Mehr Bildung für Freising
Thomas Claus übergibt vhs-Vorsitz

Thomas Claus ist noch einen Monat erster Vorstandsvorsitzender der Volkshochschule Freising e.V. Nach 42 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit wird er sein Amt im Juli 2018 übergeben. „Nicht einfach nur ein Amt“, widerspricht Oliver Dorn, Geschäftsführer der vhs. „Es ist ein Lebenswerk! Ein bedeutendes Engagement, das außergewöhnlich ist.“ Über die Jahrzehnte hinweg sei Claus an seiner Sache drangeblieben und habe seine Aufgaben stets vorbildlich, verantwortungsbewusst und konsequent erfüllt, beschreibt Dorn weiter. „Er weiß viel, weiß vieles auch besser! Er lässt uns aber alle Freiheiten. Mit wachem Auge und Verständnis für Neues begleitet er die Entwicklungen. Er war nie einfach nur Platzhalter. Wir werden die Zusammenarbeit sehr vermissen!“.

Thomas Claus ist noch einen letzten Monat erster Vorstandsvorsitzender der vhs Freising. Nach über einem halben Leben im Dienste der Erwachsenenbildung sieht er seinem Abschied aber eher gelassen entgegen. 1948 ins Leben gerufen wurde der Betrieb des damaligen Volksbildungswerkes ausschließlich von zwei Vorsitzenden ehrenamtlich organisiert, ohne Angestellte, ohne feste Räumlichkeiten. Eine Konstellation, die dazu führte, dass diese beiden 1976 das Handtuch warfen und der weitere Fortbestand des Vereins auf der Kippe stand. Als Nachfolger sollten nun Lothar Schönhärl, Lehrer am Domgymnasium, und Thomas Claus, Lehrer für Wirtschaft, Recht und Geografie am Josef-Hofmiller-Gymnasium, übernehmen. „Ich wurde aufgefordert, eine Einrichtung für Bildung aufzubauen, die bis dahin in Freising ziemlich darniederlag. Von null auf hundert, sozusagen.“ Er und sein Kollege Schönhärl nahmen die Herausforderung unter einer Bedingung an: Sie forderten von der Stadtverwaltung die Finanzierung einer hauptamtlichen Leitung und räumliche Zugeständnisse. Um den Tod der Volkshochschule zu vermeiden, ließ sich Oberbürgermeister Adolf Schäfer auf die Bedingungen ein, gewährte Zuschüsse für Personal und Räume. Die erste von vielen Hürden war genommen und der Kandidatur stand nichts mehr im Weg.

Thomas Claus ist noch einen letzten Monat erster Vorstandsvorsitzender einer vhs, die heute, wie selbstverständlich, Anerkennung in der Freisinger Bürgerschaft, der Unternehmenswelt wie auch in der Kommunalpolitik genießt. „Das war aber bei weitem nicht immer so“, erinnert sich der pensionierte Lehrer. Als Claus mit seinen Mitstreitern Schönhärl und der ersten Leiterin Annemarie Becker-Freyseng die Arbeit aufnahm, standen ihnen kaum Gelder und ein kleines Büro mit eben mal gerade genügend Platz für einen Küchentisch, eine Tüte Büromaterial und eine Reiseschreibmaschine zur Verfügung. Die Kurse verteilten sich auf verschiedene Schulen. „Begonnen haben wir mit gut 2.000 Teilnehmenden in hundert Kursen pro Jahr. Das Programm bestand aus einem Faltblatt. Infolge der steigenden Teilnehmerzahlen wurde der Personalbestand über die Jahre hinweg immer wieder aufgestockt.“ Aus dem Faltblatt wurde erst eine mehrseitige Broschüre, ab der Mitte der 90er Jahre dann der Katalog. Zahlreiche Statistiken, die Claus für die vielen Mitgliederversammlungen angelegt hat, zeugen von stetigem Wachstum. Mittlerweile liegen die Zahlen kontinuierlich bei über 20.000 Kursbesuchern von 1.700 Veranstaltungen jährlich. „Meine Vision war, nicht nur einen kleinen Verein weiterleben zu lassen, sondern die Bildungsstätte weiter ausbauen. Wie weit das gehen würde, konnte ich damals nicht erahnen. Und es hat meine Erwartungen übertroffen,“ beschreibt Claus seine Erfahrungen. Doch damit es mal solch ein großes und anerkanntes Bildungsinstitut werden würde wie heute, mussten Rückschläge und vier Umzüge gemeistert werden. Um das Angebot subventioniert zu bekommen, mussten insbesondere politische Vorurteile abgebaut und falsche Vorstellungen beseitigt werden. „Ihr macht’s ja lauter Spaßkurse“ hieß eine dieser Feststellungen. „Ich habe dann gesagt, wir haben nur Spaßkurse. Der, der zu uns freiwillig kommt, der kommt nur aus Spaß an der Freude rein. Und er zahlt sogar noch dafür.“ Nicht ohne Stolz erinnert sich Claus an diese einschneidenden Momente. Durch stetige Information und Sensibilisierung für Inhalte und Umfänge der Erwachsenenbildung konnten bis heute alle Bedenken beseitigt werden. „Sobald ich den damaligen Widerstand der Stadträte gespürt habe, war es mein Ziel, die Kommunalpolitiker zu überzeugen, dass eine Einrichtung für Erwachsenenbildung dringend notwendig ist. Das ist nun erledigt und ich kann aufhören!“.

