Wann fällt wo die Klappe?
Freising und ein Kino - eine unendliche Geschichte

Freisings Kinofreunde brauchen seit Jahren starke Nerven. Und das nicht, weil sie Horrorschocker und Krimis über die Leinwand flimmern sehen, sondern weil sie in der ständigen Furcht leben, in Freising bald gar nichts mehr im Kino zu sehen. Freising und sein Kino – ein Drama in fünf Akten mit offenem Ausgang.

1. Akt:

Die Brüder Gritz wollen vor einigen Jahren im Gewerbegebiet Clemensänger ein modernes Cineplex-Kino bauen. Lange wird darum gerungen, die Verhandlungen geraten immer wieder ins Stocken. Im Endeffekt scheitert das Vorhaben daran, dass nicht genügend Stellplätze nachgewiesen werden. Beide Seiten – Investor und Stadt – schieben sich gegenseitig die Schuld an dem Scheitern des Projekts zu. Das Cineplex wird dann aber doch gebaut – allerdings nicht auf Freisinger Flur, sondern im Neufahrner Gewerbegebiet bei Mintraching. Die Verärgerung in Freising wird noch größer.

2. Akt:

Das Bavaria in der Innenstadt hat geschlossen. Kino-Betreiber Paul Fläxl ist nun im neuen Cineplex zu Gange, will das „Bavaria“-Gebäude irgendwann einmal abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Die Hoffnung: Den in Freising ebenfalls ersehnten „Magneten“ dort dann ansiedeln zu können. Bekanntlich steht das „Bavaria“-Haus heute noch. Das „Camera“ in der Oberen Hauptstraße bleibt allerdings bestehen.

3. Akt:

Schlüterhallen-Investor Josef Saller verkündet nach Eröffnung der „Schlüter Hallen“, er könne sich südlich des Industriedenkmals nicht nur ein weiteres Fachmarktzentrum vorstellen, sondern auch ein modernes Kino. Alsbald tauchen die ersten Pläne auf, wie das exquisite Kino mit besonders gro-ßen Leinwänden aussehen könnte. Stadtrat, Stadt und Bürger schöpfen Hoffnung, dass Freising auf diese Weise doch noch bald zu einem adäquaten Filmpalast kommt. Doch der Bebauungsplan zieht sich, während Josef Saller immer wieder betont, er „steht Gewehr bei Fuß“. Nun soll, so der neueste Zeitplan, im Frühjahr der Bebauungsplan im Stadtrat endügltig abgesegnet werden. Bei Beachtung der Fristen und unter der Voraussetzung, dass keine Einwände kommen, die eine neuerliche Umplanung notwendig machen, könnte im Spätsommer dieses Jahres Baurecht bestehen.

4. Akt:

Währenddessen platzt eine Bombe: Paul Fläxl will (und muss) aus wirtschaftlichen Gründen das „Camera“-Kino in der Stieglbräugasse aufgeben, die Inhaberin des Gebäudes beantragt bei der Stadt den Abriss des Hauses und einen Neubau für Wohnungen. Der Bauausschuss genehmigt den Vorbescheid, wobei allerdings noch die Stellungnahme des Landesamtes für Denkmalschutz eingeholt werden muss. Derweil protestieren Bürger gegen die Schließung des vielfach prämierten Kinos, kämpfen für dessen Erhalt, das Wort von einem Förderverein macht sogar die Runde, weil man es nicht wahrhaben will, dass ein Kino in der Freisinger Innenstadt nicht überleben kann.

5. Akt:

Das ungewisse Ende. Demnächst wird sich wohl entscheiden, ob das Haus in der Stieglbräugasse abgerissen wird oder ob der Denkmalschutz so schwerwiegende Einwände hat, dass das Gebäude erhalten bleiben muss. Ob dann auch das Kino bleiben würde, ist eher fraglich. Demnächst wird auch bei den Schlüterhallen die Entscheidung fallen, ob, wie und wann Josef Saller mit dem Kino-Neubau starten kann. Und irgendwann wird es auch für das im Rahmen der Innenstadtkonzeption untersuchte Gelände an der Angerbadergasse in der östlichen Altstadt Planungsüberlegungen geben. Eine Möglichkeit, was dort angesiedelt werden könnte, sofern sich ein Investor finden würde: ein Kino.
Wie gesagt: Das Thema ist spannend, ist schon fast großes Kino. Film- und Kinofreunde aus Freising brauchen starke Nerven.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom April 2013.
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