Start-up im Vielfeld
Landwirtschaft, aber bitte nachhaltig

Der Karrierewechsel führt zum Start-up-Unternehmen: Der ursprünglich in der Automobilbranche tätige Ingenieur Björn Simon und der gelernte Hörakustiker Raphael Placidus begegnen sich zum ersten Mal auf dem Hof von Toni Naderer. In diesem Biobetrieb arbeitet Placidus hauptberuflich als Gärtner, seitdem er nach seinem Meister als Hörakustiker diesen Beruf an den Nagel gehangen hat, und Simon stoßt im Sommer 2020 als Erntehelfer dazu. Die beiden verstehen sich auf Anhieb, sie teilen dieselben Ansichten, hegen beide großes Interesse an nachhaltiger und ökologischer Landwirtschaft. Aus dieser zufälligen Begegnung entsteht kurze Zeit später das Start-up Unternehmen „Vielfeld“. 

Vielfeld ist ein Unternehmen, dem der Aspekt der Nachhaltigkeit besonders wichtig ist. Also haben sich die klugen Köpfe auch ebenso umweltfreundliche Verkaufsmethoden überlegt. Die Vielfeld-Abo-Kisten gibt es in verschieden Varianten: für Singles, Zweipersonenhaushalte, Familien und Studenten-WGs. Dabei gibt es für Studenten einen 25% Rabatt. Diese Kisten werden mit verschiedenem Gemüse aus der breiten Auswahl befüllt wie Salate, Wurzelgemüse, Kräuter oder vieles mehr.

Die Kisten können wöchentlich an einer der fünf Abholstationen in Freising oder München abgeholt werden. Jedoch hat Vielfeld auch einen eigenen Hofladen in Willertshausen bei Au geöffnet, der es Kunden samstags ermöglicht, direkt vor Ort Gemüse zu erwerben. Außerdem beliefert das Unternehmen zusätzlich Feinkost- und Unverpacktläden in Freising.

Was das Start-up so besonders macht, sind die Formen, mit denen sie die verschiedenen Kulturen gewinnen.

Das Team richtet sich zunächst auf einem halben Hektar Feldfläche ein, auf dem die beiden weitestgehend ohne schwere Maschinen und möglichst schonend pflanzen. Dabei orientiert sich die Anbaumethode an der Permakultur. Um die Ackerflächen zu jeder Jahreszeit mit ausreichend Nährstoffen zu versorgen, arbeitet das Team mit Mischkulturen, Zwischenfrüchten und Untersaaten, außerdem mit biologischem Naturdünger. 

Mischkulturen bedeuten schlichtweg den ständig wechselnden Anbau bestimmter Gemüsesorten, dies führt zur dauerhaften Verbesserung der Nutzflächen. Jedoch können Kulturen auch direkt voneinander profitieren. Ein praktisches Beispiel: Werden Zwiebeln zusammen mit Karotten gepflanzt, so hält der Geruch der Zwiebel die Schädlinge von der Karotte fern. 

Untersaaten können beispielsweise Klee, Lupinen oder Ackerbohnen sein. Diese werden zeitgleich mit dem Gemüse eingesät und haben die Fähigkeit Stickstoff aus der Luft zu binden und diesen als natürlichen Dünger an den Boden und somit auch an die Gemüsesorten abzugeben.

Eine Zwischenfrucht wird hingegen nach der Gemüsekultur ausgesät und dient als Bodendecker über den Winter. So werden die Nährstoffe im Boden erhalten und werden nicht „ausgewaschen“. 

Außerdem ist es Vielfeld besonders wichtig, ihre Felder mit ideal abgestimmten Nährstoffen zu „füttern“ und unterziehen ihre Flächen einer Bodenanalyse nach William A. Albrechts Art. Dieser war Leiter des Instituts für Bodenkunde und betrachtete nicht wie allgemein üblich nur die Kalium- und Stickstoffwerte, sondern auch die Basensättigung der einzelnen Stoffe und das Kationen-Gleichgewicht. So kann der Humusaufbau bestmöglich gefördert werden, um die beste Qualität für ihre Kunden zu produzieren.                                                       
(Denice Fuchs)

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom Oktober 2021.
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