Karl-Meichelbeck-Realschule
Die Freisinger Schulen, Folge 9

In dieser Ausgabe stelle ich die Karl-Meichelbeck-Realschule Freising vor. Das freut mich besonders, da ich selbst vor einiger Zeit dort Schülerin war. Zwischenzeitlich hat sich natürlich jede Menge verändert. Der wichtigste Unterschied von damals zu heute ist, dass zwischenzeitlich die 6-jährige Realschule eingeführt wurde und die Schüler somit direkt nach der Grundschule übertreten können. Was schon die Notwendigkeit des Baus einer zweiten Realschule (derzeit im Bau) zeigt, handelt es sich um eine sehr große Schule mit derzeit 1256 Schülerinnen und Schülern, die von 103 Lehrkräften unterrichtet werden. In den Jahrgangsstufen variierend weist die Realschule 7- bis sogar 9-Zügigkeit auf. Der Mönch Johann Georg Meichelbeck, der von 1669 bis 1734 lebte, ist der Namensgeber der Schule. Seinen Taufnamen legte er mit dem Ordensnamen Karl ab. Er war zunächst Dozent der Philosophie und später Professor der Theologie an der Studienanstalt der bayerischen Benediktiner im Kloster Rott am Inn und verfasste einige bedeutende Schriftstücke. Der älteste Teil des heutigen Schulgebäudes stammt aus dem Jahr 1988 und wurde 2003 sowie 2012 mit zwei Erweiterungsbauten vergrößert. Im Stadtteil Lerchenfeld (in den Guten Ängern) entsteht derzeit eine zweite Realschule (wie in der FINK Ausgabe Oktober 2014 berichtet). Drei 5. Klassen sind seit diesem Schuljahr schon in der Containeranlage der Interims-Realschule in der Erdinger Straße untergebracht. Die Übergangsrealschule wurde vom städtischen Bauamt geplant und die Trägerschaft, die aktuell noch bei der Stadt Freising liegt, geht mit dem Schuljahr 2016/2017 an den Landkreis Freising über. Das Motto der Karl-Meichelbeck-Realschule (KMRS) lautet Stärken entdecken. Selbstbewusstsein, Talente, Selbstverantwortung fördern. Dieses Ziel wird ergänzt durch den Zusatz „Durch Vielfalt den eigenen Weg finden“.

Die aktuelle Direktorin Christine Obermaier hat zum Schuljahr 2008/2009 die Leitung der KMRS übernommen. Mit Freising ist sie schon lange verbunden, hat sie doch selber am Josef-Hofmiller-Gymnasium ihr Abitur absolviert. Ihre Fächerschwerpunkte während des Lehrerstudiums waren Englisch und die Wirtschaftswissenschaften. Nach einigen Stationen in Oberfranken und Niederbayern kam sie 1985 als Lehrerin an die Realschule Freising. 1995 wurde sie hier die Seminarlehrerin im Fach Englisch. Von 2004 bis 2008 leitete sie die Realschule Manching.Durch Helmut Attenberger als 1. Realschulkonrektor wird sie unterstützt und Andrea Weigl, die 2. Realschulkonrektorin leitet in Vertretung von Frau Obermaier die Interims-Realschule in Lerchenfeld. Die erweiterte Schulleitung wird durch vier zusätzliche Lehrerinnen vervollständigt. Absolut zu erwähnen sind an dieser Stelle auch die beiden beharrlichsten guten Seelen im Sekretariat Frau Sieg und Frau Kammerloher, die mir noch aus meiner Zeit als Schülerin in Erinnerung geblieben sind. Ebenso die Hausmeisterfamilie Fischer, die seit mehr als 30 Jahren nicht nur das Gebäude in Ordnung hält, sondern mit ihrem Pausenverkauf für das leibliche Wohl der Schüler sorgt. Zum Ende dieses Jahres muss die Schule Herrn Fischer jedoch in den wohlverdienten Ruhestand entlassen. Die Schule lebt das wichtige Thema Inklusion. So finden sich innerhalb der Schülerschaft Schüler mit körperlicher Behinderung, mit Autismus sowie Hör- und Sehbehinderungen. Das bietet für alle Schüler die Möglichkeit gar nicht erst Barrieren im Kopf aufkommen zu lassen, sondern den Alltag gemeinsam und mit gegenseitiger Hilfe zu meistern. Der Unterricht findet in Doppelstunden gegliedert statt. Dies