Paula hat ein Herz für Menschen
Ein Therapiehund und sein Frauchen

Sie erobern Herzen im Sturm, zählen zu den besten Therapeuten, Seelsorgern, Pädagogen und haben ein Ohr für alles und jeden. Wer so tierisch viel drauf hat? Na, die Paula zum Beispiel! Sie ist ein Golden Doodle und hat eben erst mit Frauchen Carmen Zeitlhofer die Ausbildung zum Therapiebegleithund-Team abgeschlossen. Von den Beiden werden wir bestimmt noch einiges zu hören bekommen, die legen nämlich gerade so richtig los mit ihrer Herzensarbeit.

Man nennt Therapiehunde gerne auch Herzensöffner. Wie dürfen wir uns das denn vorstellen?
Der Ausdruck trifft den Nagel auf den Kopf. Hunde begegnen ihrem Gegenüber völlig wertfrei und reagieren sensibel auf Stimmungen und Gefühle. Das alles schafft ein Mensch nur bedingt, aber genau diese Dinge sind es, die so viel bewegen können. Durch sie werden Heilungsprozesse gefördert, das Selbstvertrauen gestärkt und Ängste sowie Stress abgebaut.

Und das hat die Paula natürlich drauf, nehmen wir an?
Und ob! Ein Herzensöffner mit Schalk im Nacken würde ich mal so sagen. Kuschelfell, lange Wimpern und einen Augenaufschlag – da geht selbst mir noch jeden Tag das Herz auf. Sie hat auch noch andere Qualitäten, die ihre zukünftigen Klienten mit Sicherheit zum Lachen bringen werden – und das ist ja bekanntlich die beste Medizin. Unsere Paula ist ein richtiger Clown und total scharf auf neue Tricks. Die möchte sie dann natürlich auch an den Mann bringen, wenn möglich in Dauerschleife. Das allerbeste und sicher auch hilfreichste für ihren neuen Job ist jedoch, dass sie es liebt gestreichelt und liebkost zu werden. Ebenfalls in Dauerschleife, wenn`s geht.

Wo siehst Du denn Euer Einsatzgebiet bei uns in Freising?
Gerade hier in Freising gibt es viele Möglichkeiten. Um nur einige davon zu nennen: Senioren- und Behinderteneinrichtungen, Schulen, Kindergärten und nicht zu vergessen in der Einzelarbeit. Durch Corona findet sich noch ein weiteres Feld, welches mir persönlich sehr am Herzen liegt. Es ist die Einzelarbeit mit Kindern, die zum Teil eine recht schwere Zeit hinter sich haben. Ich glaube, das ist ein Thema, welches wir nicht unterschätzen dürfen. Durch den Umgang mit einem ausgebildeten Therapiehund kommt vieles wieder ins Gleichgewicht. Die Kinder bekommen wieder mehr Selbstvertrauen, die Unsicherheiten verabschieden sich und die soziale Kompetenz im Umgang miteinander wird gestärkt. Nicht zu vergessen: Es macht den Kindern einfach riesig Spaß.

Besonders Seniorenheime setzen vermehrt auf tierische Therapiehelfer – ist der Erfolg dort wirklich so groß?
Das kann man durchaus sagen. Bei älteren Menschen reicht oft schon die Berührung des Hundefells, um die Wahrnehmung und das Bewusstsein zu stärken. Auch die Lust am Aktivsein sowie die Mobilität wird gefördert. Dies geschieht durch Wurfspiele, Leckerli geben oder auch dem Hund per Handzeichen zu zeigen, was zu tun ist. Als wichtig erachte ich auch das Gespräch und natürlich das Kuscheln – beides tut der Seele gut. Bei Menschen mit Demenzerkrankung erzielt diese Art von Therapie extrem gute Erfolge. Die Tiere schaffen es, verborgene Emotionen und Erinnerungen wieder zu wecken und eigene Erfahrungen mit Tieren ins Bewusstsein zu rufen. Man könnte sagen, ihre Welt wird wieder ein wenig erweitert.

Wie kam es denn dazu, eine Ausbildung zum Therapiebegleithund-Team zu machen?
Fasziniert hat mich das Thema schon immer, da ich schon oft miterleben durfte, welch positiven Einfluss Hunde auf Menschen haben und vor allem wie leicht sie Zugang zu ihnen finden. Das ist für mich immer noch ein kleines Wunder. Ein Mensch braucht lange, bis er das schafft, was ein Hund in kurzer Zeit fertigbringt. Als ich mich entschieden hatte, Paula zu mir zu holen, war für mich vorher schon klar, dass ich mit ihr diese Ausbildung machen möchte. Dass sie sich zu so einem Herzensbrecher entwickelt und wie geschaffen ist für diese Arbeit, das war schon ein großes Glück.

Das heißt, es eignet sich nicht jeder Hund als Therapiebegleithund?
Nein, es gibt gewisse Wesenszüge, die ein Hund unbedingt mitbringen muss. In erster Linie sollte er ein geduldiges und gutmütiges Naturell besitzen sowie frei von Aggressionen sein. Es findet vor Ausbildungsbeginn aber auch noch ein Eignungstest bei einem Tierpsychologen statt. Die Hunderasse spielt übrigens keine Rolle. Die Hauptsache ist, dass der Hund gesund ist, sozialverträglich gegenüber anderen Hunden, ausgeglichen und menschenfreundlich. Während meiner Ausbildung durfte ich auch feststellen, dass die Neugierde eines Hundes den Zugang zu Menschen enorm erleichtert. Das hat mich dann doch erstaunt. Was das betrifft, ist unsere Paula übrigens unschlagbar.

Und wie findet Paula ihren Job?
Bisher kennt sie das Ganze ja nur von der Ausbildung her, einen richtigen Einsatz hatten wir noch nicht. Während dieser Praxiseinsätze, die in einer neurologischen Klinik, einem Kinderhaus sowie einem Seniorenheim stattfanden, war sie jedoch hochmotiviert. Ich glaube, sie hätte liebend gerne Überstunden gemacht. Nein, aber im Ernst: Auch wenn das Ganze recht entspannt aussieht, schlaucht es die Tiere ganz schön. Um tierschutzkonform zu arbeiten, reichen daher auch zwei Einsätze pro Woche für jeweils eine Stunde. Letztendlich soll es den Menschen helfen, ohne dass es für den Hund zum Stress wird.

Was hat Dich denn am meisten begeistert bei der Ausbildung?
Die Aufgabengebiete sind so vielfältig, dementsprechend interessant war die Ausbildung. Ich durfte unglaublich viel über Demenz, psychische Auffälligkeiten und Behinderungen lernen. Des Weiteren habe ich bei unseren praktischen Einsätzen festgestellt, wie gut Therapiehunde ankommen – sowohl bei den Bewohnern der Einrichtungen als auch bei den Mitarbeitern.

Was man so hört, ist bei Euch noch lange nicht Schluss?
Ja, das stimmt. Wir funktionieren als Team so wunderbar, da wäre es echt schade, wenn wir das nicht nutzen würden. Zukunftspläne sind also reichlich vorhanden. In diesem Jahr steht erst einmal eine Hundetrainerausbildung an und dann sehen wir weiter. Zunächst freuen wir uns aber auf die Zeit, wenn wir mit unserem Therapiebegleithund-Team richtig durchstarten dürfen.Kontakt: c.zeitlhofer@gmx.de

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Mai 2021.
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