Seit einiger Zeit rückt ein Thema immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit: die Zukunft des Josef-Hofmiller-Gymnasiums. Die Übergabe der Trägerschaft von der Stadt an den Landkreis setzt in diesem Fall viele Dinge voraus, die Verhandlungen gestalten sich zäh. Und dann ist da noch eine wichtige Frage, die jüngst immer leidenschaftlicher diskutiert wird: Sanierung der Gebäude an der Vimystraße oder Neubau? Und wenn ein Neubau – wo?
Noch ist das Josef-Hofmiller- Gymnasium eine städtische Schule. Das soll sich jedoch ändern. Der Landkreis Freising wird, wie bei allen anderen Gymnasien im Landkreis auch, Sachaufwandsträger für das „JoHo“ werden. Erste Weichen wurden bei einem gemeinsamen Ortstermin von Landrat Helmut Petz und Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher Ende April 2021 gestellt – sieben Jahre, nachdem die Stadt Freising dem Landkreis den Stadtratsbeschluss mitgeteilt hatte, dass man beabsichtige, die drei weiterführenden Schulen aus der Obhut der Stadt zu entlassen und dem Landkreis als der eigentlich dafür zuständigen Ebene die Sachaufwandsträgerschaft zu übertragen. Was für die Karl-Meichelbeck-Realschule zum Jahresbeginn 2017 und für das Dom-Gymnasium am 1. Januar 2018 relativ reibungslos und schnell klappte, ist beim Josef-Hofmiller-Gymnasium von einer Realisierung noch weit entfernt. Inzwischen ist die Frage Neubau oder Sanierung zum Politikum geworden, die Überlegungen stehen noch ganz am Anfang. Der FINK hat einmal alle Anträge und Stellungnahmen sowie den Stand der Dinge zusammengetragen.
Die Schule war seit ihrer Gründung im Jahr 1960 in Trägerschaft der Stadt Freising. Das war bis zur Gebietsreform 1972 so auch gesetzeskonform. Als dann aber 1972 Freising zur kreisangehörigen Stadt wurde, hätten alle weiterführenden Schulen eigentlich in die Trägerschaft des Landkreises übergehen müssen. Doch mit Einverständnis des Kreises und auf Wunsch der Stadt behielt die Stadt die Trägerschaft für das Schul-Trio. 2014 beschloss der Stadtrat dann, das zu ändern. Nun sollte der Landkreis diese Aufgabe auf Antrag der Stadt übernehmen. Denn: Die Sachaufwandsträgerschaft für weiterführende Schulen ist eine Pflichtaufgabe für die Landkreise in Bayern. Dazu gehören insbesondere die Ausstattung mit einem Schulgebäude, Möblierung, Lehrmaterial, Technik und der Betrieb der Schule von der Heizung bis zur Reinigung. Die Stadt Freising erwartet von der Abgabe der freiwilligen Trägerschaft der Schule eine laufende finanzielle Entlastung – der Anlass für den Beschluss aus dem Jahr 2014.
Bei jenem Ortstermin im JoHo im April 2021 sprach der Landrat von einer „sympathischen Schule“. Danach wurden unter Vorsitz von Landrat und Oberbürgermeister die weiteren Schritte der beiden Verwaltungen besprochen. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe sollte den Zeitplan definieren und die anstehenden Arbeitspakete verteilen. „Optimalerweise merkt die Schulfamilie den Wechsel der Trägerschaft nicht“, so der Wunsch von OB Eschenbacher. Petz: „Nicht irgendwann, sondern in einem angemessenen Zeitraum wird das JoHo eine Schule des Landkreises Freising werden. Wir freuen uns auf eine hervorragende MINT-Schule in der Innenstadt Freisings.“ Doch wenn kein Wunder geschieht, werden noch Jahre ins Land ziehen.
Denn schon bis jetzt gibt es Verzögerungen: 2018 wurde die Stadt vom Landkreis unterrichtet, dass die Verhandlungsgespräche erst dann fortgesetzt werden könnten, sobald die vertraglich vereinbarten Maßnahmen an den beiden bereits übertragenen Schulen abgeschlossen seien. Das konnte allerdings erst im Laufe des Jahres 2020 festgestellt werden. Und weil dann auch noch Corona kam, wurden erste ernsthafte Gespräche erst im Jahr 2021 aufgenommen. Inzwischen hat man Arbeitsgruppen gebildet, die weitere Gespräche führen. Erschwert werden die Verhandlungen vor allem dadurch, dass das Josef-Hofmiller-Gymnasium baulich in seinen ältesten Teilen sanierungsbedürftig ist, dass das Hallenbad an der Jochamstraße bekanntlich seit Jahren nicht mehr betrieben werden kann, deshalb die darüber liegende Zweifach-Turnhalle ebenfalls alt und keinesfalls mehr ausreichend ist, und dass es – nicht zu unterschätzen – eine Sternwarte am JoHo gibt, auf die die Schulfamilie nur ungern verzichten würde, sollte es zu einem Neubau kommen.
Zum jetzigen Zeitpunkt ist also auf jeden Fall schon klar, dass mit der Übernahme der Schule durch den Landkreis bauliche Maßnahmen notwendig sein werden – sei es eine Sanierung oder ein Neubau. Um belastbare Ergebnisse zu bekommen, sollen neben den schon erfolgten Untersuchungen weitere Analysen beauftragt werden. Ziel: eine Zukunftsstrategie. Untersucht werden muss auch das Erweiterungspotenzial am jetzigen Standort, falls man sich entschließt, das JoHo an der Vimystraße zu belassen. Und die Stadt wäre am Zug, wenn es darum geht, einen Standort für einen Neubau zu finden und die künftige Nutzung des dann verwaisten Areals an der Vimystraße festzulegen. Das alles ist nicht einfach, das alles kostet Geld und das alles kostet Zeit.
Geschichte als Hintergrund
Die Historie des Josef-Hofmiller-Gymnasiums beginnt mit den an das Dom-Gymnasium angegliederten „realistischen Klassen“, wie es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hieß. Die wurden dann 1952 zur Oberrealschule aufgewertet, was wegen der neun Jahrgangsstufen zu einem Neubau und zu der Abtrennung vom Dom-Gymnasium führte. Planung und Bauausführung zogen sich dann bis zum Herbst 1960 hin, bevor am 10. Dezember 1960 der erste Bauabschnitt an der Vimystraße eingeweiht wurde – damals unter dem Namen „Josef-Hofmiller-Oberrealschule“. Die erste Erweiterung ließ nicht lange auf sich warten: Schon 1964 wurde der zweite Bauabschnitt seiner Bestimmung übergeben. Das war nötig, weil da die städtische Mädchenoberrealschule mit Beginn des Schuljahres 1964/65 eingegliedert und deswegen auch ein „realgymnasialer Zweig“ eingeführt worden war. Seit 1. August 1965 heißt die Schule „Josef-Hofmiller-Gymnasium“. Das Anwachsen der Schülerzahl machte einen Erweiterungsbau mit Doppelturnhalle und Hallenbad notwendig, die im Jahr 1970 fertiggestellt wurden. Es folgten immer wieder kleinere Um- und Neubauten. 2008 wurde dann das sogenannte „Ei des JoHo“ fertiggestellt – die Aula, an die eine Küche angegliedert ist, über die die Mittagsversorgung der Schüler sicherstellt wird.
von Andreas Beschorner
Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom März 2022.
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