hat viele Vorteile. So entfallen die sogenannten Organisationszeiten zu Beginn und am Ende des Unterrichts und für den eigentlichen Unterricht bleibt mehr Zeit. Es ist auf den Gängen ruhiger durch weniger häufige Zimmerwechsel. Diese Form der Unterrichtsgliederung ermöglicht ein nachhaltigeres Lernen durch Üben, Wiederholen und Anwenden des Erlernten. Die Schüler haben nur halb so viele Fächer pro Tag, was zu einem leichteren Schulranzen führt. Der Schulranzen wird nochmal leichter, indem die Bücher im jeweiligen Fachraum verbleiben können. Die Realschule hat überdies das Lehrerraumprinzip. Die Lehrer unterrichten in ihren festen Räumen. Diese können sie entsprechend besser für den (Fach-) Unterricht gestalten. Die Unterrichtsmaterialien sowie Bücher bleiben fest im jeweiligen Raum und die Schüler besuchen die Lehrer für die jeweiligen Unterrichtseinheiten in deren Räumen. Charakteristisch für eine Realschule ist die Differenzierung nach Wahlpflichtfächergruppen ab der 7. Jahrgangsstufe. Die KMRS bietet den Schülern ein sehr breites Angebot mit 4 Wahlpflichtfächergruppen. Es gibt den mathematisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt, die wirtschaftskundliche Richtung mit Betriebswirtschaftslehre und Rechnungswesen, den fremdsprachlichen Zweig mit Französisch als 2. Fremdsprache sowie die musisch-gestalterische Richtung mit dem Profilfach Werken. Zum Ende der 6. Klasse entscheiden sich die Schüler, welchen Zweig sie bis zum Erwerb der Mittleren Reife belegen wollen. Vorab erhalten die Schüler und Eltern natürlich Informationen zu den Schwerpunkten. Die Beratungslehrkräfte Ute Reuß und Rita Zimmermann können in diesem Zusammenhang zu Rate gezogen werden, jedoch auch bei Fragen zur Berufsorientierung, der weiteren Schullaufbahn oder bei Schulproblemen. Mit Franziska Wolf ist direkt an der KMRS eine Schulpsychologin beschäftigt, die zusätzlich noch die Realschule Moosburg betreut. Bei ihr erhalten die Schüler vertrauliche Unterstützung bei Schulproblemen oder pädagogisch-psychologischen Problemen. Die Beratungslehrkräfte und die Schulpsychologen arbeiten in enger Abstimmung miteinander. Zur Berufsorientierung wird den Schülern einiges geboten. In der 9. Jahrgangsstufe steht ein einwöchiges Betriebspraktikum an. Mit Bewerbung und Vorstellungsgespräch organisieren sich die Schüler selbstständig den Praktikumsplatz. Zur Beratung steht den Schülern Frau Grahl von der Agentur für Arbeit einmal monatlich vor Ort in der Schule zur Seite. Der Elternbeirat veranstaltet einen großen Berufeinfotag direkt an der Schule. Im letzten Herbst haben sich dort rund 70 Firmen vorgestellt. Die Stiftung NaturTalent, die durch die SpardaBank gefördert wird, bietet interessierten Schülern der 9. Klassen ein eintägiges Seminar, um die eigenen Stärken und Neigungen zu ermitteln. An diesem besonderen Angebot dürfen Schüler teilnehmen, die ihr Interesse darlegen und vorab an einem Onlinetest teilnehmen. Beim Besuch im BIZ (Berufsinformationszentrum) der Agentur für Arbeit erhalten die 9. Klassen ebenfalls wichtige Informationen zum zukünftigen Ausbildungsberuf. Ein guter Austausch findet mit der Fachoberschule Freising statt. So können Schüler der 10. Klassen nach den Abschlussprüfungen tageweise am Unterricht der FOS Freising teilnehmen und so bereits in den Unterricht dort „hineinschnuppern“. Eine enge Vernetzung gibt es daneben mit den Grundschulen. Beispielsweise unterrichten Realschüler die Schüler der 3. Klasse der benachbarten Grundschule Paul-Gerhardt. Den Unterricht mit spannenden Experimenten müssen die Schüler selbstständig vorbereiten. So wird der vorbreitete Stoff nicht nur