allen Themen der sonderpädagogischen Förderung zur Seite.
Die Jugendsozialarbeit, das mittlerweile fast flächendeckende Angebot des Amtes für Jugend und Familie des Landkreis Freising, kommt wie an vielen Schulen auch am SFZ zum Einsatz. Am SFZ können sich die Schüler bei persönlichen Fragestellungen an eine Vollzeit- und eine Teilzeitkraft der Jugendsozialarbeit wenden. Für die Jahrgangsstufen 3-9 wurde ein Trainingsraum installiert, der zur Nacharbeit dient und zweimal wöchentlich nachmittags geöffnet ist. Die Schülerinnen und Schüler haben die Chance, konzentriert im Anschluss an den Unterricht fehlende Aufgaben beispielsweise das Führen des Praktikumsberichts nachzuholen. Ergänzend zur bereits erwähnten Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler in den höheren Klassen auf das Berufsleben bietet die Schule noch folgendes: In einem speziellen Bewerbungstraining erlernen die Schüler alles, was sie für eine aussagekräftige und fehlerfreie Bewerbung benötigen. Gleich fünf ein- bis zweiwöchige Praktika durchlaufen die Schüler in den letzten drei Schuljahren und können somit in verschiedene Tätigkeitsfelder reinschnuppern und sich orientieren.
Das SFZ ist sowohl Praktikums- als auch Seminarschule und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Aus- und Weiterbildung neuer Lehrkräfte. Praktikumsschule ist sie für FOS-Praktikanten zur Berufsorientierung im Rahmen derer Schulausbildung und für Lehramts-Studierende der LMU München. Als Seminarschule bietet das SFZ zwei Studienseminare: den Förderschwerpunkt Lernen und den Förderschwerpunkt Sozial-emotionale Entwicklung.
Für Anschaffungen außerhalb des Schulbudgets gibt es die Unterstützung durch den Förderverein des SFZ-Freising e.V.. So wird die Durchführung von besonderen Projekten abseits des Lehrplans ermöglicht. Das Sonderpädagogische Förderzentrum in Freising ist eine wertvolle Bildungseinrichtung für die ganze Region.
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Oktober 2015.
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