Vom Gewerbestandort zum “Prismatischen Raum”
Die Angerstraße bekommt ein neues Gesicht

Das Bild der Angerstraße in Freising prägen heute im westlichen Abschnitt ein aufgelassener Gewerbebetrieb, der nicht besonders ansehnliche Lagerplatz einer Recyclingfirma, große Parkplätze und Einkaufsmärkte. In einigen Jahren soll sich dieses Areal als ansprechendes Wohnviertel präsentieren: Ein städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb ist Mitte März mit ausgezeichneten Ergebnissen abgeschlossen worden. Das Besondere dabei: Auf Initiative und in Kooperation mit der Stadt Freising hat der Privatinvestor diesen Wettbewerb ausgelobt – und wurde mit hervorragenden Entwürfen belohnt. Läuft alles rund, kann 2018 mit der Realisierung des Wohngebietes begonnen werden. Auch ein Kindergarten ist vorgesehen.

Das Gelände an der Angerstraße ist seit geraumer Zeit in Hand der Unternehmensgruppe Büschl: Diese hat 4,9 Hektar Grund erworben und für die Verwirklichung einer Neubausiedlung die Gesellschaft „Park Immobilien Projekt Freising GmbH & Co. KG.“ gegründet. Mit der Entwicklung dieses Areals beschäftigt sich der Realisierungsteil des Wettbewerbs, die Pläne sollen also umgesetzt werden. Der Ideenteil umfasst, westlich angrenzend, ein 2,7 Hektar großes Fremdgrundstück mit einem bestehenden Einkaufsmarkt. Die Architekten sollten für diesen weiteren Bereich das Potenzial für Wohnen und den bestehenden Markt (mit neuer Situierung) ausloten.

Einstimmiges Votum des Preisgerichts
Zehn Büros waren eingeladen, ein städtebauliches Konzept zu entwickeln. Beurteilt wurden die Entwürfe von einer Jury, der neben Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und Stadtbaumeisterin Barbara Schelle sowie Vertretern des Freisinger Gestaltungsbeirats und des Stadtrats auch Ralph Büschl, Geschäftsführer der gleichnamigen Münchner Unternehmensgruppe, angehörte. Das Urteil des Preisgerichts fiel einstimmig: Als Sieger wurde der Entwurf der 03 Architekten GmbH aus München mit ver.de Landschaftsarchitektur Freising gekürt, Platz zwei ging an Architekt Florian Krieger aus Darmstadt (mit grabner huber lipp landschaftsarchitekten Freising) und auf Rang drei kam die Ammann Albers GmbH aus Zürich (mit Studio Vulkan Landschaftsarchitekten).
Investor Ralph Büschl versicherte bei der Preisverleihung im Rathaus, der mit dem ersten Preis ausgezeichnete Entwurf der 03 Architekten berge „so viel Potenzial“, dass seine Gesellschaft diesen umsetzen wolle: „Wir können uns ein tolles Projekt vorstellen.“

Lebendiger Raum mit vielen Ecken und Plätzen
Die Planer haben ihren Entwurf „Prismatischer Raum“ genannt in Anspielung auf die Vieleckigkeit und Vielgestaltigkeit der Gebäude. Hier entsteht kein monotones Stadtquartier. Gleichzeitig bekommt der Entwurf das Thema Lärm (Nähe zu Bahngleisen, stark befahrene Angerstraße) wirksam in den Griff. Die Architekten verlegen die Angerstraße etwas näher zur Bahn und bilden auf dem südlichen Teil des Geländes drei U-förmige Gebäude, die entlang der Angerstraße jeweils fünfstöckig sind. Nach Norden hin nimmt die Geschosshöhe ab.

Familienfreundliches Zuhause
Besonders überzeugt hat die Jury das Freiraumkonzept: Es gibt privates Grün in den Innenhöfen und, davon klar abgegrenzt, ein großzügiges öffentliches Grünband mit Fuß- und Radwegen. Diese Grünflächen stellen auch einen Puffer zu den vorhandenen Einfamilienhäusern dar und bieten viel Platz zum Erholen und Spielen. Integriert ist in der Wohnsiedlung auch eine Kindertagesstätte. Für den Kfz-Verkehr erschlossen wird das Wohnquartier von der Angerstraße, an der sich die Zufahrten zu den Tiefgaragen befinden. Das Wohngebiet selbst ist somit autofrei. Zu den Schlüterhallen wird eine Fuß- und Radwegverbindung als Unterführung geschaffen.

Parketagen statt ebenerdiger Stellflächen
Der Ideenteil umfasst das heutige Areal eines Verbrauchermarktes. Dieser Nahversorger soll selbstverständlich erhalten bleiben. Die Planer schlagen vor, das Gebäude abzubrechen und direkt an der Angerstraße neu zu errichten. Die notwendigen Parkplätze können über oder unter dem Gewerbe entstehen. Platz wird so für eine Fortsetzung der variantenreichen Wohnbebauung nördlich des Einzelhandels gewonnen.

Großes Interesse an den Plänen
Eine öffentliche Ausstellung der Wettbewerbsentwürfe im Rathaus ist auf großes Interesse gestoßen, besonders bei Bürgerinnen und Bürgern aus der Nachbarschaft des geplanten Quartiers. Auch von dieser Seite gab es für das Sieger-Konzept viel Lob. Nur wenige Bedenken wurden vorgebracht, die im weiteren Verfahren berücksichtigt werden sollen.
Der Entwurf der 03 Architekten ist nun Grundlage für eine konkrete Planung und die anschließende Durchführung des Bebauungsplanverfahrens durch die Stadt Freising. Investor Ralf Büschl hofft, dass die rechtlichen Schritte noch im Jahr 2017 abgewickelt werden können – und es 2018 losgeht mit der Realisierung des Wohngebiets.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Mai 2016.
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