“Der Asam” bekommt seine Würde zurück
Bühne frei für die Generalsanierung

Es ist wohl nicht nur das schönste Gebäude der Innenstadt, es ist auch das, das im schlechtesten Zustand ist: der Asamkomplex, gerne kurz „der Asam“ genannt. Seit seiner Errichtung vor rund 300 Jahren wurde er niemals von Grund auf saniert. Und das merkt man, wenn man einmal hinter die Kulissen des Stadtmuseums, des Foyers und des Asamsaals blickt. Und das weiß auch der Stadtrat. Der hat jetzt endgültig beschlossen, wie die Generalsanierung des Prachtbaus in den kommenden Jahren bis 2020 ablaufen soll. Und er hat erfahren, was der Spaß kostet: 51 Millionen Euro.

Jetzt heißt es also „Bühne frei!“ und „Vorhang hoch!“ für ein Projekt, das von Anbeginn an im Stadtrat unumstritten war. Seit acht Jahren hat man geplant und untersucht, 300 Pläne wurden seitdem gezeichnet, 50 Planer hinzugezogen, 100 Jour-Fixe-Termine gab es und rund 50 Abstimmungsgespräche. Und zum Schluss waren jetzt alle Fachplaner bei einer Sondersitzung des Stadtrates noch einmal aufmarschiert, hatten zum einen die schwerwiegenden Mängel des Gebäudes dargelegt und vor allem erklärt, was man zu tun gedenke, um das ehemalige fürstbischöfliche Lyzeum vor dem Verfall zu retten und dafür zu sorgen, dass es wieder in neuem, modernen Glanz erstrahlt. Denn die Planer berichteten von Rissen im Gemäuer, von „vermorschten Balken“, von Pilzbefall und „besorgniserregendem Zustand“.
Worauf bei der Sondersitzung des Stadtrats alle warteten, war die erste echte Kostenberechnung für das Projekt. Die genannte Zahl: 51 Millionen Euro. Da sind allerdings zum einen die bis zur Fertigstellung 2020 möglicherweise zu erwartenden Baukostensteigerungen, zum anderen sämtliche Kosten für Interimsmaßnahmen noch gar nicht mitgerechnet. Trotzdem sollte es, so wurde betont, auf Grund der eingehenden Untersuchungen in den vergangenen Jahren keine bösen Überraschungen und deshalb auch keine Kostenexplosion geben.

Zuschüsse, die die Stadt für die Generalsanierung des Asamkomplexes bekommt, können noch nicht exakt ermittelt werden. Aber nach ersten Vorgesprächen dürften aus dem Bereich des Denkmalschutzes rund zwei Millionen Euro an Förderungen kommen, von der Städtebauförderung rund zehn Millionen Euro. Da hätte manch Stadtrat mit mehr gerechnet, manch anderer war damit, dass man wohl ein Viertel der Kosten durch Fördergelder und Zuschüsse abdecken könne, zufrieden.
Dass das Asamgebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert also unbedingt saniert werden muss, steht bei den Stadträten außer Zweifel. Zumal wegen mangelnden Brandschutzes das Haus im Frühjahr 2017 sowieso geschlossen werden müsste, wie jetzt bekannt wurde. Jetzt wird der Gebäudekomplex zwar auch spätestens im Frühjahr 2017 geschlossen, aber weil man es so will und aus einem schönen Anlass heraus: Da nämlich sollen die eigentlichen Sanierungsarbeiten starten. Erste Maßnahmen des so genannten „Projekts P2“ – die Umgestaltung des Asamhinterhofes – sind ja, wie man bei einem Blick auf die Rückseite des „Asam“ sofort sieht, bereits im vergangenen Jahr getätigt worden und laufen heuer weiter.
Anton Mang heißt der Architekt, dessen Büro 2008 den Wettbewerb um das Mammutprojekt gewonnen hatte und dessen Konzept in den Grundzügen so aussieht: Wenn Ende 2020 die Umbauarbeiten beendet sind, dann wird das Erdgeschoß nicht nur Ladeneinheiten aufweisen, sondern wird es im Südflügel auch eine Gastronomie für 60 Personen und im Westflügel ein großes Foyer samt Garderobe geben, wird die Theaterkasse und der Hauptzugang für den Theatersaal und die Touristinformation über den Innenhof erfolgen. Im ersten Stock wird sich dann das Stadtmuseum ausbreiten können – auf mehr als der doppelten Fläche. Das zweite Obergeschoss wird zur Gänze zur Theater- und Kulturnutzung umgebaut – ein neuer Mehrzweckraum in der Südostecke des Gebäudes inklusive. Der barocke Dachstuhl wird saniert, das Museumsdepot im Ostteil wird um einen Raum erweitert.