den Grundschülern vermittelt, sondern bleibt ganz nebenbei den „Nachwuchs-Lehrern“ im Gedächtnis. Aus den 9. Klassen gibt es freiwillige Tutoren für die Schüler der 5. Klassen. Sie gestalten ein Freizeitprogramm für die Neuankömmlinge und stehen ihnen bei Fragen zur Seite. Zur Lösung von Konflikten sind die Streitschlichter eingesetzt, die immer in der großen Pause ein offenes Ohr für ihre Mitschüler haben. Auf die Stellen als Tutor und als Streitschlichter können sich interessierte Schüler jedes Jahr bewerben. Die Bewerber müssen ein richtiges Bewerbungsschreiben formulieren und das Auswahlverfahren durchlaufen. Anschließend erhalten sie eine Ausbildung durch Lehrkräfte und externe Partner, die sie auf die verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet. Der Pausenhelferdienst, das sind Schüler aus wöchentlich wechselnden Klassen, achtet auf Ordnung in den Aulen nach den Pausen. Ungefähr 20 Schülerinnen und Schüler haben die verantwortungsvolle Arbeit als Schulsanitäter übernommen. Im Schulsanitätsdienst lernen sie dabei nicht nur hilfreiche Erste-Hilfe-Kenntnisse, sondern viele Kompetenzen auf der zwischenmenschlichen Ebene. Eine Lehrkraft mit der Lehrbefähigung Erste-Hilfe sowie als externe Fachleute des Roten Kreuz bilden die Schüler für den Schulsanitäterdienst aus. In Zusammenarbeit mit der Musikschule Freising führte die KMRS 2006 den Musik Schwerpunkt Praxis für die Jahrgangsstufen 6 bis 8 ein. Wenn ein Schüler diesen Praxisschwerpunkt wählt, hat er anstelle von zwei Stunden Musik-Theorieunterricht, nur eine Theoriestunde und eine Stunde Instrumentalkunde im Einzel- oder Zweierunterricht an der Musikschule Freising. Darüber hinaus gilt eine verpflichtende Teilnahme an einem der schuleigenen Musikensembles. Von den Musikensembles hat die Schule eine beachtliche Zahl und Bandbreite zu bieten. Da wären der Kleine und der Große Chor, die Sambatrommler, das Bläserensemble, der Rock- und Pop-Chor, das Vocalensemble, die Bigband, die Schülerband. Eine starke Technikergruppe unterstützt die Gruppen bei den Proben und Auftritten. An dieser Dienstleistung darf sich auch die Theatergruppe erfreuen. Die Theatergruppe wird als Wahlfach in den Jahrgangsstufen 7. – 10. angeboten und ist seit Jahren ein wichtiger Bestandteil des Schullebens. Die Leitung hat Kerstin Liese mit Unterstützung von Conny Schreiber. Für Lehrkräfte, die das Schulspiel fördern wollen, gibt es eine Zusatzausbildung in diesem Bereich. Nach intensiven Proben und einem 3-tägigen Probenwochenende in einem Jugendgästehaus folgen die Aufführungen im Asamsaal der Stadt Freising. Dieses Jahr wurde Anfang Mai das Märchen Aladin und die Wunderlampe aufgeführt. In den jüngeren Jahrgangstufen 5. und 6. leitet Frau Lorenz die Schulspielgruppe. In dieser erlangen die Schüler erste Erfahrungen im Theaterspiel. Neben dem Schwerpunkt Musik liegt der KMRS die Förderung im mathematischen Bereich am Herzen. Sie beteiligt sich am Programm MINT (Mathematik, Informationstechnologie, Natur und Technik) an bayerischen Realschulen und das mit Erfolg. Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus, die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft verlieh der KMRS 2012 den Förderpreis für den NTS-Unterricht der zweistündig in allen 5. Klassen abgehalten wird. NTS steht für Naturwissenschaft, Technik & Sprache. Der Unterricht wird in einem Team von je einer Deutschlehrkraft und einer MINT-Lehrkraft unterrichtet. Die KMRS verleiht ihrer MINT-freundlichen Ausrichtung anhand verschiedener Projekte Ausdruck. Über den wichtigen Säulen Musik und MINT steht das Programm KOMPASS (KOMPetenz Aus Selbstbewusstsein und