Eine Gemeinschaftsaufgabe
Versorgung und Unterbringung der Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet

Täglich erreichen uns neue Schreckensnachrichten aus dem Kriegsgebiet. Vor dem andauernden bewaffneten Konflikt, der auch in der Zivilbevölkerung bereits zahlreiche Todesopfer gefordert hat, fliehen Millionen Menschen aus völlig zerstörten Städten in Richtung Westen. Zahlreiche Kriegsflüchtlinge sind mittlerweile auch im Landkreis Freising angekommen – und täglich werden es mehr. Klare Worte von Landrat Helmut Petz: „Wir sind auf die ankommenden Geflüchteten gut vorbereitet. Wir können Gott sei Dank auf die Erfahrungen aus der Flüchtlingskrise 2015 zurückgreifen und haben nach wie vor höchst strukturierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Landratsamt und in den Hilfsorganisationen.“

Die rasant steigende Zahl der Geflüchteten stellt die Behörden aber vor große Herausforderungen. Innerhalb von zehn Tagen schickte die Regierung von Oberbayern sechs Busse mit Geflüchteten in den Landkreis Freising, im Durchschnitt besetzt mit 40 bis 50 Menschen. Und wenn diese Ausgabe des FINK erscheint, wird die Situation schon wieder ganz anders sein. Das Wichtigste ist natürlich, diesen von der Flucht völlig erschöpften Menschen schnell ein Dach über dem Kopf, Verpflegung und das Nötigste zum Leben zu bieten. Darum fiel schnell die Entscheidung, Turnhallen als Notunterkünfte vorzubereiten. Und das geschah in Rekordzeit. „Erneut zeigt sich in dieser Situation, wie gut die Zusammenarbeit des Landratsamts mit den Hilfsorganisationen im Landkreis Freising funktioniert“, sagt Landrat Petz. Die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer von Feuerwehr, THW, BRK und Johannitern arbeiten Hand in Hand – wie ein Uhrwerk. Angesichts der schieren Zahl von Flüchtlingen dauerte es nicht mal eine Woche, bis die erste Sporthalle in Moosburg belegt werden musste.

„Unheimliche Dankbarkeit“

„Wir erleben eine unheimliche Dankbarkeit“, sagt Werner Wagensonner, Leiter des Sozialamts am Landratsamt. „Diese Menschen sind vom Krieg gezeichnet und einfach nur dankbar dafür, dass sie hier aufgenommen und herzlich empfangen werden.“ Das bestätigen auch die ehrenamtlichen Dolmetscher, die das Landratsamt derzeit unterstützen und dafür viele Stunden investieren. In Gesprächen mit den Menschen aus der Ukraine sei zu hören, wie froh sie sind. „Und das sind wir den Männern, die in der Ukraine bleiben mussten, um ihr Land zu verteidigen, auch schuldig. Dass sie wissen, dass ihre Frauen und Kinder in Sicherheit sind“, sagt Anita Meinelt, stellvertretende Landrätin.

Um auf die Flüchtlingswelle und Bedürfnisse der teils schwer traumatisierten Menschen aus der Ukraine bestmöglich vorbereitet zu sein, arbeitet das Landratsamt Freising in engster Abstimmung mit den Hilfsorganisationen sieben Tage die Woche mit Hochdruck an der Schaffung, Erweiterung und Verbesserung der notwendigen Infrastrukturen. Dabei profitiert man von den Erfahrungen aus der Flüchtlingswelle im Jahr 2015, vom großartigen ehrenamtlichen Engagement der Bevölkerung und Hilfsorganisationen sowie von der Einsatzbereitschaft vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Landratsamt. Das ist nicht selbstverständlich. Immerhin trifft uns die Flüchtlingskrise inmitten der Corona-Pandemie. Damit steigt das ohnehin schon straffe Arbeitspensum weiter an. Obwohl sich manche Helferinnen und Helfer aus dem Landratsamt und den Hilfsorganisationen arbeitstechnisch quasi seit der Syrienkrise im Jahr 2015 im Ausnahmezustand befinden, ist die Hilfsbereitschaft ungebrochen.

 

Unterkünfte gesucht

„Die Leute haben viel durchgemacht“, weiß Tobias Diepold, Leiter der Querschnittsverwaltung am Landratsamt. Deshalb ist es dem Abteilungsleiter auch besonders wichtig, dass die Geflüchteten, meist Mütter mit ihren Kindern, jetzt nicht schnell in eine private Unterkunft vermittelt werden, aus der sie schon nach wenigen Tagen wieder ausziehen sollen. Das sei schon verschiedentlich der Fall gewesen. „Diese Menschen müssen zur Ruhe kommen“, so Diepold. Und „Wohnraum ist Schutzraum“, ergänzt Florian Plajer, Leiter des Kommunalen Hoch- und Tiefbaus. Aus diesem Grund werden die Zimmer- und Wohnungsangebote genau geprüft. Ein Team beschäftigt sich mit der Registrierung, Überprüfung und Anmietung von großen Angeboten, eines mit Wohnungen in verschiedenen Größen und ein drittes mit der Unterbringung in Privathaushalten. Auch die Gemeinden helfen mit. Alle Hilfsangebote werden bearbeitet und so schnell wie möglich beantwortet.

Ein großer Dank gilt in diesem Zusammenhang all den Landkreisbürgerinnen und -bürgern, die mithelfen. „Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist überwältigend“, sagt Landrat Helmut Petz. Eine Vielzahl an Angeboten ist innerhalb kürzester Zeit beim Landratsamt eingegangen – ob private Unterkünfte, Unterstützung als Dolmetscher, bei Behördengängen, für medizinische Versorgung oder Spenden. Für alle, die weiterhin ihre Hilfe anbieten möchten, hat das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration unter www.ukraine-hilfe.bayern.de eine Internetplattform ins Leben gerufen. Bürgerinnen und Bürger, die eine abgeschlossene Wohneinheit für Flüchtlinge zur Verfügung stellen wollen, finden auf der Homepage des Landkreises (Hilfsangebote kreis-freising.de) eine Abfrage für Mietobjekte, die bei der Zu- und Einordnung der Objekte hilft.

Die Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten, die Koordinierung der Hilfsangebote, die Registrierung der Menschen, damit sie Geld und Krankenversicherung zur Verfügung haben – das sind nur einige der Aufgaben, die die Führungsgruppe Katastrophenschutz, die Mitarbeiterin Sozial- und Ausländerverwaltung und die vielen Freiwilligen der Hilfsorganisationen derzeit stemmen. Und der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab.

Landkreis Freising (Susanne Zottmann, Robert Stangl)

Dieser Artikel erschien im FINK-Magazin vom April 2022.
In unserer Bibliothek können Sie diese und alle anderen Ausgaben der letzten Jahre online lesen.

zur Bibliothek...

weitere Artikel zu diesem Thema: