Die Sache mit dem Ordnungsfaden
Markéta Lübben: Ein Coach gegen das Chaos

Nur das um sich zu haben, was man liebt, was man gern hat und was Freude bereitet, sich von Dingen befreien, die Energie, Zeit und Kraft kosten, einen vielleicht sogar „runterziehen“ – das hört sich so leicht und vor allem auch verlockend an. In der Praxis und im Leben sieht es aber manchmal anders aus, fällt es oft schwer, sich von Dingen zu trennen. Doch da gibt es jemanden, der hilft: Markéta Lübben, Ordnungscoach aus Freising. Der FINK hat Lübben zuhause besucht – dort, wo Ordnung herrscht, und wo www.ordnungsfaden.de daheim ist.

Das Ziel ist klar: „Es soll einem besser gehen“, sagt Markéta Lübben. Man soll sich leichter und glücklicher fühlen, soll den Kopf frei bekommen, das Wesentliche im Blick haben. Dazu muss man manchmal „ausmisten“, muss Ordnung schaffen. Grundvoraussetzung, dass das gelingt, ist die innere Motivation, das Leben leichter und übersichtlicher zu machen, betont Lübben. „Der Funke muss überspringen“, man muss erkennen, was Ordnung bringt. Wenn man einmal von diesem Funken erfasst ist, „dann wird man irgendwann süchtig“ – und zwar im positiven Sinn. Anders ausgedrückt: Ordnung schaffen – das ist Training, das ist ein Prozess, weiß Lübben.

Der erste Schritt, den sie zusammen mit ihren Klienten macht, ist es, Funktionales loszulassen. Küchenutensilien sind ein Klassiker und alles, was unter „Kram“ fällt. Lübben weiß, wovon sie spricht: Sie selbst hat jahrelang Weihnachtsplätzchenausstecher ihrer Oma nur deshalb behalten, weil da Erinnerungen dran hingen. Aber man dürfe Gefühle nicht „mit rostigen Dingen“ vermischen, man müsse die Trauer verarbeiten. Das Ganze sei selbstverständlich individuell. Und deshalb setze sie sich, wenn sie als Ordnungscoach engagiert werde, während des Ausmistens auch mit dem Innenleben und Emotionen auseinander. Denn: „Ordnung ist individuell.“ Dennoch folgt Ordnung freilich auch allgemeinen Grundsätzen: „Jedes Ding hat seinen festen Platz“ ist einer dieser Grundsätze, alles, was benutzt wurde, kommt danach wieder an seinen Platz, ist ein anderer. Das, so weiß Lübben, kann jeder lernen – ebenso wie Ordnung auf dem Handy und auf dem PC.

2016 hat Markéta Lübben mit den ersten Beratungen begonnen. Bis sie es seit 2021 beruflich machte, war es ein schleichender Prozess. Lübben kommt in die Wohnung des Kunden, nach einem ersten, kostenlosen Gespräch schaut man, ob die Chemie stimmt. Das ist wichtig, schließlich schafft Lübben zusammen mit dem Kunden Ordnung: „Ich bewerte nichts und ich schmeiße nichts weg.“ Und aufräumen bedeute auch nicht, dass man extrem minimalistisch leben und auf ganz viele Dinge verzichten muss. Ziel ist es aber, „dauerhaft ballastfrei zu leben“, neue Routinen und Gewohnheiten zu etablieren. Die Menschen müssten erkennen, warum Unordnung herrscht und warum manches unerledigt bleibt. Das, so weiß Lübben inzwischen, ist anfangs oft mühsam, aber „dann kommt der Klick“.

Meistens, so Lübben, kommt sie einen Tag lang zu ihren Kunden, denn Ziel ist es, dass die Klienten selbst weitermachen. Manchmal braucht es aber noch im Nachgang einen einstündigen Zoom-Call. Es geht darum, das Bewusstsein dafür zu schaffen, was man braucht, liebt, gern hat und was Freude bereitet. Denn alles andere, weiß Lübben, kostet nur Energie, Zeit und Geld „und zieht einen womöglich sogar runter”.

Eine besondere Situation sei es, wenn die Elterngeneration gestorben sei, wenn sich da viel angesammelt hat, womit die Kinder nun umgehen müssen. Die Aussage mancher Eltern „Die können damit machen, was sie wollen” kann sie nicht nachvollziehen. Ihr sei es wichtig, dass die Kinder nach dem Tod der Eltern nicht mit deren Leben und deren Müll belastet werden. Das sei auch eine Verantwortung der Eltern gegenüber ihren Kindern, sagt Lübben.

Wer bei manchen Dingen Zweifel und Bedenken habe, ob er sie entsorgen soll und ob er sie nicht später doch einmal ansehen wolle, dem empfiehlt Lübben, Fotos davon zu machen. Die könne man immer wieder ansehen, das Objekt selbst nehme aber keinen Platz mehr in Anspruch.

Vier Schritte sind es, um zu Ordnung – und zwar nachhaltig – zu gelangen: 1. Das große Ausmisten, wie es Lübben nennt. Dabei sollte man wirklich jedes Teil in die Hand nehmen und sich damit auseinandersetzen. Das habe dann auch Auswirkungen auf das weitere Konsumverhalten. 2. Das regelmäßige Ausmisten. Ordnung schaffen – das sei ein Prozess, so Lübben, weil sich jeder Mensch ständig verändere und manche Dinge nur in bestimmten Lebensphasen benötige. 3. Routine und Gewohnheiten. Dabei gehe es darum, sein neu erlerntes Verhalten im Alltag zu etablieren, sogenannte „prozessorientierte Stellen” im Haus zu schaffen. Und 4. Selbstdisziplin. Man muss das wollen und durchhalten, „sonst hilft alles nichts”.

 

(AB)

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Oktober 2022.
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