Stärke). Das Kernziel von KOMPASS lautet „Stärken stärken und gleichzeitig für sich und das eigene Lernen Verantwortung übernehmen“. Der Schüler steht nach der Schulphilosophie im Mittelpunkt und die Entwicklung des eigenen Leitbildes sowie das tägliche Handeln gehen gedanklich vom Schüler aus. Die Optimierung der Differenzierung und Individualisierung im Unterricht sowie die Stärkung der Selbstverantwortung von Schülerinnen und Schülern sind die beiden von KOMPASS abgeleiteten Hauptziele für die KMRS. Diese beiden Ziele werden mit Hilfe vieler Einzelmaßnahmen im Schulalltag verfestigt. Mit dem Thema KOMPASS sind wir schon direkt im Zentrum des Schulentwicklungsprogrammes, das von Ursula Zitzelsberger koordiniert wird. Ursula Zitzelsberger ist Teil der erweiterten Schulleitung, ebenso wie Brigit Kalb, die das KESCH-Programm an der Schule betreut. KESCH dient der besseren Zusammenarbeit von Eltern, Schülern und Lehrern. Die Vorbereitung des Sommerfestes erfolgt von Eltern im direkten Kontakt mit den Schulklassen und in der letzten Schulwoche vor den Sommerferien finden abwechslungsreiche Workshops in den Klassen statt. Im vergangenen Jahr erfreuten sich die rund 80 Workshops, in denen Experten aus Lehrer-, Schüler- und Elternschaft ihre Passion vorstellten, sehr großer Beliebtheit – was sich nicht zuletzt in einer sehr geringen Krankheitsquote zeigte. Dieses breite Kursangebot, das erstmalig im Schuljahr 2013/2014 stattfand, unterstreicht damit perfekt das Schulmotto „Durch Vielfalt den eigenen Weg finden“. Ab dem nächsten Schuljahr wartet auf die Schüler ein schuleigener Hausaufgabenplaner, den die engagierten Lehrer, Eltern und Schüler gemeinsam gestaltet haben. Der nachvollziehbare Wunsch nach einem Aufenthaltsraum für die Zeit zwischen regulärem Unterricht und Nachmittagswahlunterricht kann nun im Mehrzweckraum realisiert werden. Wer sich den Schulfächern noch intensiver widmen möchte, hat die Gelegenheit nach einer Mittagspause im Anschluss an den Vormittagsunterricht nachmittags in vielen Fächern den Wahlunterricht zu besuchen. Die Teilnahme ist freiwillig, jedoch nach der Anmeldung zum Schuljahresbeginn verpflichtend. Aber nicht nur Schulfächer werden im Wahlunterricht angeboten: Im Wahlfach Schulgarten engagieren sich die Schüler, dass die Beete und Pflanzen rund um die Schule und der Teich gepflegt sind. Wer selber Arbeit in die Außenanlagen steckt, achtet natürlich auch mehr auf die Umwelt und hält andere dazu an, es ihm gleich zu tun. Im Themenbereich Klimaschutz nimmt die Schule mit verschiedenen Projekten an der Aktion Klima! teil. Auf die eigene Gesundheit zu achten ist wichtig. Hierfür gibt es die Gesunde Schule, eine Programm des Landkreises Freising und des Freisinger Gesundheitsamtes und eine schuleigene Suchtvereinbarung, die zwischen Schulleitung, Eltern und Schülern geschlossen wurde. Ferner schaut die Schule seit dem laufenden Schuljahr sehr weit über den Tellerrand, indem sie die Patenschaft für ein Mädchen und einen Jungen in Südafrika übernommen hat. Diese persönlichen, direkten Patenschaften laufen über den gemeinnützige Verein Siyabonga aus Ingolstadt. Die Möglichkeit sich mal eine Auszeit zu nehmen, sich mit sich selbst zu beschäftigen, haben die Schüler der 9. Jahrgangsstufe an den Tagen der Orientierung. Die Klassengemeinschaft verbringt drei Tage im Jugendhaus St. Anna in der Landkreisgemeinde Thalhausen. Regelmäßig in den Pausen hat die Schulbücherei geöffnet und ergänzt damit das bunte Angebot der KMRS mit spannendem Lesestoff.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juni 2015.
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