Wie „öko“ ist Freising eigentlich? Seit es Fräulein Lose gibt, wissen wir: Sehr! Die Idee des verpackungsfreien Einkaufens war in der Domstadt zwar schon vorher bekannt, aber Fräulein Lose hat dieser Bewegung einen neuen Schwung verpasst. Jeder kennt den Laden, in dem man qualitativ hochwertige Produkte mit Umweltbewusstsein verbinden kann. Doch wer sind die Frauen hinter der Ladentheke? Der FINK hat sich mit den Schwestern Daniela und Lisa Kronpass zum Interview getroffen.
Das Verhältnis zwischen Schwestern ist ja nicht immer grundsätzlich harmonisch. Wie ist das bei euch? Zofft ihr euch auch mal?
Lisa: Jeder zofft sich mal – das kommt in den besten Beziehungen vor.
Stichwort ökologischer Fußabdruck: Wo kommt euer achtsamer Umgang mit Ressourcen, euer Umweltbewusstsein her?
Lisa: Wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, kommt man am Thema „Umwelt“ zwangsläufig nicht vorbei. Das geht jeden was an!
Daniela: Ich liebe die Natur, bin gerne draußen. Es schmerzt mich, zu sehen, wie der Mensch mit der Umwelt umgeht, wo sie so wichtig für uns ist. Das Bewusstsein war immer da, hat sich durch Eindrücke allerdings noch mehr gefestigt.
Gibt es ein Schlüsselerlebnis, das euch zu Fräulein Lose geführt hat?
Lisa: Dani war als Singlehaushalt genervt von den vorgeschriebenen Verpackungsgrößen, man muss einfach 500 Gramm Nudeln oder 10 Gramm Gewürze kaufen. Bei uns läuft das einfach nach dem persönlichen Bedarf ab – jeder kauft das, was er verbraucht.
Daniela: Ich komme aus der Gastronomie und den Umgang mit Lebensmitteln, die Verschwendung, war ich leid. Das ist alles so selbstverständlich. Zudem geht’s immer mehr um Quantität und Qualität. Alles so schnell wie möglich. Fräulein Lose soll zum Entschleunigen beitragen.
Macht ihr zusammen Urlaub?
Lisa: Wir waren letztes Jahr mit der ganzen Familie in Kroatien.
Daniela: In der Regel aber nicht.
Wo geht ihr im Urlaub einkaufen?
Lisa: Auf den Märkten gibt es immer die Möglichkeit ohne Verpackung einzukaufen. Oder man nimmt sich einen Vorrat von Fräulein Lose mit.
Daniela: Ich gehe gerne auf den Markt. In anderen Ländern wird das richtig zelebriert. Alles frisch und saftig.
Habt ihr ein Auto?
Lisa: Wozu ein Auto, wenn man Fahrrad fahren kann?
Daniela: Ich habe einen VW Golf. Er steht mittlerweile fast nur noch, da ich ganz aktiv Rennrad fahre.
Wo ist Umweltbewusstsein in Freising (noch) schwer umzusetzen?
Lisa: In Freising gibt es noch einiges zu tun. Am einfachsten wäre es auf Coffee-to-Go Becher und Einwegbesteck in der ganzen Stadt zu verzichten.
Daniela: In Restaurants. Da könnte man mehr tun und nachhaltiger wirtschaften.
Was würdet ihr euch diesbezüglich von Schulen wünschen?
Lisa: Mehr Aufklärung und Schwerpunkte auf das Thema Umweltschutz und die Folgen unseres Verhaltens auf die Umwelt und Lebewesen setzen. Oder ein Fach unterrichten, in dem es um praktische Tipps zum Thema Umweltschutz geht. Das kann echt spannend sein!
Daniela: Aufklärung! Bei jüngeren Menschen fängt es an. Man sollte insofern unterstützen, dass sich ein Bewusstsein entwickeln kann. Gezielt Thematiken zum Thema Nachhaltigkeit und Umwelt im Unterricht aufgreifen und die Meinungen der Schüler einholen.
