Paula Weber-Schäfer ist tot. Mit nur 77 Jahren hörte das Herz der beliebten Freisingerin am 16. Januar plötzlich auf zu schlagen. Freising trauert um eine starke Frau mit einer starken, unverwechselbaren Persönlichkeit.
Es waren viele Facetten, die Paula Weber-Schäfer zu einem ganz besonderen Menschen machten. Da waren ihr Humor und ihr Lachen – dafür liebten die Freisinger sie. Da war ihr soziales Engagement, das Paula Weber-Schäfer lebte, ohne jemals viel Aufhebens darum zu machen. Helfen war für die “Weber Paula”, wie sie alle nannten, einfach selbstverständlich. Sie war die Anwältin der Schwachen, für all diejenigen, die nicht den Mut oder die Kraft hatten, sich selbst zu äußern: so hatte sie Alt-OB Dieter Thalhammer einmal charakterisiert. In jahrzehntelangem Engagement als Stadt- und Kreisrätin kämpfte sie für ihre Freisinger und hakte immer sofort selbstbewusst nach, wenn sie Ungerechtigkeiten vermutete. Paula Weber-Schäfer verstand sich selbst als Brückenbauerin zwischen den Generationen, gab den Jungen genauso eine Stimme wie den Senioren ihrer Heimatstadt.
Zu Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen wurde die Freisingerin vom Schicksal in jungen Jahren gezwungen. Die Tochter des Freisinger Spediteurs Josef Weber jun. und seiner Frau Katharina verlor früh ihre Eltern und musste im Alter von 27 Jahren im Jahr 1968 die Firma übernehmen. Mit Hartnäckigkeit und großem Elan packte Paula Weber Schäfer an – wie alles in ihrem Leben. Getreu ihrem Motto: “Es gibt keine Probleme, sondern Lösungen.”
1991 stand die Umwandlung der Spedition in eine GmbH mit der Bezeichnung “Paula-Weber-Schäfer GmbH” an, 1995 übernahm Thomas Berlinger als alleiniger Geschäftsführer und Besitzer die Firma. Dennoch war die Paula immer zur Stelle, wenn man sie brauchte, sie packte weiter mit an und half, wo sie nur konnte. Ihr privates Glück besiegelte sie im Jahr 1988: der damalige Freisinger OB Adolf Schäfer und Paula Weber heirateten. Zusammengefunden hatten sie über die soziale Ader der Freisingerin. Sie hat die kranke Frau des damaligen OB viele Jahre über betreut, war Adolf Schäfer in dieser schweren Zeit beigestanden. Paula und Adi prägten viele Jahre politische Veranstaltungen des Kreises und der Stadt, waren ebenso auf anderen öffentlichen Veranstaltungen zwei gern gesehene Gäste. So auch bei der Narrhalla Freising. Sowohl Paula, als auch ihr Mann waren Träger des Großen Bären-Ordens. Beide setzten sich tatkräftig für die Freisinger Narrhalla ein. Sie ließen keinen Freisinger Presseball aus, wo mit großzügigen Spenden nicht gespart wurde. Und die tiefe Verbundenheit mit ihrem Adi, privat wie im ehrenamtlichen Engagement machte es Paula Weber-Schäfer umso schwerer, im Dezember 2009 für immer von ihm Abschied zu nehmen. “Ich fühle mich wie amputiert”, sagte sie nach dem Tod ihres geliebten Mannes.
Doch Paula wäre nicht Paula gewesen, hätte sie damals den Kopf in den Sand gesteckt und sich aufgegeben. Engagiert kümmerte sie sich weiter um die beiden Wohnsitze in Lichtenhaag in Niederbayern, dem Rückzugsort des Ehepaars, und den im Unteren Graben in Freising. Weiterhin war sie aktiv bei den Freisinger Laienspielern, die sie damals als Gründungsmitglied aus der Taufe gehoben hatte und bei denen sie viel umjubelter Publikumsmagnet im Asamtheater war. Eigentlich kannte man sie in starken Rollen. Ihre Lebensrolle spielte sie 2005 und 2011 vor der Oberberghausener Waldkirche, als sie in Ludwig Thomas Rolle “Magdalena” schlüpfte und sich erstmals von einer Seite zeigte, in der sie die Öffentlichkeit zuvor noch nie gesehen hatte: zart, zerbrechlich, abgeklärt. Selbst sagte sie über diese emotionale Inszenierung damals: “Das ging mir schon an die Nieren.”
2010 schließlich erhielt das beliebte und engagierte Gesicht Freisings die Ehrenmedaille der Stadt Freising aus den Händen des damaligen Oberbürgermeisters Dieter Thalhammer, der das Wirken der Freisingerin in einer emotionalen Rede würdigte: “Du hast etwas bewegt, Du stehst für den Lebenswert dieser Stadt.” Diese, Paulas Stadt, ist seit dem 16. Januar um ein Original, um eine Impulsgeberin ärmer. Freising trauert um Paula Weber-Schäfer. Um ihr Lachen, ihr Wirken. Doch sie hat Spuren hinterlassen. Spuren, die ewig sichtbar bleiben. Leb wohl, Paula!
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Februar 2019.
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