Die Erzdiözese München und Freising führt seit einigen Jahren größere Umgestaltungsmaßnahmen auf dem Freisinger Domberg durch. Eines der wichtigsten Projekte ist die Neuausrichtung und bauliche Sanierung des Bildungszentrums der Erzdiözese, das das Residenzgebäude und den daran anschließenden Beherbergungstrakt umfasst, und seit 1977 unter dem Namen „Kardinal-Döpfner-Haus“ („KDH“) firmiert.
Die Planungen zur Sanierung des Freisinger Residenzgebäudes und zum Neubau des Erweiterungsbaus begannen vor rund sieben Jahren. 2015 wurde der erste Architekturwettbewerb vorbereitet und im Frühjahr des darauffolgenden Jahres ausgeschrieben. Ein Jahr später, zum Jahresanfang 2017, waren die Siegerentwürfe für die Sanierung und den neuen Anbau gekürt. Der erstplatzierte Entwurf des Berliner Architekturbüros „gmp International“ wurde von den Freisingerinnen und Freisingern intensiv diskutiert.
Im Dezember 2018 gab das Erzbistum München und Freising bekannt, aufgrund „massiver Kostensteigerung“ die Planungen zu modifizieren. Denn wie eine Kostenberechnung zeigte, wären für die Bauausführung des Siegerentwurfs statt der ursprünglich veranschlagten 53 Millionen Euro beinahe doppelt so hohe Kosten von rund 94 Millionen Euro entstanden; diese Kostensteigerung war den deutlich gestiegenen Baupreisen geschuldet sowie den neu in die Berechnung aufgenommenen und zuvor nicht ausreichend berücksichtigten Projektbestandteilen (Tragwerk, Abbrucharbeiten, Brandschutz, denkmalpflegerische Belange). Um die Kosten zu senken, entschloss das Erzbistum München und Freising, die bis dahin bestehenden Pläne zu überdenken und das Bauvolumen zu verkleinern.
Ende Januar 2022 wurde mit den Abrissarbeiten des alten Anbaus begonnen; nach wenigen Wochen ist von dem 1960/61 als Priesterseminar errichteten und ab 1968 als Bettenhaus des Bildungszentrums genutzten Baus nichts mehr zu sehen (s. Abb.). An derselben Stelle soll ein neuer Erweiterungsbau emporwachsen. Die Vorentwurfspläne für die Sanierung der Freisinger Residenz und den neuen Bau (s. Abb.) stellte das Erzbistum München und Freising im Gestaltungsbeirat der Stadt Freising am 7. März 2022 vor. Die Pläne stießen auf breite Zustimmung. Der Entwurf des Berliner Architekturbüros Bruno Fioretti Marquez zeigt einen schlichten Baukörper, der westwärts an die Residenz anschließt. Damit bliebe der Charakter der Residenz als singulärer Baukörper erhalten. Im Rahmen der Sanierung der Residenz wird die Wiederherstellung des sogenannten „Steinernen Saales“, von weitem sichtbar durch seine markante achtachsige Fensterfront mit darüber liegenden Oculi, angestrebt. Als Reminiszenz an den einstigen großen Residenzturm, ist der Bau eines großen Turmes auf der Nordseite des Gebäudetrakts skizziert.
In der Sitzung des Gestaltungsbeirats im Frühsommer 2022 werden die überarbeiteten Pläne vorgestellt. Aktuelle Informationen: www.domberg-freising.de
Von Isabella Hödl-Notter
Abbildung: Der Vorentwurfsplan für die Residenz und den neuen Erweiterungsbau, März 2022. © Bruno Fioretti Marquez, Berlin
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom April 2022.
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