Naturparadies und Biogärtnerei
Der Naturgarten Schönegge ist Ausbildungsbetrieb für Ben

Er ist im Landkreis Freising ein Begriff: der Naturgarten Schönegge. Das kleine Familienunternehmen liegt im Gemeindedreieck Nandlstadt, Au in der Hallertau und Attenkirchen. Hier haben die Brüder Horst und Erhard Schönegge ihre 1989 gegründete Biogärtnerei mit viel Engagement und Eigenleistung aufgebaut. „Gemüse biologisch, also möglichst im Einklang mit der Natur, anzubauen, war für uns von Beginn an selbstverständlich. Nach wie vor hoffen wir so einen wichtigen Beitrag zu einem nachhaltigeren Umgang mit unserer Natur und unseren Ressourcen leisten zu können.“ sagt Erhard Schönegge, Betriebsleiter des Naturgarten Schönegge.
Was zunächst als kleine Gemüsegärtnerei mit zwei Mann anfing, ist heute ein bunter Betrieb, der rund 40 Mitarbeitenden einen Arbeitsplatz bietet. Der Großteil des Teams ist dabei im Handelsunternehmen des Naturgarten Schönegge tätig, zu dem die Wochenmärkte, der Lieferservice Ökokiste und der kleine Hofladen mit Café vor Ort zählen. Doch auch der Gärtnereibetrieb wird mittlerweile von einer Handvoll fester Mitarbeiter unterstützt. Besonders am Herzen lagen den beiden Betriebsgründern dabei seit jeher ihre Auszubildenden. „Uns ist es schon immer wichtig gewesen, unser Wissen über Anbau, Pflege und Ernte im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung sowie Grundkenntnisse der Gemüse-Vermarktung an junge und interessierte Menschen weiterzugeben“, so Erhard Schönegge. Die Gärtnerei bietet daher regelmäßig bis zu drei Auszubildenden einen Platz für die Ausbildung zum Gemüsegärtner/zur Gemüsegärtnerin an.
„Aktuell sind bei uns fünf Auszubildende, drei Jungs und zwei Mädels. Damit sind wir einer der wichtigsten Ausbildungsbetriebe in den Bezirken Ober- und Niederbayern, die insgesamt nur etwa 30 Ausbildungsplätze in dieser Branche zu verzeichnen haben“, weiß Erhard Schönegge. „Besonders stolz bin ich darauf, dass meine Lehrlinge oft mit Bestnoten abschneiden. Das alleine sagt schon einiges über unseren Betrieb aus.“
Über einen Mangel an Nachfrage konnten sich der Naturgarten Schönegge noch nie beklagen. Viele der Auszubildenden haben vorher ein Praktikum in der Gärtnerei absolviert, waren längere Zeit als Wwoofer (world wide opportunities on organic farms) im Betrieb dabei oder haben sich nach ihrem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) im Naturgarten Schönegge zu einer Ausbildung zum Gemüsegärtner entschieden.
Auch Ben, der aktuell im letzten Lehrjahr der Ausbildung steckt, konnte schon während seinem FÖJ sowohl den Betrieb kennenlernen als auch in den Berufszweig des Gärtners reinschnuppern. „Mir haben vor allem die Menschen gefallen, mit denen ich im Betrieb zu tun hatte. Und natürlich das Draußensein, das Tun mit den eigenen Händen. Es gibt nichts Schöneres als seine Hände in die sonnengewärmte Erde zu tauchen, die nach gesundem Boden duftet und dann die Pflanzen wachsen zu sehen und später das fertige Gemüse zu ernten. Es ist ein Kreislauf, den man immer wieder neu schaffen und begleiten kann. Das macht schon Spaß“, sagt Ben. Doch leicht haben die Auszubildenden es oft nicht. Gärtnern und vor allem das Erwerbsgärtnern ist meist harte körperliche Arbeit, die häufig draußen stattfindet – und das bei jeglichen Temperaturen. „Oft müssen wir im Sommer mittags aufhören und dann abends weitermachen, weil es sonst zu heiß ist. Und im Herbst frieren einem schon mal die Finger ein, wenn man bei Minusgraden in der Früh auf dem Acker steht und Kohl oder Salat ernten muss“, berichtet Ben von seinen Erfahrungen. „Und trotzdem weiß man, dass das, was man tut, Sinn macht und für die Menschen wichtig ist. Schade nur, dass nicht jeder zu schätzen weiß, wie viel Arbeit in so einem Bund Radieschen oder einer Schale Erdbeeren steckt“, fügt er noch hinzu. Tatsächlich ist es oft nicht leicht für den kleinen landwirtschaftlichen Betrieb finanziell gut um die Runden zu kommen. „Die Agrarpolitik ist schon seit Jahrzehnten eine komplette Katastrophe! Wir bräuchten dringend eine Förderstruktur, die eine ökologische Lebensmittelproduktion unterstützt, keine Industrieware“, findet Erhard Schönegge. Hoffnung machen ihm an dieser Stelle die jungen Menschen, die sich für den Beruf des Bio-Gärtners interessieren, obwohl man davon nicht reich wird, seine Mitarbeiter, die mit viel Engagement versuchen wertvolle Biolebensmittel zu vermarkten, und seine Kinder, die sich schon jetzt in den verschiedenen Bereichen des Betriebs miteinbringen und versuchen, die Philosophie, die er und sein Bruder Horst dem Betrieb eingehaucht haben, weiterleben zu lassen.

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom März 2023.
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