Die schillernd-bunte Volksfestwelt war sein Zuhause. Da kannte er sich aus, da fühlte er sich wohl, da sorgte er – unaufgeregt, mit einer bewundernswerten Gelassenheit – dafür, dass alles in geordneten Bahnen lief, dafür, dass die Freisinger feiern konnten. Erich Bröckl hatte seinen Ruhestand bereits angetreten und wäre heuer nach 40 Dienstjahren – 30 davon als Volksfestmanager – erstmals selbst einfach nur Gast auf dem zehntägigen Spektakel in der Luitpoldanlage gewesen. Doch das Leben lässt sich nicht planen, das Schicksal fragt nicht nach: Seine erste Maß als Ruheständler wird „der Bröckl“, wie ihn alle nannten, nicht mehr trinken. Im Alter von 63 Jahren starb der Freisinger am 13. Mai nach schwerer Krankheit.
Unvergessen sein Markenzeichen: die braune Aktentasche. Und die begleitete ihn auch auf seinem letzten Weg. Bei der Beerdigung Bröckls vor einer schier unüberschaubaren Schar an Trauergästen stand sie neben einem Portrait von ihm, während Verwandte, Freunde, Kollegen und langjährige Weggefährten ihm die letzte Ehre erwiesen, sich von ihm verabschiedeten.
Von Schaustellern wurde Bröckls Talent, das Volksfest zu organisieren, jedes Jahr eine gelungene Mischung aus Tradition und Neuem auf die Beine zu stellen, immer als einzigartig gewürdigt. Der Freisinger Volksfestchef stand nie still, hatte auch nach so langer Zeit jedes Jahr aufs Neue eine Vision vor Augen, wie sein nächstes Volksfest für seine Freisinger auszusehen hat – und hat dieser Vision Jahr für Jahr Leben eingehaucht.
Wenn nun heuer im September das Freisinger Volksfest eröffnet wird, werden Freunde, Schausteller und Wegbegleiter inne halten, sie werden sich an den Mann erinnern, der das Freisinger Volksfest jahrzehntelang geprägt hat und der heuer so schmerzlich von allen vermisst wird. Sie werden die erste Maß auf ihn trinken: Leb wohl, Erich. Du fehlst!
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Juni 2018.
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