Thomas Claus ist nun noch einen letzten Monat als erster Vorstandsvorsitzender der vhs Teil eines flexiblen und spritzigen Teams. „Wir sind immer sehr stark am Teilnehmer oder an den Bedürfnissen der Teilnehmenden und verändern das Angebot ständig. Nicht nur vom Zeitgeist her, sondern auch das, was von den Besuchern und Dozenten an uns herangetragen wird.“ Und da kommt immer noch einiges, was angepasst werden kann: Inhalte, Länge, Zeitpunkt. Es bedarf einer großen Offenheit, um Anregungen nicht als Kritik zu verstehen, sondern im Team die Chancen zu erkennen. „Die vhs ist unser Werk! Alleine hätte ich das nie schaffen können. Das ist ein Zusammenspiel von Mitarbeitenden, Vorstand und Geschäftsführer: Der hat einen sehr großen Anteil, der macht die tägliche Arbeit.“ Es gab in der gesamten Zeit seit 1976 nur zwei Geschäftsführer. „Oliver Dorn ist seit 26 Jahren im Dienst. Diese Kontinuität ist ein bedeutender Teil des Erfolgs und enorm wichtig für solch einen Bildungsverein.“

Thomas Claus ist in diesen letzten Tagen als erster Vorstandsvorsitzender der vhs zufrieden mit seiner Volkshochschule, seinen Kollegen und der vielen Arbeit, die er über die Jahre hinweg in das Wachstum des Bildungsinstitutes gesteckt hat. „Anfangs waren es sehr intensive Zeiten, in denen wir erst unsere Strukturen finden mussten. Zum Schluss gab es weniger Arbeit für mich, dafür aber mehr Verantwortung aufgrund der Größe, des Personals und der gesamten Finanzen.“ Für die Zukunft wünscht sich Claus, dass die vhs mindestens so agil und innovativ bleibt, wie er sie übergibt. Dass das gute Arbeitsklima fortbesteht, Vorstand und Hauptamtliche weiterhin offen und vertrauensvoll im Team arbeiten. Und dass das gute Verhältnis zu Stadtverwaltung, Oberbürgermeister und Kommunalpolitikern bestehen bleibt, „denn daran haben wir hart gearbeitet. Und die Anerkennung von Verwaltung und Stadträten, die uns entgegengebracht wird, tut natürlich gut.“

Sein Lebenswerk will er es dennoch nicht nennen, denn schließlich waren so viele andere an dem Erfolg beteiligt. Aber sein Herz hat er schon ein bisserl daran gehängt.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juni 2018.
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