Was habt ihr für eine Botschaft an Coffee-to-go-Trinker?
Lisa: Das ist so 2000! 2019 kann jeder umsteigen. Du bist einer von 320.000 Deutschen, der stündlich einen Kaffee kauft. Einwegbecher bestehen überwiegend aus Papierfasern, für deren Herstellung in der Regel Neumaterial eingesetzt wird. Es werden praktisch keine Recyclingpapierfasern genutzt, deswegen müssen für die Herstellung neue Bäume gefällt werden. Weil die Einwegbecher nicht nur aus Pappe, sondern anteilig auch aus Kunststoff bestehen, wird auch Rohöl zur Becherproduktion benötigt. Dazu kommt noch der Plastikdeckel, gelegentlich ein Rührstäbchen, Papiermanschetten oder Tragebecher aus Pappe. Also kommt zu uns und befüllt eure Becher!
Daniela: Die sind bei uns jederzeit will kommen. Wir geben unseren Kaffee in Recup-Bechern aus – das ist eine gute Sache. Und der Kaffee ist zudem unschlagbar.
Wie verpackt ihr eure Weihnachtsgeschenke?
Lisa: In Stoffen oder Zeitungspapier. Sieht auch schön aus.
Daniela: In schönem Stoff mit Kordel.
Und wenn ihr mal Schnupfen habt…?
Lisa: Bei Fräulein Lose gibt’s Taschentücher aus 100 Prozent Bambus. Ungebleicht, tierfreundlich, ganz ohne Plastikverpackung.
Daniela: Wir haben Taschentücher aus Bambus im Sortiment. Wobei ich auch nichts gegen Stofftaschentücher habe.
Und wenn euch die Lust auf Fast Food packt?
Lisa: Einfach selbst machen.
Daniela: Ist bei Vegetariern nicht so an der Tagesordnung – wenn die Lust mal aufkommt, mache ich gerne selbst Burger oder Pizza.
Was ist euer Lieblingsprodukt bei Fräulein Lose?
Lisa: Die veganen sauren Äpfel und die Haarseife mit Melissenduft.
Daniela: Die vegane Mandel-Zartbitterschokolade.
Was sagt ihr Kunden, die mit einem fetten SUV vorfahren?
Lisa: Ich finde den Satz „leben und leben lassen“ hier perfekt. Wenn sich jemand mit dem Thema verpackungsfreier Einkauf beschäftigt und somit seinen Plastikverbrauch überdenkt, ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Jeder hat seine Schwächen, aber man sollte niemanden verurteilen, der versucht etwas zu verändern. Jede kleine Veränderung hat positive Auswirkungen auf die Umwelt. Außerdem ist niemand so fehlerlos, dass er einen anderen verurteilen kann. Durch
das Vorleben erreicht man die Leute mehr als durch Diskussionen oder den Fingerzeig.
Daniela: Ich sage auch: „leben und leben lassen“ – man kann Menschen nicht zum Umdenken zwingen. Es ist ja schon ein erster Schritt, dass sie zu uns kommen. Alles Weitere kann ja noch folgen!
Wenn jeder Mensch diesen Tipp beherzigen würde, wäre die Welt eine bessere. Welcher Tipp wäre das von euch?
Lisa: Sich die Frage stellen: Was brauche ich wirklich? Geht es auch anders? Oft sind wir gefangen in unseren Gewohnheiten. Wenn man sich selbst bewusst hinterfragt, merkt man eigentlich erst, wie viel unnötiges Zeug man zu Hause hat und mit wie „wenig“ man eigentlich glücklich sein kann. Jede kleine Veränderung zählt!
Daniela: Esst weniger Fleisch, und wenn, dann nur qualitativ hochwertiges, oder verzichtet darauf. Achtet auf Produkte ohne Tierversuche. Es gibt so viel Tierleid, da der Mensch oft unersättlich und unbewusst ist.
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom März 2019.
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