Idylle hoch über der Moosach
Das Naturfreundehaus bei Hangenham auf Fotografien von Carl Koislmaier (um 1930)

Es ist sicherlich einer der schönsten Plätze der Freisinger Gegend: Das Naturfreundehaus zwischen Rudlfing und Hangenham. Seine exponierte Lage an der tertiären Hangkante ermöglicht einen unvergleichlichen Blick ins Land – auf die Riegerau und die Hirschau und auf die Weite der Münchner Schotterebene mit all ihrer Ambivalenz. Direkt unter dem Naturfreundehaus schlängelt sich die Moosach durch eine dichte Auenlandschaft; anders als im Freisinger Moos in einem noch weitgehend natürlichen Flusslauf, mal schmäler, mal breiter und mit zahlreichen Windungen; es sind die letzten Kilometer der Moosach, bevor sie auf der Höhe von Oberhummel in der Isar aufgeht.

Die noch weniger stark beeinträchtigte Natur und die Idylle waren zu Beginn der 1920er Jahre ausschlaggebend dafür, dass sich die Freisinger Naturfreunde hier niederließen. Die Naturfreundebewegung war Ende des 19. Jahrhunderts in Österreich entstanden, breitete sich aber rasch im gesamten deutschsprachigen Raum – und später auch darüber hinaus – aus. Hauptanliegen war es, für Arbeiterinnen und Arbeiter mit seinerzeit niedrigen Einkommen günstige Freizeitmöglichkeiten in den heimischen Wäldern, Wiesen und Bergen zu schaffen und dabei jeweils Interesse und Verständnis für die Bedürfnisse der heimischen Natur zu wecken. Im Kern entspricht das auch heute noch dem Grundgedanken der Tätigkeit der Naturfreunde. Zentrale Bedeutung kam (und kommt) dabei den Naturfreundehäusern zu – als gesellschaftlicher Mittelpunkt einer jeweiligen regionalen Ortsgruppe und vor allem auch als Übernachtungsmöglichkeit für Gäste.

So verhielt es sich auch beim Haus der Freisinger Naturfreunde. Abgelegen von der Stadt, den überwiegend beengten Wohnverhältnissen und den Arbeitsorten war es hier, nahe dem Dorf Hangenham, möglich, auf andere Gedanken zu kommen. Errichtet wurde das Haus 1924, zwölf Jahre nach der Gründung der Freisinger Naturfreunde-Ortsgruppe. Es stand 70 Jahre und sollte schließlich in den Jahren 1994/95 durch den heutigen Neubau ersetzt werden.

Wenige Jahre nach der Eröffnung des Hauses, in den Jahren um 1930, hatte sich der junge Freisinger Geschäftsmann und versierte Fotograf Carl Koislmaier (1905- 1953) mehrfach auf den Weg dorthin gemacht. Einige Fotografien, die er seinerzeit geschossen hat, zeigen, wie das Naturfreundehaus in den Anfangsjahren ausgesehen hat – und auch, wie lebhaft es dort mitunter zuging.

von Florian Notter, Leiter des Stadtachivs Freising

 

QUELLEN: Fotosammlung Koislmaier- Haslberger (für die freundliche Zurverfügungstellung der Bilder sei Frau Franziska Haslberger, Freising, ausdrücklich gedankt).

LITERATUR: Naturfreunde Freising (Hg.): 60 Jahre Naturfreundehütte Hangenham, 1984; Naturfreunde Freising (Hg.): Die neue Naturfreundehütte Hangenham, o.J. (verm. 1995).

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juli/August 2022.
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