Bereits jetzt hat man einen Musterraum installiert, in dem sich die künftigen Bodenbeläge, Putze und neuen Fenster befinden: Im Erdgeschoss kommen als Bodenbelag vor allem Solnhofer Platten zum Einsatz, in den öffentlich genutzten Flächen der Obergeschosse vor allem geölte Holzdielen aus Weißtanne. Die vier barocken und fünf historischen Fenster (älter als 100 Jahre), die es in dem 10 000 Quadratmeter großen Gebäude noch gibt, werden restauriert, alle anderen Fenster erneuert. Von den Innenwänden werden sämtliche Farbschichten abgetragen (bis zu zwei Zentimeter dick sind die), die barocken Putze darunter bleiben erhalten. Und auch die Decken und Gewölbe bleiben strukturell erhalten, werden allerdings besser gedämmt und nach statischen und brandschutztechnischen Anforderungen aufwändig verstärkt und verbessert. Auch die Außenwände mit ihrem barocken Putz werden die Sanierung „überleben“, die Fassadenputze werden restauriert, teilweise rekonstruiert. Was die Farbgebung betrifft, wird die Fassade ganz ähnlich aussehen wie jetzt, wie man an zwei hergestellten Musterflächen (an der Brennergasse und zum Asamhinterhof) bereits jetzt sehen kann. Alle Materialien würden dabei einem Ziel dienen, so betonte Architekt Mang: „Wir wollen dem Gebäude dadurch wieder etwas an Würde zurückgeben“ – einem Gebäude, das nach seiner Generalsanierung im ersten und zweiten Stock für 800 Personen, im Innenhof für maximal 1000 Menschen zugelassen ist.
Wesentlich an Attraktivität gewinnen soll auch das Herzstück des gesamten Komplexes: der Asamsaal. Eine neue Audio- und Videotechnik, dazu ein neues Beleuchtungskonzept – das alles wird im Zuge der Sanierung eingebaut. Vor allem: Vor der jetzigen Bühne wird ein Orchesterpodium installiert. Das kann zu einem Orchestergraben abgesenkt, auf die Höhe des Parketts gefahren und bestuhlt oder auf die Höhe der Bühne gebracht werden, um als eine kleine Vorbühne zu fungieren.
Kulturnutzung soll künftig auch im neuen Mehrzweckraum und auch im Asaminnenhof möglich sein, außerdem im Asamhinterhof, wo ein moderner Lastenaufzug errichtet wird, der den derzeitigen steinzeitlichen Flaschenzug mit Ketten ersetzt und gleichzeitig zur Bühne umfunktioniert werden kann. „Asam öffne dich“ heißt das Konzept von Architekt Michael Deppisch, das hinter dem Asamkomplex umgesetzt wird.
Wichtig: Die Baustelleneinrichtung in den kommenden Jahren wird sowohl im Asaminnenhof als auch im südlichen Freibereich und vor der Nordfassade stattfinden. Dazu wird die Hauptstraße Richtung Marienplatz verschwenkt werden müssen.
Weil der Stadtrat schon immer voll hinter dem Projekt steht, erfolgte der Beschluss, den Asamkomplex in der vorgestellten Weise und für die berechneten Kosten zu sanieren, einstimmig.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Mai 2016.
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