Der große Motivator
Florian Wildgruber: ein Triathlet, der auch andere inspiriert

Er hat Sportpsychologie studiert und ist Triathlet der internationalen Spitzenklasse: Florian Wildgruber. Und deshalb kann er nicht nur lange und schnell schwimmen, ausdauernd Rad fahren und weite Strecken laufen. Nein, Florian Wildgruber ist auch das, was man gerne Motivationstrainer nennt. Er selbst sieht sich, wenn er als Speaker auf der Bühne steht und seine Zuhörer begeistert, aber lieber als einer, der Inspirationsvorträge hält. 

Als Triathlet muss man gute Kondition haben und ausdauernd sein. Wie lange dauern Ihre Vorträge?
So zwischen 30 und 90 Minuten. Das kommt ganz darauf an, was der Auftraggeber wünscht. Meine Vorträge können eine Art Zwischenspiel sein oder auch den Hauptpart einer Veranstaltung bilden. Mein Auftraggeber kann sich auch aussuchen, über was ich reden soll, was das Thema sein soll.

Wie viele verschiedene Vorträge und Themen haben Sie im Angebot?
Derzeit sind es zwei: Der eine heißt „Ich leb dann mal“, der andere „Traumwärts“. An einem dritten Vortrag, der wahrscheinlich „Entscheidungen am Limit“ heißen wird, arbeite ich gerade.

An wen richten sich die Vorträge? Wer kommt denn als Publikum in Frage?
Das sind zum Teil öffentliche Vorträge, zu denen jeder kommen kann. Oft sind es Auftritte vor Führungskräften in der Wirtschaft oder auch für Mitarbeiter in Firmen. Das ist ganz unterschiedlich. Denn aus meinen Vorträgen kann jeder Zuhörer etwas mitnehmen für sein Leben.

Wie bereiten Sie sich auf Ihre Auftritte vor?
Ich habe jeweils einen Standardvortrag. Der wird aber je nach Situation, Publikum und Auftraggeber variiert, wird beispielsweise mit den Leitbildern eines Betriebs oder mit der Firmenideologie abgestimmt.

Mit welchen Mitteln arbeiten Sie? Was setzen Sie bei Ihren Vorträgen ein?
Im Grunde genommen nur mich selbst. An technischer Ausstattung ist wenig da – lediglich ein Beamer. Denn es sind ja keine rein wissenschaftlichen Vorträge, die ich da halte. Es geht um Unterhaltung und darum, eine gute Show mit interessanten Informationen zu bieten.

Erzählen Sie dann auch Witze?
Durchaus. Denn über das Lachen, aber auch über das Weinen kommt man an die Menschen heran. Deshalb gibt es auch Tiefgründiges zu hören, stehen dem Publikum manchmal auch Tränen in den Augen.

Wie sind Sie darauf gekommen, Speaker zu werden und solche Inspirationsvorträge zu halten?
Als Personal- und Fitnesstrainer habe ich gemerkt, dass es mir Spaß macht, Leuten zu helfen. Ich habe dann auch erste Vorträge gehalten und mit ist klar geworden, dass mir das noch mehr Spaß macht, weil ich damit mehr Leute erreiche als mit einer Trainerstunde im Fitnesscenter.

Was bleibt bei den Zuhörern hängen? Was machen Sie, damit das Publikum die Anregungen nicht nach drei Tagen wieder vergisst?
Es stimmt schon: Oft läuft es so, dass die Leute sagen „Schön war’s“, dann aber nach ein paar Tagen alles wieder vergessen. Deshalb appelliere ich an meine Zuhörer, sich eine Sache mal aufzuschreiben, mit der dann zu starten und dann auch weiterzumachen. Und wie mir E-Mails und anderes Feedback zeigen, gibt es viele Menschen, die damit wirklich positive Erfahrungen gemacht haben. Ziel in den Vorträgen ist es auch, ein bisschen zu polarisieren, durchaus auch mal richtig Klartext zu sprechen. Auch das bewirkt, dass es besser im Gedächtnis bleibt.

Wie sollte das Ambiente für Ihre Vorträge sein?
Ton und Licht sollten für eine gute Performance passen. Ich habe schon einmal in einem ziemlich offenen Zelt gesprochen, in dem große Unruhe herrschte. Das war zwar nicht ideal, aber auch das ging. Ich nehme halt jede Situation so wie sie ist. Aber je besser das Ambiente, umso besser kommt der Vortrag an.

Sind Sie vor Ihren Auftritten noch nervös?
Immer. Und diese Grundnervosität ist auch erforderlich, um gute Leistungen abzuliefern. Das ist wie beim Triathlon auch.

Was bringt Ihnen der Triathlon für Ihre Auftritte als Speaker?
Triathlon nimmt zwar viel Zeit in Anspruch, aber ich reise viel herum und lebe so einen Traum. Und auch während eines Triathlons geht es immer wieder darum, Entscheidungen zu treffen. Das ist ähnlich wie bei Top-Managern, die auch mehrmals am Tag zentrale Entscheidungen zu treffen haben. Ich sitze also nicht nur am Schreibtisch und konzipiere meine Vorträge, Triathlon gibt mir auch die Praxis mit.

Haben Sie mal ein Beispiel, wie Sie psychologisch bei den Leuten ansetzen?
Fast jeder Mensch hat kein Problem damit, sich auf eine Bierbank zu stellen. Wenn diese Bierbank aber plötzlich nicht mehr auf dem Boden, sondern ganz oben an der Dachkante eines Hauses steht, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Das heißt: Sobald eine Entscheidung relevant wird, beschäftigen sich die Leute mit den Konsequenzen und nicht mehr mit dem, was eigentlich zu tun ist. Da liegen dann oft die Nerven blank, obwohl die Kompetenz für das Handeln da ist. Und genau da setze ich bei meinen Vorträgen an.

Treten Sie eigentlich dann im feinen Zwirn und im Anzug auf? 
Nein, das wäre nicht authentisch, wenn ich da im Smoking daher käme.

Wo geht die Reise des Speakers Florian Wildgruber hin?
Ich will diese Tätigkeit nun nach und nach weiter ausbauen. Alle halbe Jahre soll es einen neuen Vortrag geben – plus das jeweils dazugehörige Buch.

Und woher kommen die ganzen Ideen zu den Vorträgen?
Die besten Ideen habe ich beim Trainieren. Wenn ich laufe, habe ich immer ein Diktiergerät dabei. Und irgendwann setze ich mich hin und schreibe mir zu einem Thema alles auf, was mit einfällt. Das ist dann schon fast das Buch und wird für den Vortrag noch gekürzt.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Oktober 2015.
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