Frauen im Dialog
Ehrenamtliche Arbeit für die Integration ausländischer Frauen

Jeden Montagmorgen treffen sich Frauen aus den verschiedensten Nationen im Gemeindehaus neben der Christi-Himmelfahrtskirche beim Bahnhof. Seit 11 Jahren leistet „Frauen im Dialog“, eine rein ehrenamtliche Gruppe, wertvolle Arbeit für die Integration ausländischer Frauen in Freising. Zur Zeit kommen regelmäßig Frauen aus der Türkei, Ägypten, Kenia, Togo, Nigeria, Südafrika, Afghanistan, Thailand, Südkorea, China, Schweiz, Österreich, Tschechien und natürlich aus Deutschland. Sie spiegeln die kulturelle Vielfalt und auch das Straßenbild Freisings wieder, das sich ja in den letzten 25 Jahren rasant gewandelt hat.
Auslöser für die Entstehung der FiD war der Umzug der islamisch-türkischen Gemeinde Freising in die Nachbarschaft der evangelischen Gemeinde. Innerhalb der Stadt hatten sie gegen Vorurteile, den Islam betreffend, zu kämpfen. Frauen aus der evangelischen und katholischen Kirche wollten dieser Ausgrenzung nicht länger zusehen. Sie erachteten es als Aufgabe der christlichen Gemeinden, in ökumenischer Zusammenarbeit die Integration von Migrantinnen zu unterstützen. Am Anfang stand die behutsame Annäherung an die muslimischen Frauen. Dann erweiterte sich das Projekt auf alle Religionen und Nationalitäten.
Eine zentrale Bedeutung hat die Verbesserung der Sprachkenntnisse. Damit der Dialog möglich ist, wird in der Gruppe Deutsch geübt, meist, indem über ein gemeinsames Thema gesprochen wird, aber wenn notwendig auch im Einzelunterricht, um Grundkenntnisse zu vermitteln.
Themen und Aktionen der Vormittage reichen von kulturell unterschiedlichen Umgangsformen, alltäglichen Erziehungsfragen, praktischen Informationen zum deutschen Rechtssystem, Telefontraining, bis zu gemeinsamen Besuchen von Sehenswürdigkeiten der Stadt. Highlight war zum Beispiel ein gemeinsamer Besuch auf Einladung der Freisinger Feuerwehr, wo die Frauen Einblicke in die Organisation und Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr bekamen. Demnächst steht die Besichtigung eines Bauernhofs auf dem Kalender.
Die kommenden Monate bewegen sich unter dem Motto „Kulturreise“, das heißt, das tägliche Leben in den verschiedensten Kulturen wird im Mittelpunkt stehen (z.B. unterschiedliche Tischkulturen, unterschiedliche Begrüßungsformen, unterschiedlicher Zeitbegriff). Dabei wird deutlich, wie viele Gesichter und Erscheinungsbilder zum Beispiel der Islam hat und wie einseitig oft die westliche Sichtweise ist.
Hier wird auch die Philosophie von FiD deutlich. Es geht nicht nur darum, ausländischen Frauen Kenntnisse zu vermitteln, die ihnen bei der Integration in unserer Gesellschaft weiterhelfen. Vielmehr bringen auch sie ihre Lebenserfahrungen aus ihrer Heimat ein und erweitern und bereichern im gegenseitigen Austausch den Horizont der Einheimischen.
Durch ständiges Einbeziehen der Migrantinnen in die Auswahl und Gestaltung der Themen wird erst eine Begegnung auf Augenhöhe als Grundlage für echten Austausch und Näherkommen möglich. Ziel ist immer, den Blick zu weiten für die andere Kultur und Religion.
„Wir wollen ein Zusammenleben in gegenseitiger Wertschätzung und in der Wahrnehmung der Verschiedenheit“, lautet ein Grundsatz dieser Arbeit.
Zudem stärken gemeinsame Feiern zu jahreszeitlichen und kulturellen Anlässen den Zusammenhalt und bilden Höhepunkte im Laufe des Jahres. Kinder können stets mitgebracht werden und werden in alle gemeinsame Treffen mit einbezogen.
So brachte es der Werdegang von FiD mit, dass ohne die umfassende Unterstützung durch die evangelisch-lutherische Gemeinde in Freising das ökumenische Projekt nicht möglich wäre, zumal kaum finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Obwohl sie keinen Einfluss auf die Arbeit und Inhalte von FiD nimmt, stellt die Gemeinde Räumlichkeiten und andere wichtige Infrastruktur zur Verfügung. Auch formal gibt sie dem Projekt als offizieller Träger ein Dach.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Mai 2013.
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